Haydn trifft Indiana Jones – Mit dem neuen GMD André de Ridder durch das Musikalische Theaterjahr 2022/23 Kultur | 20.07.2022 | Jennifer Patrias

André de Ridder im Wald André de Ridder: Neuer Generalmusik­direktor des Theater Freiburg.

Im September startet André de Ridder am Theater Freiburg seine erste Saison als Generalmusikdirektor (GMD). Der gefragte Dirigent will neue Anreize setzen – nicht nur in der Klassik, sondern mit Stummfilmen und Podcast-Konzerten. Damit sollen jüngere Zielgruppen erreicht werden.

Für die Umsetzung hat sich de Ridder einiges vorgenommen. Er setzt auf Big Names, spritzige Überraschungen und digitale Events, um neue Impulse zu setzen. „Der musikalische Genuss wird über Eindrücke wahrgenommen. Wir erleben ungewohnte Klänge und lassen uns auf etwas vollkommen Neues ein“, erzählt der 51-Jährige. Mit diesen Neuerungen für die Spielzeit 22/23 will der charismatische Musiker neue Wege beschreiten, denn bedingt durch die Pandemie fällt es auch den Theatern schwer, die Zuschauer zurück auf die Plätze zu bekommen.

Am 15. November startet das erste von acht Sinfoniekonzerten, von denen de Ridder fünf selbst dirigieren will. Musikalisch geht es in der Saison unter anderem um das  „fragile Verhalten“ des Menschen gegenüber der Erde. Verarbeitet werden musikalische Umwelteindrücke und das Problem der Plastikverschmutzung in unseren Ozeanen. Auf Wunsch seiner Mitarbeiter werden auch große Orchesterwerke auf dem Programm stehen. 

Mit dem Start der Wintermonate soll es besinnlich zugehen. Unter der Leitung von Tianyi Lu stimmen Ausschnitte aus Peter Tschaikowskys „Der Nussknacker“ und Unsuk Chins „Mad Hatter’s Tea Party“ aus Alice im Wunderland auf die Weihnachtszeit ein. Das Highlight zum Jahresabschluss ist das Silvester-Neujahrskonzert. Beim „American Firework“ vermischt de Ridder Akzente der Filmmusik-Titel „E.T“, „West Side Story“ und „Indiana Jones“. Mit Bryce Dessners „Doppelkonzert für Zwei Klaviere“ wird „eins der besten Werke überhaupt“ erklingen, wie der international bekannte Künstler ankündigt.

Im neuen Jahr erfüllt sich der GMD einen persönlichen Wunsch: „Es war immer ein Traum von mir, die im nahen zeitlichen Kontext entstandenen Sinfonien Nr. 5 & Nr. 6 (Pastorale) von Beethoven zusammen in einem Programm spielen zu können“, erzählt er lachend.

Unter seiner Leitung verändert sich das Saisonprogramm kontinuierlich. De Ridder setzt nicht nur auf klassische Musik, sondern auch auf neue Töne. Darüber hinaus kommen hochklassige Crossover-Projekte für ein jüngeres Publikum auf die Bühne.  Mit Begeisterung in der Stimme erzählt der vielseitige Musiker von der Planung für das siebte Sinfoniekonzert (23. Mai), das nicht nur auf die aktuelle Plastikverschmutzung im Meer aufmerksam machen wird, sondern auch mit Musik der Gorillaz/Damon Albarn und Richard Reed Perry & Bryce Dessner Akzente in Richtung Rockmusik setzen wird. 

Die neue Reihe von Podcast-Konzerten weht zusätzlich frischen Wind in das Programm. Die alternative Konzertform stellt Werke abschnittsweise vor, um dazwischen eine Diskussion zu starten. Genau wie bei klassischen Podcasts sollen diese Konzerte kurze Zeit später abrufbar sein.

Mit seiner Premieren-Spielzeit sucht de Ridder die Nähe zum Publikum und zur Stadt, indem er den komfortablen Orchestergraben verlässt und samt Orchester neue Locations aufsucht:  Eins der Konzerte steigt im Jazzhaus, das andere im SlowClub.

Die Familien- und Spatzenkonzerte sowie beliebte Kindertheaterproduktionen bleiben fest im Repertoire. Annika Kirschke vom jungen Theater bringt neuen Wind in die Runde: Sie überlegt, nicht nur den Dauerbrenner „Peter und der Wolf“ direkt  zu den Kindern an die Schulen zu bringen, sondern hat mit dem neuen Maskottchen Rudi die Ratte noch eine Überraschung im Gepäck.