Buch-Rezi: Bad Regina – Groteskes aus den Alpen Kultur | 27.02.2021 | dob

Buchcover Bad Regina

Ruinen, Verfall und derangierte Menschen. Ganze 47 sind übrig geblieben in Bad Regina, jenem einst mondänen Kurort in den österreichischen Alpen. Othmar etwa, der Alt-Punk, dessen Lederjacke sich über dem veritablen Bierbauch nicht mehr schließen lässt und dessen Gedanken meist eine wilde Horde ohne Hirten sind. Vor allem dann, wenn er aus der Luziwuzi-Bar wankt, der einzig verbliebenen Spelunke des Dorfes.

Der dubiose chinesische Geschäftsmann Chen kauft den Bewohnern nach und nach ihre Häuser für horrende Summen ab. Die Menschen verschwinden dann, ohne sich zu verabschieden. Doch was für ein Plan steckt dahinter? Die Antwort gibt der österreichische Erfolgsautor und Regisseur David Schalko („Schwere Knochen“) auf 400 launig geschriebenen Seiten.

„Bad Regina“ ist sein fünfter Roman – eine Groteske über den alpinen Massentourismus, die europäische Migrationspolitik und die allgemeine Gefühlsverwahrlosung. Schalko bewegt sich dabei stilsicher, wenn auch viel krawalliger, in der Tradition eines Thomas Bernhard. Und dieser war bekanntlich der oberste literarische Nestbeschmutzer Österreichs. „Von Jahr zu Jahr leerte sich Bad Regina wie das Gebiss von Othmar“, schreibt er. Doch Othmar hat in seinen wenigen lichten Momenten einen Plan. Dass dieser nicht so richtig aufgeht, das liegt in der Natur der Sache. 

Buchcover Bad Regina

Bad Regina
von David Schalko
Verlag: Kiepenheuer & Witsch, 2020
400 Seiten, gebunden
Preis: 24 Euro