Die Literaturbegeisterte: Wahlfreiburgerin Katja Wolters für den georgischen Übersetzerpreis nominiert Kultur | 10.10.2018 | Erika Weisser

Der Ehrengast der Frankfurter Buchmesse ist in diesem Jahr Georgien. Damit hat das kleine Land zwischen Kaukasus und Schwarzem Meer die Gelegenheit, seine rege literarische Produktion auf der größten Buchmesse der Welt zu präsentieren.

Mehr als 60 Autoren sind angereist – mit etwa 80 ins Deutsche übertragenen belletristischen Neuerscheinungen der Jahre 2017 und 2018 im Gepäck. Drei davon hat die Georgierin Katja Wolters übersetzt, die seit 13 Jahren in Freiburg lebt.

Ursprünglich wollte die heute 47-Jährige „einen ganz anderen Berufsweg einschlagen“. Nachdem sie ihre Heimat Ende der 1980er-Jahre wegen der politisch ungewissen Zukunft in Richtung Warschau verlassen hatte, studierte sie Rechtswissenschaften sowie Internationale Beziehungen und hatte ein paar Jahre später ihren Abschluss in der Tasche. Und „liebäugelte mit dem Diplomatischen Dienst“.

Ihre Sprachkompetenz wäre für eine solche Karriere hilfreich gewesen. In der Familie sprach Wolters schon seit Kindertagen Georgisch, Russisch und Deutsch, in der Schule kamen Englisch und Französisch, in Warschau Polnisch dazu, später auch noch Spanisch. Während des Studiums begann sie, die „immer schon mehrsprachig und viel gelesen“ hatte, mit kleineren Übersetzungen.

Und fand bald so viel Gefallen daran, dass sie, selbst als sie schon berufstätig war, „gar nicht mehr aufhören wollte“ mit diesem ganz bewussten Umgang mit Sprache, der nötig ist, um „den Klang, den Rhythmus, die Sensibilität des Originaltextes in der Übersetzung spürbar zu machen.“ Bis heute arbeitet die Literaturbegeisterte für ein in der Hauptstadt Tiflis erscheinendes Literaturmagazin, hat in den vergangenen Jahren für dortige Verlage aber auch große Werke ins Georgische übertragen – etwa Bücher von Gabriel Garcia Márquez und Jorge Luis Borges.

An Übersetzungen ins Deutsche wagt Wolters sich erst seit kurzer Zeit. Es ist schließlich nur ihre „Großmuttersprache“, mit der sie lange Jahre gar nicht mehr in Berührung gekommen war. Seit sie aber in Freiburg ist, hat das Deutsche sich allmählich wieder zu ihrer Alltags- und Lesesprache entwickelt. Und als sie sich darin wieder „sicher und zu Hause fühlte“, schickte sie Probeübersetzungen an die einschlägigen Verlage.

Bald hatte sie „richtige Aufträge“ – und ging mit einer Begeisterung ans Werk, die bis heute anhält. Manche Übersetzungen gehen ihr leicht von der Hand – wenn ihr das „sprachliche und inhaltliche Niveau vertraut ist“. Wie bei Aleko Shugladzes „Versteckspiel“, einem humorvollen und selbstironischen Roman über verworrene Beziehungsgeflechte.

Mit Luka Bakanidzes preisgekröntem Aussteigerroman „Das dritte Ufer“ hingegen sei es „schon ein wenig komplizierter“ gewesen. Denn dieser Autor spielt mit Straßensprache und obszönen Begriffen, deren Bedeutung Wolters „nicht einmal im Georgischen, geschweige denn im Deutschen kannte“. Doch sie hat sich „durchgebissen“. Mit Erfolg: Ihre Übersetzung dieses eigenwilligen Buchs über die Auflösung einer Gesellschaft ist für den georgischen Übersetzerpreis 2019 nominiert. 

Foto: © Privat

Aus dem Georgischen von Katja Wolters:

Luka Bakanidze Das dritte Ufer Verlag: Klak Verlag 2018 282 Seiten, Broschur Preis: 16,90 Euro

Aleko Shugladze Versteckspiel Verlag: Klak Verlag 2018 210 Seiten, Broschur Preis: 16,90 Euro

Nato Ingorokva Zwischenstation (Lyrik & Zeichnungen) Verlag: Corvinus Presse 2018 76 Seiten, gebunden Preis: ca 20 Euro