Keine Besucher. Nirgends! Online in den Museen der REGIO Kultur | 02.05.2020 | Erika Weisser, Stella Schewe, Liliane Herzberg

Museum Fondation Beyeler

Auch wenn die Museen derzeit geschlossen sind, in den Dornröschenschlaf fallen sie deshalb noch lange nicht. Auf ihren Websites kann man virtuell durch die Ausstellungen spazieren und an Führungen teilnehmen. Der Ideenvielfalt sind keine Grenzen gesetzt.

Musée Unterlinden, Colmar

Jeden Tag eine Skulptur

Den Restauratoren der Tafelbilder des Isenheimer Altars kann man derzeit nicht direkt bei der Arbeit zuschauen. Doch das Museum hat auf Youtube (Suchbegriff: Musée Unterlinden) mehr als 20 Filme eingestellt, die außer der Restaurierung auch die moderne Sammlung und den kurz vor der Corona-bedingten Schließung des Museums eröffneten neuen Archäologie-Saal präsentieren. In einem virtuellen Rundgang (Suchbegriff: webmuseo.com Musée Unterlinden) kann man sich näher mit etwa 60 Exponaten aus verschiedenen Abteilungen beschäftigen, und unter: #unjouruneoeuvre #museeunterlindenadomicile #culturechezvous wird jeden Tag eine andere Skulptur vorgestellt. 

Museum Frieder Burda, Baden-Baden

#Kulturgehtweiter

„Die Bilder der Brüder“ heißt die Ausstellung, die am 28. März eröffnet werden und bis zum 30. August die „Sammlungsgeschichte der Familie Burda“ zeigen sollte – in expressiv farbigen Werken. Die Exponate werden auf der Website des Museums Frieder Burda (museum-frieder-burda.de) nicht gezeigt, lediglich der downloadbare Flyer lässt ahnen, was man gerade versäumt. Und hoffen, dass die Museen bald wieder öffnen. Damit zumindest den Kindern die Zeit bis dahin nicht zu lang wird, gibt es bei der „Kunstwerkstatt“ einige schöne Ideen, zu Hause kreativ zu werden. Sie reichen von Mal-Schreib-Klebe-Tagebüchern über Naturskizzen bis zu einer Mitmach-Regenbogen-Aktion für Fenster und Glastüren. Damit die Welt bunt bleibt.

Picasso buste de femme

ZKM, Karlsruhe

Virtuelle Vernissage

„Das ZKM ist in der digitalen Welt zu Hause“ hieß es auch zu Corona-freien Zeiten auf der Website des Zentrums für Kunst und Medien Karlsruhe. Nun sind unter „ZKM auf Sendung“ alle Angebote zu finden, mit denen dieses ziemlich einmalige Museum interessierten Besuchern weiterhin virtuelle Türen öffnet. Online-Workshops sind darunter, Filme, Podcasts mit Berichten und Interviews über frühere Veranstaltungen, ein 360º- Rundgang durch die Ausstellung „Writing the History of the Future“ ebenso wie der Online-Katalog dieser und weiterer ZKM-Ausstellungen, beispielsweise der respektive Peter Weibel. Am 22. Mai um 19 Uhr sind Kunstinteressierte zur virtuellen Vernissage von „Critical Zones“ eingeladen, einer Ausstellung über die Horizonte einer neuen Geopolitik.

ZKM Karlsruhe Vernissage Virtuell

Badisches Landesmuseum, Karlsruhe

Museum digital

Das Badische Landesmuseum ist auch jetzt zu besuchen; unter landesmuseum.de/digital gibt es täglich einen neuen Film mit vielen Einblicken in die Ausstellungen, Projekte und Sammlungen. Dabei kann man auch von Museumsmitarbeitern, Volontären und Ausstellungskuratoren viel Interessantes über ihre Arbeit erfahren, kann sich zusammen mit dem Volkskunde-Referat Vorschläge für eine zukünftige Sammlung mit Alltagsgegenständen und skurrilen Objekten aus der Corona-Zeit ausdenken, verschiedene Facetten der vorzeitig beendeten Ausstellung „Kaiser und Sultan“ kennenlernen oder eine „Audienz im Schloss“ erleben: Für die Dauer der Schließung des Museums können Besucher in die vergangene Pracht des Marmorsaals dank Virtual Reality im 2D-Film eintauchen.

Fondation Beyeler, Riehen

#beyelerfromhome

Edward Hopper – auf diese Ausstellung hatten sich sicherlich viele in der REGIO gefreut, doch rund zwei Monate nach ihrer Eröffnung musste sie schon wieder schließen. Ein Trost immerhin: Sie lässt sich auch digital erkunden: Auf Youtube nehmen die Kuratoren Raphael Bouvier und Ulf Küster ihr Publikum mit auf eine Stippvisite ins Museum, zu Themen wie „Entschleunigung und Naturerlebnis“. Außerdem bietet die Website Anleitungen, um selbst kreativ zu werden, und auf Instagram laden „Mitmach-Challenges“ dazu ein, Hopper-Szenen nachzustellen. Der „Beyeler Slowdown“ richtet den Blick auf ikonische Motive im Park der Fondation: Das Spiel des Windes beobachten, das die Calder-Skultpur in Bewegung versetzt, oder die Seerosen im Teich zum Tanzen bringt – Momente der Stille in einer Zeit, in der ohnehin vieles stillsteht.
www.fondationbeyeler.ch/digitales-programm

