„Diese begnadete Gegend“: Schwarzwald-Maler Albi Maier Kultur | 14.04.2020 | Stella Schewe

Albi-Maier

Albi Maier und der Schwarzwald, der Maler und seine Heimat, gehören zusammen. Schwarzwaldhöfe sind sein liebstes Motiv. Die Inspiration dazu erhält der in Neustadt lebende Künstler in seinem Atelier im Feldberg-Turm, dem höchsten Arbeitsplatz des Landes.

Der Weg ist beschwerlich: erst vom Parkhaus auf den 1493 Meter hohen Gipfel und dann noch einmal 60 Stufen hoch bis in den vierten Stock des Feldbergturms. Doch die Sicht, die sich von den großen Fenstern aus bietet, ist überwältigend. Bei gutem Wetter bis zu den Alpen, bei schlechtem gerade mal ein paar Meter weit – was Albi Maier nichts ausmacht. „Manchmal reißt der Nebel innerhalb von Sekunden auf. Wenn das Wetter umschlägt, ist es am interessantesten. Dann kann diese Masse von Landschaft und Himmel auf mich wirken.“

Abends, wenn es ruhiger wird, ist er am liebsten auf dem Höchsten im Schwarzwald. „Publikumsverkehr kann ich nicht gebrauchen, und untertags ist das Licht auch nicht so schön“, sagt der 67-Jährige, der hier vor allem „Wetter- und Stimmungsstudien“ macht. Zu Pinsel und Farbe greift er dann im Atelier in seinem Wohnhaus mitten in Neustadt. Hier finden sich seine Bilder, stehend oder hängend, fast an jeder Wand: hügelige, menschenleere Landschaften in erdigen, gedeckten Farben – von Schwarz über Braun und Grün – bis hin zu cremigen Weißtönen. Im Vordergrund meist ein Bauernhaus, das manchmal auch Maiers Fantasie entspringt.

„Viele Höfe sind heute ja modernisiert oder mit Elementen aus anderen Ländern, sei es aus Dänemark oder Italien, verfremdet“, kritisiert er. „Ich male sie dann so, wie sie einst waren, ziehe zum Beispiel das Dach bis zum Boden. Das symbolisiert für mich Bodenständigkeit und Aufgehobensein.“ Das Ursprüngliche, die Eigenarten des Schwarzwalds sind ihm wichtig – die „Entwicklung hin zur Beliebigkeit“ empfindet er dagegen als tödlich.

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Schwarzwaldhöfe mit tief heruntergezogenen Dächern sind Albi Maiers Markenzeichen.

Maier wünscht sich, dass Ruhe aufkommt beim Betrachten seiner Werke, deren Motive oft winterlich sind. „Der Schnee deckt vieles zu, das kommt mir entgegen. Die Bilder sind dann sehr reduziert.“ Den Frühling, in dem alles sprießt und aufblüht, mag er nicht. „Ich brauche etwas Gewachsenes. Die Furchen in Gesichtern von Menschen sind für mich interessanter als glatte Gesichter.“ Schließlich entstünden seine Bilder auch „nicht in einem Zug“, sondern über Wochen oder Monate hinweg. „Malen ist, wie das wirkliche Leben auch, ein Prozess. Manchmal kommen neue Erfahrungen hinzu, dann arbeite ich nach, übermale etwas wieder. Eigentlich sind meine Bilder nie wirklich fertig.“

Wie viele Werke er in seinem Leben geschaffen hat, vermag Maier nicht zu sagen: zwischen 1500 und 2000, schätzt er. Sicher aber weiß er: Ein Tag ohne Malen ist ein verlorener Tag. „Wenn Geburtstage oder andere Unternehmungen anstehen und ich nicht malen kann, dann werde ich nervig.“ Mit 15 Jahren begann er seine Ausbildung zum Maler, war dann als Uhren-
maler tätig und machte sich 1984 schließlich als freischaffender Künstler selbstständig.

Sein Atelier am Feldberg öffnet er einmal im Jahr, immer am letzten Septemberwochenende, um seine Bilder zu zeigen. Seit Kurzem hat er außerdem in Hinterzarten neben der Kirche einen Ausstellungsraum. Immer wieder werde ihm empfohlen, in der Toskana oder der Provence zu malen, wegen des schönen Lichts. „Aber der Schwarzwald ist so eine begnadete Gegend, das reicht mir.

Info

Ausstellungsraum in Hinterzarten
Adlerweg 25
Öffnungszeiten: Do., 15 bis 18 Uhr
www.albi-maier.de

Fotos: © Albi Maier, Steffi Maier