CD-Rezi: „Ich bin“ von Oliver Scheidies Kultur | 31.07.2021 | Till Neumann

Oliver Scheidies Ich bin

Die offenen Wunden der menschlichen Seele entblößen. Das möchte der Freiburger Oliver Schei-dies mit seinem Debütalbum und „abgrundtief lustiger Poesie“. Zehn Lieder sind auf „Ich bin“ – eingespielt mit der „Kapelle für alle Fälle“.

Liedermacher Scheidies spielt Gitarre, textet und singt. Gleich im Opener „Maskenball im Tanzpalast“ zeigt er, wie tiefgründig das klingen kann: „Ich bin alles ich bin nichts, die Liebe hab ich abgegeben im Foyer an der Garderobe / wer sie findet, dem schenke ich mein Leben.“ Der Tango-Beat groovt federleicht, das Akkordeon zieht auf die Tanzfläche.

Scheidies hört man gerne zu. Die Stimme strahlt Ruhe aus, ein Geschichtenerzähler mit Wortwitz. Die Facetten sind zahlreich: Blues, Rock, Pop – die Songs sind mit Liebe zum Detail arrangiert. Ein Highlight ist „Die Welle“. Der Freiburger spricht mit dem Meer, schlafwandelt und fliegt zu sich selbst. Die sphärische Gitarre entführt in ferne Welten. Weniger überzeugend klingt „Deutschland Deutschland“, eine Kritik an der Republik, in der jeder auf jeden zielt. Da vermisst man die Raffinesse anderer Kompositionen.

Scheidies ist dennoch ein abwechslungsreiches und hörenswertes Debüt geglückt. Wer geistreiche Musik mit deutschen Texten schätzt, wird hier fündig. 

Oliver Scheidies Ich bin

Oliver Scheidies
Ich bin 
Singer/Songwriter

4 von 5 chilli-Schoten