Bei Anruf Aufklärung: Freiburgerin kämpft mit „NoA“ gegen Belästigung Kultur | 04.03.2022 | Anna Macho

Es gibt Situationen, in denen „Nein“ nicht reicht. Belästigten bleibt dann oft nur das Herausgeben einer Handynummer. Mit „der Nummer ohne Anruf – NoA“ hat eine Freiburger Studentin eine Lösung geschaffen. Um sich zu schützen, können bedrängte Personen die falsche NoA-Nummer rausgeben. Bei Textnachrichten an NoA folgt dann eine automatisierte Ansage über belästigendes Verhalten

Auch die Freiburger Studentin Jasmin Aboudhaq hat Belästigung erlebt: „Nicht alle akzeptieren ein Nein“. Im Januar gründete die 26-Jährige deshalb das Projekt „Nummer ohne Anruf“. NoA soll helfen, grenzüberscheitendes Verhalten zu bekämpfen. Einerseits sollen Betroffene in ihrer Selbstbestimmtheit bestärkt werden. Andererseits sollen möglichst viele Personen lernen, Grenzen zu respektieren.

Wer sich belästigt fühlt und seinem Gegenüber nicht seine richtige Telefonnummer aushändigen möchte, kann die von NoA bereitgestellte Nummer 0157/53024990 aushändigen. Versucht der oder die Fremde, diese Nummer anzuschreiben, klärt bei allen gängigen Messengerdiensten wie Whatsapp, Telegram, Signal oder SMS eine automatische Textnachricht auf.

Wird NoA angerufen, ertönt eine standardisierte Bandansage. Sie informiert, dass sich jemand unwohl gefühlt hat und leitet auf die NoA-Website weiter. Dort gibt es Tipps, wie die Grenzen anderer besser geachtet werden können. Empfohlen wird etwa, nicht nach Nummern zu fragen, sondern lieber die eigene zu geben. Angesprochene Personen können so selbst entscheiden, ob sie Kontakt aufnehmen möchten.

Nach 4000 Anrufen binnen zwei Tagen war das System kurzzeitig überlastet. Aboudhaq vermutet, dass viele Anrufer NoA testen wollten. Mit diesem Ansturm hatte sie dennoch nicht gerechnet: „Die Anruferzahlen sprengen meine Erwartungen.“ Sie freue sich, damit Menschen in Notlagen helfen zu können.

In Deutschland haben 60 Prozent aller Frauen im Laufe ihres Lebens mindestens eine Form von sexueller Belästigung erlebt, so eine Studie der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte. NoA sei aber für jeden Menschen: „Grenzüberschreitendes Verhalten kennt kein Geschlecht, keine Sexualität, keine Religion und keine Nationalität,“ so Abdoudhaq.

Für die Umsetzung brauchte Abdoudhaq bloß ein Handy mit SIM-Karte, einige Apps und eine Flatrate sowie Hostingservice. Die bisherigen Kosten von insgesamt etwa 200 Euro habe sie mithilfe von Spenden decken können. „Das wirkt vielleicht nach nicht viel, ist für eine Studentin ist das aber eine Menge Geld“, kommentiert Abdoudhaq, die bereits die nächsten Schritte plant: Unterstützer finden, Plakate, Flyer und Sticker drucken. Danach soll eine NoA-App kommen.

Foto: © Jessica Meyer