Geschmackspolizei: Der Sounddreck … aus der Geschmacksquarantäne Kultur | 01.05.2021 | Ralf Welteroth

Sounddreck

Die Freiburger Geschmackspolizei ermittelt schon seit 20 Jahren gegen Geschmacksverbrechen – nicht nur, aber vor allem in der Musik. Für die cultur.zeit verhaftet Ralf Welteroth normalerweise fragwürdige Werke von Künstlern, die das geschmackliche Sicherheitsgefühl der Bevölkerung empfindlich beeinträchtigen

Da aber die Geschmackspolizei die letzten Wochen im ostereierharten Lockdown respektive in der Geschmacksquarantäne verbrachte und somit nicht ermitteln konnte, zeigen wir dieses Mal, wie man sich einen Sounddreck selber macht. Das ist vom Prinzip her recht einfach.

Man benötigt dazu nur ein Stück schlechte Musik (bevorzugt zu finden im Radio auf Antenne Brandenburg, SWR 4, Foxradio Burscheid oder auch Radio Paloma), zwei Ohren (am besten die eigenen), eine Prise Anstand, etwas gesunden Menschenverstand, den Teil des Gehirns, in dem sich der Geschmackssinn befindet, und zu guter Letzt argloses Papier, auf dem man die Gefühle während des Hörens niederschreibt und dabei in geeignete Worte fasst.

Falls man gerade keine geeigneten Worte findet, dürfen es auch ungeeignete sein, eigentlich sind alle Worte erlaubt, auf keinen Fall aber dürfen sie einem fehlen. Den Text ungefähr eine Stunde oder einen Tag liegen lassen. Fertig. Die Sache ist natürlich nicht ganz ungefährlich. Kinder, Schwangere, labile Personen, aber auch sanfte Gemüter sollten besser die Finger davon lassen, das lehrt uns zumindest die Erfahrung.

Für alle andern gilt aber: Der erste eigene Sounddreck entschädigt für die Mühen und Schmerzen, die er vermutlich verursacht hat.

Vielen Dank für Ihre Hilfe – arbeitslos grüßt Ralf Welteroth

Foto: © chilli