Vitra Design Museum, Weil am Rhein

Digitale Initiative

Auch das Vitra Design Museum hat eine digitale Initiative gestartet, um Besucher online hinter seine verschlossenen Türen zu locken. Unter „#VDMHomeStories“ werden ausgewählte Objekte der Sammlung präsentiert: mit Texten, Bildern, Designer-Biografien sowie Informationen zur Geschichte wichtiger Möbelhersteller. Auf Instagram führt Museumsdirektor Mateo Kries „Live-Gespräche“ mit anderen Museumsdirektoren zu aktuellen Themen, außerdem leiten die jeweiligen Kuratoren in Filmen sowohl durch die aktuelle Hauptausstellung „Home Stories. 100 Jahre, 20 visionäre Interieurs“ als auch durch die Ausstellung „Typologie. Eine Studie zu Alltagsdingen“, die sich mit der Geschichte und Formensprache von Gegenständen wie Weinflaschen, Korken oder Boulekugeln beschäftigt.
www.design-museum.de

Dreiländermuseum Lörrach

Sammlungsperlen online

„Hier steckt mehr drin, als Sie denken!“, schreibt das Dreiländermuseum aus Lörrach auf seiner Website. Und führt seine virtuellen Besucher per Video in die Räume der Ausstellung zu Geschichte und Gegenwart des Dreiländerecks. Nicht nur die Dauerausstellung, auch die aktuelle Sonderschau „Von allen Seiten“ mit Skulpturen und Objekten von Künstlern des Vereins Bildende Kunst Lörrach lässt sich von zu Hause erkunden: Eine Fotogalerie ermöglicht Einblicke.

Darüber hinaus stellt das Museumsteam jede Woche zu einem bestimmten Thema „Perlen“ aus der Sammlung online. Den Auftakt machten in der Woche nach Ostern die früheren Grenzkontrollen – angesichts der wegen der Corona-Pandemie geschlossenen Grenzen ein so aktuelles wie brisantes Thema. Ob handschriftlich beschriebene Erlaubnisscheine, Grenzsteine und -schilder, beschlagnahmte Schmuggelware oder Postkarten, die den Grenzübergang in Lörrach-Stetten im Jahr 1914 zeigen – die insgesamt 154 Objekte machen anschaulich und greifbar, was Grenze im Dreiländereck bedeutete. Im Anschluss konnten Interessierte online in der Werkesammlung von Max Laeuger stöbern. 428 Objekte des 1952 verstorbenen Lörracher Künstlers ließen sich bequem von zu Hause aus betrachten, darunter Kunstkeramiken, Malereien, Skizzen und Entwürfe, etwa für die Glasfenster der Basler Pauluskirche. Jeden Montag geht ein neues Thema online, die vorherigen sind im Archiv verfügbar.
www.dreilaendermuseum.eu/willkommen

Vitra Design Museum

Städtische Museen Freiburg

Augustinermuseum Freiburg

Kunst vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert in der spektakulär als moderner Museumsraum umgebauten Klosterkirche lässt sich im Augustinermuseum erkunden. Trotz aktueller Pandemie sollen Kunstliebhaber weiterhin in den Genuss der Ausstellungsstücke kommen. So bietet das Augustinermuseum auf seiner Homepage einen virtuellen 360°-Rundgang durch das Haus. Kunst wird erlebbar – wenn auch nur via Computerbildschirm. Ebenfalls auf der Website unter der Rubrik „Info“ finden sich Videos zu verschiedenen Ausstellungsstücken sowie ein vom Museumsdirektor Tilmann von Stockhausen geführter Rundgang. Aktuelle Beiträge entdecken Interessierte auf der Facebook-
Seite des Museums sowie dem Youtube-Kanal der Stadt Freiburg. Seit Januar gibt es zudem eine Online-Sammlung mit rund 800 Stücken, durch die ein vielfältiger, offener Zugang zum Wissen für jedermann ermöglicht wird.
www.freiburg.de/pb/237748

Augustinermuseum

Museum Natur und Mensch

Im Museum Natur und Mensch können Groß und Klein die Welt der Naturkunde sowie der Ethnologie gemeinsam erkunden und erleben. Auch hier wird ein virtueller 360°-Rundgang angeboten. Außerdem finden sich unter der Rubrik „Info“ Videos zu Ausstellungen wie etwa „Vom Ei zum Küken“ oder „Wie die Kuh ins Museum kam“. Weitere Videos präsentiert das Museum auf der eigenen Facebook-Seite.

Unter der Rubrik „Online-Sammlung“ können Interessierte zudem Sammlungsstücke wie etwa das Schnabeltier genauester Betrachtung unterziehen sowie sich in Informationen und Daten rund um das jeweilige Objekt einlesen – oder sich vorlesen lassen. Eine weitere Besonderheit des kinderfreundlichen Museums sind die Malvorlagen, die unter der Rubrik „Bildung“ zum Download bereitstehen.
www.freiburg.de/pb/238070

Museum Städtische Museen Freiburg

Fotos: © Vitra Design Museum/Roland Schmid, Fondation Beyeler, Alex Killian, Städtische Museen Freiburg, Marc Doradzillo