»Bodenständig, doch offen für Trends«: Freiburgs Schreiner-Innung setzt auf Nachhaltigkeit und soziale Medien Handwerk | 15.03.2024 | Philip Thomas

Auf dem Bild ist die Ausstellung der Freiburger Meckelhalle Auf Holz geklopft: Ausstellung in der Freiburger Meckelhalle

Seit bald 200 Jahren macht sich die Freiburger Schreiner-Innung für ihr Handwerk stark.  Obermeister Bernd Schwär geht mit der Zeit und vereint erfolgreich Trends mit Tradition: Zuletzt meldeten sich mehr Lehrlinge für die Gesellenprüfung im Sommer an als in den Jahren zuvor.

Bernd Schwär leitet die Geschicke der Freiburger Schreiner-Innung seit nunmehr 30 Jahren. Der Verband besteht bereits seit 1828. „Das Schreiner­handwerk ist in unserer Region sehr traditionell dem Holz verbunden“, erklärt der Obermeister. Beliebt seien vor allem heimische Hölzer wie Tanne, Fichte, Kirschbaum, Nussbaum, Birke sowie verschiedene Obstsorten.

Die Freiburger Innung versteht sich als Bindeglied zwischen Handwerkskammer, Kreishandwerkerschaft, Fachverband, Berufsschulen und politischen Gemeinschaften. 75 Mitgliedsbetriebe sind derzeit unter ihrem Dach. Einmal im Jahr hält sie die Gesellenprüfung ab, dieses Jahr vom 15. bis 26. Juli. 35 Lehrlinge sind aktuell dafür angemeldet und damit mehr als in den vergangenen Jahren. In den Jahren vor der Pandemie waren es 25 bis 30 Teilnehmer.

Nicht jeder bleibe dem Schreinerhandwerk nach bestandener Prüfung treu. Viele nutzten die Ausbildung als Sprungbrett. „Das sehen wir nicht negativ, da viele auch in angrenzenden Bereichen arbeiten oder sich weiterbilden bei Architekten, etwa als Holztechniker. Diese Synergieeffekte nutzen den Schreinerbetrieben auch“, erklärt Schwär. Trotzdem bleibe es eine Herausforderung, junge Menschen für das Schreinerhandwerk zu begeistern. „Wir betreiben gezielte Öffentlichkeitsarbeit nach außen wie nach innen“, sagt er.

Auf dem Bild sieht man Lorenzo Reiser mit einem Wagen der Innungssieger wurde

Ausgezeichnet: 2023 wurde Lorenzo Reiser mit einem Wagen Innungssieger.

Ein wichtiger Werbeträger sei der nachhaltige Werkstoff selbst: „Holz ist ein natürlicher und nachwachsender Werkstoff, aus dem man herstellen kann, was einem gerade kreativ einfällt oder was der Kunde sich gerade ausgedacht hat.“ Zum Einsatz kommen auch Materialien wie Glas, Edelstahl, Stein oder Kunststoffe. „Viele Varianten werden auch mit Möbel- und Baubeschlägen realisiert“, so Schwär.

Politisch setzt die Innung auf Neutralität. „Man kann immer konstruktive Unterstützung gebrauchen“, kommentiert Schwär. Neben dem Fachkräftemangel beklagen die Handwerker hohe Stromkosten sowie Löhne auf Vor-Pandemie-Niveau.

Die Schreinergilde gehe mit der Zeit. Wichtig ist für Schwär, dass Unternehmen ihre Produktionen auf das digitale Zeitalter umstellten. Auch für Präsenz in den Sozialen Medien macht sich der 76-Jährige stark: „Das Schreinerhandwerk ist in der Region sehr bodenständig, doch offen für neue Trends, Strömungen, für Zeitgeist sowie neue Formen und Gestaltungsmöglichkeiten.“

Fotos: © Schreiner-Innung Freiburg