„Das Augustinermuseum sind wir alle“ – Seit 100 Jahren ist das einstige Eremitenkloster ein bedeutendes Kulturhaus Kultur | 01.01.2024 | Erika Weisser

Die Skulpturenhalle des Augustinermuseums.

Seit knapp 20 Jahren macht das Haus oft als Dauerbaustelle von sich reden, die immer mehr Mittel aus dem städtischen Haushalt verschlingt. Kein Wunder: Das von Augustiner-Eremiten an seinem heutigen Standort errichtete Klostergebäude ist gut 700 Jahre alt und weist aus heutiger Sicht und Nutzung viele, auch durch Verschleiß bedingte Mängel auf, die heutigen Anforderungen nicht mehr entsprechen. Zumal es sich um ein wichtiges öffentliches Gebäude handelt: Das Augustinermuseum, das regionale Kunst- und Kulturschätze aus acht Jahrhunderten beherbergt und zu den bedeutendsten Museen am Oberrhein gehört. Im November feierte es sein 100-jähriges Bestehen.

Sechs Tage dauerte die Festwoche, die die neue Museumsdirektorin und Leitende Direktorin der Städtischen Museen Freiburg, Jutta Götzmann, mit der Feststellung eröffnete, dass wir alle“ das Augustinermuseum seien. Und damit meinte sie nicht nur die Geldgeber und Sponsoren, denen man „sehr dankbar“ sei. Auch nicht nur den sehr aktiven Freundeskreis des Museums, nicht nur die Historiker, Kunsthistoriker und Restauratoren, die das Museum am Leben erhielten. Sondern ebenso alle Besucher·innen aus Freiburg und Umgebung, für die es in dem am 12. November 1923 eröffneten „Bürgermuseum“ „viel zu entdecken“ gebe.

Alpensteinbock

Unter Heiligen: Der ausge­stopfte Alpensteinbock ziert als Geburtstagsgast und Leihgabe des Museums Natur und Mensch noch bis zum 4. Februar die Skulpturenhalle des Augustinermuseums.

Entsprechend einladend war das Festprogramm mit Angeboten für alle gestaltet; da gab es Yoga in der Skulpturenhalle, Krimi-Soundtracks oder meditative Musik auf der wunderbar restaurierten Welte-Orgel, Baustellenführungen, Blicke über die Schultern von Restaurator·innen, Speed-Dates mit Lieblingskunstwerken oder abendliche Taschenlampenführungen mit Kindern.

Ein ganz besonderes, über die gut besuchte Festwoche hinaus wirkendes Geschenk hatten sich die Mitglieder des Freundeskreises ausgedacht: Anlässlich des Jubiläums erwarben sie eine bisher in Privatbesitz befindliche signierte Öl­skizze des in Freiburg aufgewachsenen Malers Anselm Feuerbach – und schenkten sie dem Augustinermuseum. Gegenstand des um 1853 entstandenen Bildes ist ein heiteres dionysisches Gelage des Weingotts Bacchus, das nach den Worten der ersten Vorsitzenden Birgit Laschke-Hubert die bestehende Feuerbach-Sammlung „vortrefflich ergänzt“.

Der Verein sorgte noch für eine weitere Überraschung: Eine Sonderausstellung namens „Geburtstagsgäste“, die noch bis zum 4. Februar 2024 besucht werden kann, etwa bei den „Kunstpause“-Führungen unter dem Motto „Happy Birthday“. Es handelt sich dabei um Leihgaben aus 15 Institutionen, die dem Augustinermuseum partnerschaftlich verbunden sind. So ist in der Skulpturenhalle zwischen den klassischen Heiligenfiguren etwa ein Alpensteinbock anzutreffen: ein Tierpräparat aus dem Museum Mensch und Natur. Oder Pia Stadtbäumers Engel, der sonst im Museum für Neue Kunst beheimatet ist. Wenn das Augustinermuseum sein Dasein als Baustelle mal beendet, werden fast 100 Millionen Euro investiert sein.

Foto: © Patrick Seeger