Das »bierernste« chilli-Horoskop in der Flohmarkt-Edition Kultur | 06.08.2018 | Philip Thomas

Vor dem Sommerurlaub knapp bei Kasse? Der Flohmarkt um die Ecke schafft Abhilfe. Ob ihr dort endlich Omas olle Kristallgläser loswerdet, oder euch zum Sammler und Schnäppchenjäger aufschwingt, verrät Hobby-Astronaut Philip Thomas im chilli-Horoskop.

Du brauchst Geld. Und auf Diät bist du auch. Was liegt da näher, als deine Kochutensilien auf dem Flohmarkt zu versilbern. Zugegeben: Einige Gabeln haben schon bessere Tage gesehen und sind hier und da verbogen. Aber du kannst deinen Appetit eben so schlecht zügeln. Auch andere Geräte haben gelitten. Den Topf verkaufst du trotzdem. Als Sieb.

Tassen mit abgebrochenem Henkel, alte Räucherstäbchen, löchrige Socken und defekte Glühbirnen: Manche Stände auf dem Straßenmarkt haben statt Schätzen wirklich nur Plunder im Angebot. Manche Leute werfen eben nichts weg. Zwischen all dem kaputten Trödel fällt dir ein Gegenstand besonders auf: Ein Mülleimer, sogar unbenutzt …

Verschweißte Nähte und Schrauben aus Carbon: So eine Taucherausrüstung ist ganz schön teuer. Der nächste Flohmarkt und etwas Erfindergeist schaffen günstige Abhilfe. Dazu Goldfischglas, Topfhandschuhe, Fußballtrikot und Gartenschlauch und du bist fast für die Tiefsee gerüstet. Den fehlenden Heißkleber holst du im Baumarkt um die Ecke.

Die Sonne steht hoch über dem Sonntagsflohmarkt und langsam bekommst du wirklich Durst. Du würdest sogar einen Sonnenschirm kaufen, wenn es nur einen gäbe. Bevor der Schnäppchenjäger in dir den Hitzetod stirbt, handelst du den nächsten Verkäufer für seine abgestandene Limo noch erfolgreich herunter. 15 Euro ist doch fast geschenkt.

Ballonseidene Trainingsanzüge, unförmige Pullover in XL, Halsbänder und klobige Schuhe: Die 90er sind zurück. Groovy. Statt jetzt aber wie jeder andere Idiot für teuer Geld auf alt gemachtes neu zu kaufen, ersteigerst du für schmalen Pfennig lieber echtes Second-Hand-Zeug. Jetzt müssen halt noch Mottenlöcher in Mode kommen.

Eine Sammlung alter Actionfiguren, eine Bibliothek gut erhaltener Videospielklassiker und ein dicker Stapel wertvoller sowie eingeschweißter Comicbücher? Das alles ist dir bei der netten Dame auf dem Flohmarkt schon mal einen Fünfer wert. Zu Hause angekommen fragst du dich aber doch, ob der Sohnemann von Mamas „Frühjahrsputz“ gewusst hat.

Auf dem Flohmarkt unter der Brücke findest du wirklich alles: Nigelnagelneue Fahrräder zu Spottpreisen, jede Menge Schmuck für lau und lose Autoradios fast geschenkt. Sogar abgelaufene Medikamente werden hier verhökert. Da kannst du mit deiner Erkältung einfach nicht Nein sagen. Gleich bist du deinen Schnupfen los. Oder drei Tage wach.

Unglaublich. Für schlappe 50 Euro hast du eine handsignierte Erstausgabe der Bibel ergattert! Gut, dass du bei deiner Entdeckung cool geblieben bist und so getan hast, als hättest du an dieser Reliquie gar kein Interesse. Mittlerweile hast du aber doch deine Zweifel: Gab es vor 2000 Jahren eigentlich schon Kugelschreiber?

Flohzirkus, Luftgitarren und Kühlschranklicht: Bei dir gibt es die wirklich krassen Raritäten. Statt, dass aber Interessierte bei dir Schlange stehen und mal ein Riff anspielen wollen, scheinen sich die meisten dieser Ignoranten nur für deine Tischplatte und deinen Campingstuhl zu interessieren. Die stehen doch gar nicht zum Verkauf?

Ikea und Co. sind nichts für deinen erlesenen Geschmack. Du kaufst ausschließlich alt, ungewöhnlich und gebraucht. Die Highlights deiner letzten Beutetour durch die Gassen: Noch fast durchsichtige Kristallgläser, ein Fliesentisch und eine kleine Armee Gartenzwerge. Inneneinrichtungen kann man kaufen. Stil muss man haben.

Diese Märkte auf dem Uni-Campus sehen doch alle gleich aus: Abgelaufene Bartpflegeprodukte, billige Rennräder, abgerissene Pulp Fiction-­Poster und abgetragene T-Shirts mit unaussprechlichen Bandnamen. Du schlägst trotzdem zu. So ein Beanie hält schließlich jung. Hoffentlich sieht dich nur keiner deiner Studenten …

Dein Verkaufsstand ist deine persönliche „Erfolgsgeschichte“: Die Gitarre, die du immer spielen lernen wolltest. Hanteln, die dir dann doch zu schwer waren und Urlaubsfotos, mit deiner Ex. Bloß weg damit. Und weil du die Spendierhosen anhast, gibt’s die Bücher über Selbstoptimierung kostenlos obendrauf. Endlich mal ein erfolgreicher Tag.

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