CD-Rezi: „Hell“ von den Ärzten Kultur | 24.11.2020 | Philip Thomas

die ärzte

Jahrelang herrschte in Deutschland akuter Ärztemangel. Nun sind Bela, Farin und Rod zurück. „Hell“ ist ihr erstes Album seit dem völlig in Vergessenheit geratenen „Auch“ von – wahrscheinlich – 2012.

„Führt uns wieder zurück ins Rampenlicht, aber eigentlich brauchen wir die Lampe nicht, denn wir leuchten im Dunkeln, wir blitzen und funkeln“, erschreckt Frontmann Farin Fans gleich zu Beginn mit Autotune. Nicht jeder Gag zündet. So wie auch die erste Single „True Romance“, in der die beiden Sprachassistenten Siri und Alexa mit feixen Zweckreimen miteinander verkuppelt werden. Dafür klingt „Das letzte Lied des Sommers“, direkt nach „Westerland“ und die Single „Morgens Pauken“ erinnert mit geschrammelten Riffs angenehm an „Unrockbar“.

Mit Falten im Gesicht und dem Schalk im Nacken sezieren die gealterten Ärzte Politik, Populismus und ihre eigenen Pointen: „Warum spricht eigentlich niemand über Gitarristen“, fragt ausgerechnet der Klampen-Künstler der Combo auf dem gleichnamigen Track. Himmlisch: Auf dem obligatorischen Anti-AFD-Song „Woodburger“ torpedieren die drei Ulknudeln Faschismus mit rosaroten Klischees. Das Warten hat sich gelohnt. Die drei Punks sind in Würde gealtert.

die ärzte - Hell

Die Ärzte
Hell
Rock
3 von 5 chilli-Schoten