Freiburger Literaturgespräch zieht heuer ins historische Kaufhaus um Kultur | 27.10.2020 | Erika Weisser

Stern 111

Stern 111 – so lautet das Motto der 34. Ausgabe des Freiburger Literaturgesprächs, das an vier Tagen 17 Autorinnen und Autoren miteinander und mit ihren Lesern ins Gespräch bringt. Bringen soll: Derzeit, sagt die stellvertretende Literaturhausleiterin Katharina Knüppel, stehe alles noch unter einem guten Stern.Und sie hofft, dass es so bleibt, dass die Pandemie ihr keinen Strich durch das ebenso abwechslungsreiche wie anspruchsvolle Programm macht.

Sie ist „total begeistert“ vom Programm des diesjährigen Lesefests, weshalb sie allen Literaturbegeisterten – und natürlich auch den Autoren – wünscht, „dass es unbedingt stattfinden“ möge. Knüppel sei indessen guten Mutes, „auch wenn es noch nie so viele Unwägbarkeiten gab wie dieses Mal“. Das Team tue „alles uns Mögliche dafür, damit sich die Gäste sicher fühlen“. Deshalb finden fast alle Veranstaltungen im Kaisersaal des Historischen Kaufhauses statt: Dort haben unter Anwendung der erprobten Abstands- und Hygienekonzepte immerhin 80 bis 90 Personen Platz, ins Literaturhaus passen derzeit höchstens 40.

Literaturgespräch Dorothee Elmiger

Erzählt aus der Zuckerfabrik: Dorothee Elmiger

So laufen dort nur zwei kleine Veranstaltungen: Zum wilden Freitag für Abenteuerkinder bringen Barbara Yelin und Alex Rühle ihren Riesen Gigaguhl und dessen Riesen-Glück mit. Der junge Autor Christian Schulteisz erzählt aus seinem Romandebüt „Wense“ vom Wandern, Forschen und Komponieren eines allwissenden Tauge-nichts, der plötzlich taugen soll.

Zur Eröffnung am Donnerstag liest Lutz Seiler aus seinem Roman „Stern 111“, der mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2020 ausgezeichnet wurde und der das Motto liefert für das ganze Freiburger Literaturgespräch. Ein Roman, der vom November 1989 und damit von einer Zeit erzählt, in der für einen kurzen historischen Moment scheinbar alles möglich war – und in der eine Familie sich auf verschiedene Wege ins Unwägbare begibt und sich für immer trennt.

Sein Titel bezieht sich auf das in der DDR sehr beliebte, mit einem Weltempfänger ausgestattete tragbare Kofferradio „Stern 111“.  Er bezeichnet, ist im Programm zu lesen, „zugleich ein Bild für die Beweglichkeit der Sprache, für die Leichtigkeit des Reisens mit Worten, für den unmittelbaren Zugang zu anderen Lebenswelten“. Und genau darum, so Knüppel, gehe es gerade bei diesem Lesefest.

Literaturgespräch Lutz Seiler

Motto für das Literaturgespräch: Lutz Seilers „Stern 111“

Zugang zu diesen anderen Lebenswelten bietet etwa Dorothee Elmigers Roman „Aus der Zuckerfabrik“, der den Spuren des Geldes und Verlangens durch die Jahrhunderte und Kontinente folgt. Er steht auf der Shortlist für den Schweizer Buchpreis, der am Tag nach ihrer Freiburger Lesung am Samstag auf der BuchBasel vergeben wird. Eine weitere Lebenswelt öffnen Nora Gomringer, Philipp Scholz und Philip Frischkorn ebenfalls am Samstag mit ihrem Lyrik-Jazz-Programm „Peng Peng Parker“, in dem sie Texte von Dorothy Parker, der New Yorker Autoren-Ikone der 1920er-Jahre, aufs Messerschärfste interpretieren.

Info
Stern 111
34. Freiburger Literaturgespräch
5. – 8. November
Historisches Kaufhaus/Literaturhaus
www.literaturhaus-freiburg.de

Fotos: © Peter Andreas Hassiepen, Heike Steinweg, Illustrationen: © Literaturhaus Freiburg