Dokumente eines Exzentrikers: Kunsthalle Messmer zeigt Dalí – zum zweiten Mal Kultur | 16.06.2018 | Valérie Scholten

Uhren zerfließen wie ein Stück Camembert in der Sonne. Spiegeleier brutzeln in den Blüten farbiger Blumen. Lauter Telefonhörer ranken aus einem Strauß Narzissen. Das ist nur ein Bruchteil der immer wiederkehrenden Motive, die Salvador Dalí in seinen Malereien und Druckgrafiken verwendete.

Der spanische Künstler zählt zu den bedeutendsten Gestaltern des Surrealismus. Er galt als Tabubrecher. Er war ein Exzentriker. Die Kunsthalle Messmer widmet nun dem grafischen Werk Dalís eine Retro­spektive, in der mehr als 120 Arbeiten zu sehen sind. Darunter in der Region noch nie zuvor gezeigte Grafiken und Skulpturen.

„Er war ein Extremmensch inklusive seiner Malerei“, beschreibt Ausstellungsorganisatorin Katharina Sagel den wegweisenden Künstler der Moderne. Dalí (1904–1989) gehört zu den genialsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Sein umfangreiches Werk ist durch seinen überragenden Reichtum an Ideen, seine tiefgründigen Fantasien und seine brillante Fähigkeit in der technischen Umsetzung seiner Gedanken in Form und Farbe gekennzeichnet. Vor allem faszinierte ihn neben der Malerei schon früh die Grafik und deren Ausdrucksmöglichkeiten. Bereits Mitte der siebziger Jahre avancierte der Spanier durch die Verbreitung seiner Druckgrafiken zu den meistverkauften und populärsten Künstlern des Jahrhunderts.

Salvador Dalí, Bewegungslosigkeit der Zeit, 1975, Farblithografie © messmer foundation

Mit der zweiten Dalí-Ausstellung hat Kunstsammler Jürgen Messmer bewusst den Fokus auf das grafische Werk des Künstlers gesetzt, dessen Geburtsstadt Figueras er zwecks der Ausstellungsplanung vor zwei Jahren besucht hatte. Bei der ersten Schau lag der Schwerpunkt bei kompletten Zyklen von Dalí. „Mit dieser Ausstellung sind wir viel breiter aufgestellt als 2010“, sagt Messmer. Die gezeigten Grafiken und Skulpturen stammen von bedeutenden Privatsammlern, was für die Qualität sowie die Echtheit der Werke spreche, versichert Messmer im Pressegespräch.

Symbole aus Träumen und Kindheitserinnerungen

Die Retrospektive „Dalí – Der Zauber des Genies“ präsentiert eine Vielzahl an Grafiken, die nicht nur sein Schaffen widerspiegeln, sondern auch einen Einblick in sein Leben bieten. Der Ausstellungsrundgang beginnt mit dem frühesten (1933/34) grafischen Zyklus Dalís. „Die Gesänge des Maldoror“ von Lautréamont war ein beliebtes Thema unter Surrealisten. „Die großen Meister haben Salvador Dalí zeit seines Lebens begeistert“, so Sagel. Ebenso zeigt Messmer Illustrationen zu Dante Alighieris „Göttliche Komödie“. Der Ausstellungsbesucher wandert buchstäblich durch Dalís Darstellung der Hölle, des Fegefeuers und des Paradieses. Hinzu kommen unter anderem Werke aus Spanien mit charakteristischen Motiven wie dem Stierkampf, die populäre Blumenreihe „Flordali“ oder etwa Grafiken zu Goethes „Faust“. Auch seine Bekanntschaft mit Sigmund Freud und die Bewunderung für dessen ­Psychoanalyse werden auf einigen Druckgrafiken sichtbar. Das Symbol der Schnecke erinnert an einen Besuch Dalís bei Freud im Jahr 1938.

Salvador Dalí, Venus á la girafe, 1973, Bronze, versilbert, 56 cm © messmer foundation

Info

Dalí – Der Zauber des Genies
2. Juni bis 14. Oktober
dienstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr
Kunsthalle Messmer, Riegel

Führungen: Sonntags um 14.30 Uhr und jeden zweiten Mittwoch im Monat um 17 Uhr
Eintritt: 12,50 Euro, ermäßigt 10,50 Euro, Freier Eintritt mit Museumspass

Bild oben: Salvador Dalí, Die Rose (Traum), 1976, Kaltnadelradierung mit Pochoir © messmer foundation