HipHop-Producer „Be Franky“ aus Freiburg generiert Millionen Aufrufe Kultur | 01.05.2021 | Till Neumann

HipHop-Producer Be Franky Bastelt Beats und lebt davon: Vincent Franck alias Be Franky. Der 27-Jährige lädt täglich einen Oldschool-HipHop-Beat auf seinen YouTube-Kanal und bekommt dafür viel euphorisches Feedback.

Beats, die in die Golden Era des Rap katapultieren. Das macht der HipHop-Produzent Be Franky. Der 27-jährige Freiburger hat fast 1000 Instrumentals veröffentlicht und wird dafür im Netz gefeiert. Seine Devise: Ackern, wenn andere feiern gehen. Die fast 50.000 YouTube-Follower danken es ihm.

HipHop war Liebe auf den ersten Hit: „Als ich mit zwölf in meinem Zimmer saß, kam auf big-fm eine 2Pac-Sendung“, erinnert sich Vincent Franck. „Ab da war ich gecatcht.“ Der 27-Jährige lebt in Freiburg-Hochdorf und hat sich als „Be Franky“ einen Namen gemacht. „Ich versuche, den Vibe der Golden Era of HipHop der East Coast einzufangen“, sagt Franck. Gemeint sind die 90er-­Jahre, als Acts wie Nas, Notorious B.I.G. oder Jay-Z die Charts stürmten.

„Der Workflow automatisiert sich“

Schon mit 14 Jahren probierte er sich mit Beats aus. Doch erst Kanye West brachte ihn 2014 richtig zum Producing. Auf YouTube sah er, wie Leute mit Sample-Maschinen und Schallplatten Instrumentals machten. 2015 startete er durch – parallel zu einem Lehramtsstudium in Deutsch und Geschichte, das er mittlerweile mit einem Master abgeschlossen hat.

Old school: Be Franky arbeitet auch mit Schallplatten, auf denen er Samples für seine Beats findet.

Seit 2016 hat er rund 1000 Beats gemacht. Vor allem mit dem PC, aber auch mit der legendären Sample-Maschine Akai MPC und einem Plattenspieler. Am Anfang saß er bis zu zehn Stunden an einem Werk. Heute sind es im Schnitt noch zwei. „Der Workflow automatisiert und routiniert sich mit der Zeit selbst“, erklärt Franck. Seine Frequenz ist hoch: Seit zwei Jahren lädt er alle zwei Tage einen Beat auf seinen YouTube-Kanal „Be Franky“. Seit einem halben Jahr gibt’s sogar täglich einen frischen Beat. Franck ist überzeugt: „Egal wie viel Talent jemand hat, wenn er nicht bereit ist, hart zu arbeiten, wird jemand mehr Erfolg haben, der weniger Talent hat, aber dafür härter arbeitet.“

„Musik ist überall“

Die Samples für seine Produktionen findet er in alten Soul-, Jazz- und Funksongs. „Ich werde oft von Leuten auf YouTube gefragt, wo ich sie herhabe“, erzählt Franck. Seine Antwort: „Musik ist überall.“ Er entdeckt sie im Tatort-Soundtrack, im Aufzug als Hintergrundmusik, beim Feiern in einer Bar oder in alten Nintendo-Spielen. Um zu wissen, was läuft, hat er eine Tracking-App auf dem Smartphone. Sie erkennt Melodien und zeigt ihm die Songtitel an.

Für Franck ist der Job auch harte Arbeit: „Man kann nicht nur darauf hoffen, dass einen die Inspiration überkommt.“ Manchmal müsse man sie auch erzwingen. „Wenn der erste Versuch nichts ist, ein paar Änderungen vornehmen und noch mal probieren.“ Was Be Franky anders macht als der Rest? Franck zitiert einen Kommentar unter einem seiner Beats: „Literally the exact timbre of 90s New York. Killed this.“ Wenn man Instrumentals wolle, die einen in die 1990er katapultierten, finde man sie bei ihm.

Klingen wie Mobb Deep und Wu Tang

In Freiburg ist er dennoch nur wenigen ein Begriff. Im Netz ist das anders: 49.800 Abonnenten zählt sein YouTube-Kanal, mehr als zwei Millionen Aufrufe hat seine Produktion: „(free) Mobb Deep x Wu Tang Type Beat | Frontin (ft. nigma)“. Wie der Titel zeigt, ist der Beat angelehnt an den Sound der Raplegenden Mobb Deep und Wu Tang.

YouTube-Algorithmus macht jeden Upload zur Wundertüte

So viele Leute zu erreichen, ermöglicht ihm, Geld zu verdienen. Details nennt er ungern, nur so viel: Sein Einkommen generieren Beatverkäufe auf seiner Website befranky.beatstars.com und YouTube-Werbung auf seinem Kanal. Als er dort einem anderen Beatmaker kürzlich Lob aussprach, antwortete dieser: „Appreciate that, coming from the one and only! You have been an inspiration for time bro!“ Franck freut das: „Das ist schon cool, wenn man in der Szene bekannt ist und als Inspiration für aufstrebende Beatmaker dient.“ Nebenher arbeitet Franck in einem Fitnesscenter.

Der Schlüssel zum Erfolg ist für ihn „konsistente Arbeit“. Seit mehreren Jahren gehe er am Wochenende nicht mehr feiern: „Wenn andere um 11 ins Bett gehen, gehe ich an den PC und arbeite.“ Nervig findet er das nicht. Im Gegenteil: „Wir können froh sein, in einem Zeitalter zu leben, in dem wir mit dem Internet quasi mit jedem Menschen auf der Welt in Verbindung treten können.“

Uploads sind eine Lotterie

Ärgerlich findet der Freiburger lediglich den unberechenbaren YouTube-Algorithmus: „Manche Videos verselbstständigen sich, andere unerklärlicherweise nicht.“ Somit sei jeder Upload eine Wundertüte. Seine Devise lautet dranbleiben: „Mit jedem hochgeladenen Video vergrößere ich meine Chancen auf einen potenziellen Hit.“ Mehrere seiner Instrumentals haben Hunderttausende Aufrufe oder mehr. „Hätte ich nur 20 Beats auf meinem Channel, wäre das vermutlich nicht der Fall.“ Für ihn gleicht das einem Glücksspiel: „Wenn du 1000 Lottoscheine kaufst, ist die Wahrscheinlichkeit zu gewinnen höher, als wenn du nur fünf Stück kaufst.“

Schon 2015 hat Be Franky eine Compilation mit Rappern aus den USA, der Karibik, aus Australien und Großbritannien gemacht. Anfragen für Zusammenarbeiten bekommt er immer wieder. Oft lehnt er ab, sein YouTube-Kanal gehe vor. Der Produzent sieht Vorteile im Ackern ohne Team: „Andere Leute haben oft nicht den gleichen Ehrgeiz. Wenn man von diesen abhängig ist, wird es schwierig.“

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