Vorbild fürs Klima: Wie das Theaterstück „Dreyeckland“ im E-Werk aufrütteln will Kultur | 05.03.2024 | Till Neumann

Musik und Aktivismus über Grenzen: Das Theaterstück "Dreyeckland" zeigt den AKW-Widerstand der 70er bis heute.

Widerstand – gestern und heute. Am Dienstag, 12. März, kommt das Anti-Atomkraft-Theaterstück „Dreyeckland“ erstmals in Freiburg auf die Bühne. Die musikalische Zeit-Revue handelt von der Anti-AKW-Bewegung von Wyhl bis heute. Was es mit der Mischung aus Fiktion und Dokumentation auf sich hat, erzählt der Autor und Regisseur des Stücks Edzard Schoppmann (66) vom Theater Baden Alsace im Interview mit Till Neumann.

Edzard Schoppmann

chilli: Herr Schoppmann, Dreyeckland ist eine Zeit-Revue über die Anti-Atomkraft-Bewegung: Warum braucht es das jetzt?

Schoppmann: Der Widerstand gegen das Wyhler Atomkraftwerk am Kaiserstuhl in den 70er Jahren war erfolgreich, weil er verschiedene Gesellschaftsschichten vereinte, Bauern und Bäuerinnen, Studenten und Studentinnen aus der gesamten Region, es war ein getragener Kampf der Bürger*innen aus Südbaden gegen die oben aus Stuttgart. Es war einer grenzüberschreitenden Bewegung, die Schweizer, Elsässer und Badener in einer gemeinsame „Sproch“ zusammenbrachte. Dazu kam ein großer mitreißender Optimismus „Wir zeigen es denen!“. Für mich ist diese Bewegung über gesellschaftliche Unterschiede und Grenzen hinweg ein Vorbild für den Klimakampf, gerade auch heute. Mit Pessimismus, Verzweiflung und Resignation retten wir bestimmt nicht die Welt! Wir brauchen das Gefühl von Aufbruch, Erfindungsgeist und gemeinsamer Kraft, dann haben wir Mut und verändern etwas.

chilli: Fünf Unbekannte treffen im Wyhler Wald aufeinander: Erwartet die Zuschauer*innen ein Drama?

Schoppmann: Im Gegenteil, das Stück ist humorvoll, etwas crazy, sehr musikalisch, es ist ein Erinnerungsstück, das Lust machen soll, die Zukunft zu gestalten. Es schafft einen dramaturgischen und geschichtlichen Bogen vom Umweltkampf in den 70er Jahren bis ins Heute.

chilli: Das Thema Kernkraft ist kontrovers: Bezieht das Stück Stellung dazu?

Schoppmann: Ich denke, das Thema ist in Deutschland nicht wirklich mehr umstritten. Es gibt nur noch ein paar Nachgefechte, aber außer der AFD will doch nicht wirklich jemand, nicht mal die Energiekonzerne selbst, zurück in diese Vergangenheit. Klar, mein Stück bezieht da Stellung. Dass das Thema noch umstritten ist, merken wir nur, wenn wir es in Frankreich spielen, da gibt es eine andere politische Haltung zur Atomkraft.

chilli: Das Grenzüberschreitende ist Kern des Stücks. Ist Dreyeckland ein Plädoyer dafür?

chilli: Ja, natürlich, wie ich schon sagte, der Widerstand in den 70er Jahren war erfolgreich, weil er Menschen über Grenzen hinweg für ein gemeinsames Ziel zusammenschweißte. In der regionalen grenzüberschreitenden Zusammenarbeit liegt die Keimzelle Europas. Ein friedliches Europa haben wir nur, wenn wir über die nationalen Grenzen hinaus europäisch solidarisch denken und gemeinsam handeln. Mit Nationalismus haben wir in Europa nur katastrophale Erfahrungen gemacht. Auch davon erzählt Dreyeckland.

Live im E-Werk

Das grenzüberschreitende Theaterstück „Dreyeckland“ wird am Dienstag, 12. März, ab 20 Uhr im E-Werk Freiburg aufgeführt. Die Zeit-Revue über die Anti-Atomkraft-Bewegung ist vom Theater Baden Alsace. Mehr dazu auf ewerk-freiburg.de/event/dreyeckland

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