Erstmals gemeinsam: Werke von Rodin und Arp in der Fondation Beyeler Kultur | 26.12.2020 | Stella Schewe

Iris Götterbotin "Iris Götterbotin" von Rodin.

Einen Dialog zweier Künstler verspricht die neue Ausstellung „Rodin / Arp“, die bis 16. Mai 2021 in der Fondation Beyeler im schweizerischen Riehen zu sehen ist.Darin treffen, erstmals in einem Museum, die Werke der zwei großen Bildhauer aufeinander: das bahnbrechende Schaffen Auguste Rodins (1840–1917), des großen Erneuerers der Bildhauerei des späten 19. Jahrhunderts, und das einflussreiche Werk Hans Arps (1886–1966), eines Protagonisten der abstrakten Skulptur des 20. Jahrhunderts.

Beide Bildhauer zeichnet eine einzigartige künstlerische Innovationskraft und Experimentierfreude aus. Sie schufen Werke, die ihre Zeit stark geprägt haben und bis heute aktuell geblieben sind – wie etwa Rodins „Der Denker“ oder Arps „Ptolemäus und Torso“. Aber auch weniger bekannte Arbeiten machen die künstlerische
Beziehung der beiden anschaulich.

Bis heute ist nicht bekannt, ob sich die zwei Künstler je persönlich begegnet sind. Doch Verbindungen und Bezüge zwischen ihnen gibt es viele, weiß Raphaël Bouvier von der Fondation Beyeler, und nennt als Beispiele Arps 1938 entstandene „Automatische Skulptur“, die er Rodin gewidmet hat, und sein Gedicht „Rodin“ von 1952. Diese Werke bilden den Ausganspunkt der Ausstellung und seien „ausdrückliche Huldigungen an Rodin“.

Der Denker

Auguste Rodins „Denker“.

Daneben gebe es aber noch zahlreiche weitere Verbindungen und Referenzen. So hätten beide Künstler „eine ganz eigene und doch vergleichbare Auffassung von Natur und Kunst, die das Prozessuale in den Vordergrund rückt“. Ihre bewegten Skulpturen faszinierten „durch ein Zusammenspiel von sinnlich-fließenden, makellosen Volumen und versehrten, bruchstückhaften Oberflächen und Formen“. Zum Beispiel in der Figur des Torso. Anknüpfungspunkte erkennt Bouvier auch in ihren Motiven, etwa dem chatten, der schöpferischen Hand oder der Vase als Gegenstand und Körper: „Nicht selten schöpften sie dabei aus der Literatur, etwa aus der antiken Mythologie oder Dantes Göttlicher Komödie.“

Außerdem hätten sich sowohl Rodin als auch Arp mit „den großen existenziellen Themen wie Schöpfung, Entstehung, Wachstum, Verwandlung und Verfall“  auseinandergesetzt, erzählt der Kunsthistoriker. Dies habe in Darstellungen menschlicher, tierischer oder pflanzlicher Körper gemündet, die auf neuartige Weise miteinander verschmelzen. „Beide Künstler interessierten sich für die Idee des Lebendigen als philosophisches und künstlerisches Grundthema, dem sie in geradezu pulsierenden, sinnlichen Skulpturen Anschaulichkeit verliehen.“

Arp

Der „Torso-Garbe“ von Arp.

Insgesamt zeigt „Rodin / Arp“ 110 Werke aus internationalen Museen und Privatsammlungen und ist damit eine der bislang umfangreichsten Skulpturenausstellungen der Fondation Beyeler. Zu sehen sind ikonische Werke wie Rodins „Der Denker“ und „Der Kuss“ oder Arps „Ptolemäus“ und „Torso“. Aber auch weniger bekannte Arbeiten machen die künstlerischen Beziehungen beider Künstler anschaulich. Neben den Skulpturen, darunter eine monumentale Außenskulptur im Park des Museums, werden auch Reliefs von Arp sowie Zeichnungen und Collagen beider Künstler zu sehen sein.

 

Info
Rodin / Arp
Bis 16.5.2021
Fondation Beyeler
Riehen, Schweiz
www.fondationbeyeler.ch

Fotos: (v.o.n.u.) Auguste Rodin, Iris, Götterbotin, Bronze, 83.3 x 87.0 x 36.0 cm; Fondation Beyeler, Riehen Basel, Sammlung Beyeler, Foto: © Robert Bayer; Auguste Rodin, Der Denker, Originalfassung, 1881/82 (Detail), Bronze (Auguste Griffoul, 1896), 72 x 34 x 53 cm,
MAH Musée d’art etd’histoire, Genf, © MAH, Genève, Foto: Flora Bevilacqua; Hans Arp, Torso-Garbe, 1958 (Detail), Marmor (Santelli / Malakoff, 1959), 79,5 x 37 x 28,5 cm, Privatsammlung, © 2020, ProLitteris, Zürich, Foto: © Manolo Mylonas