Die Schöne und das Biest – Freiburger Theater inszeniert neues Bühnenstück ganz ohne Disney-Zuckerguss Kultur | 19.12.2023 | Marion Klötzer

Schöne und das Biest

Zwei weiße Treppen flankieren die ansonsten leere Bühne, im Hintergrund ein großes Tor, rechts davon Marimba, Schlagzeug und Klavier, mit denen Live-Musiker Ro Kuijpers und das Ensemble einen stimmungsvollen Soundtrack spielen (Komposition: Thorsten Drücker). Dann wogen und schäumen schwarz schraffierte Wellenberge über den Hintergrundprospekt, dazwischen kämpft ein Dreimaster wie auf einem bewegten Kupferstich (Bühne und Projektionen: Michael Habelitz).

Laut dröhnt das Donnerblech, wild tanzen zwei Nachtmahre ganz in Weiß (Choreografie: Graham Smith mit Tänzerinnen aus der School of Life and Dance). Wieder einmal haben sich ­Belles Albträume als wahr erwiesen: Die Schiffe ihres Vaters sind vor der Küste gesunken, die Ladung und mit ihr das Familienvermögen ist futsch.

Das soll die Schöne sein? In Martina van Boxens Inszenierung ist Belle kein wandelndes Himbeertörtchen, sondern eine Leseratte mit Spinnenphobie, ein Naturkind in kurzen Hosen und trotz dunkler Visionen ganz schön mutig. Lorraine Töpfer spielt sie mit punkiger Strubbelfrisur andro­gyn und schillernd, zart und dabei burschikos. Die Prinzessin ist hier ihre Schwester Cassandra (Clara Schulze-Wegener), aber eine mit großem Herzen und feurigem Temperament.

Als Belle im Schloß des Biestes landet, um den Vater (Christoph Kopp) auszulösen, wird es spannend: blaues Licht, Wolfsgeheul und Gewitterkrachen, dazu eine hexenhafte Haushälterin (Sophie Meinecke), die auf leisen Sohlen schleicht. Ein Finsterfürst ist dieses Biest trotz Mähne und Krallen nicht – Angst muss da niemand kriegen. Stolz, aber traurig gibt Jan-Emanuel Pielow seine Kreatur, wortkarg, geschmeidig und sensibel. „Findest du mich sehr hässlich?“, fragt er – „Ja!“, antwortet Belle auf Augenhöhe. Bald sind die beiden zusammen frei und wild im nächtlichen Wald unterwegs und jaulen lachend den Vollmond an. Denn Belle hört auf ihr Herz …

Termine unter: theater.freiburg.de

Ab 6 Jahren

Foto: © Theater Freiburg Britt Schilling