„Kultur im Low-Budget-Bereich“: Petra Gack ist seit mehr als dreißig Jahren freie Schauspielerin in Freiburg Kultur | 22.02.2021 | Silas Julian Pfeifer

In Freiburg gibt es viele kleine Theater. In einem davon vereint Petra Gack literarische Elemente und Musik zu selbst geschriebenen Stücken. Wenn die Kulturschaffende einmal nicht auf der Bühne steht, bringt sie Kunst und Kulinarik ins Klassenzimmer.

Petra Gack hat ihre Berufung zum Beruf gemacht. Motiviert habe die Schauspielerin dabei stets das Schreiben und Aufführen eigener Werke. „Am wichtigsten war für mich immer der Freiheitsbegriff“, erklärt Gack, die in ihrer 30-jährigen Karriere gerne an Stationen am Stadttheater Heidelberg sowie Freiburg oder ihre Deutschland-Tour mit dem selbst verfassten Stück „Die Weidenflöte“ zurückdenkt.

In ihrer heutigen Spielstätte, dem alten Klavierdepot in der Schwarzwaldstraße, setzte sich Gack in den Kopf, ihr lange geplantes  Märchen „Kaltes Herz“ für Erwachsene und Schulklassen aufzuführen. „Ein Schwarzwaldmärchen in der Schwarzwaldstraße“, wie sie sagt. Das Werk sei der Auftakt einer herausfordernden, aber lohnenswerten Entwicklung gewesen. Ihr Credo: „Nicht einfach blind drauf los, sondern nachdenken, wie etwas klappen kann.“

Stück für Stück sei das ehemalige Klavierlager umgebaut worden und der Raum für Gacks Kunst gewachsen. Auf die Akustik habe sie dabei besonderen Wert gelegt: „Zuerst haben wir mit einer Gruppe von 80 Leuten getestet und eine Art Soundcheck gemacht“. Die Schauspielerin erinnert sich an jahrelange  Bauarbeiten: „Das alles war kostspielig und ich hätte es ohne die Hilfe guter Engel nicht geschafft.“

Speisen aus ihren Stücken

Von der Arbeit der 60-Jährigen profitieren heute auch die Jüngsten. Ist Gack nicht an einer Schule,  lädt sie die Schüler zu sich in die Schwarzwaldstraße ein: „Die Kinder sind begeistert, das Schauspiel live im Theater zu erfahren.“ Dabei schlüpft die Künstlerin nicht nur in Rollen, sie serviert nach der Vorführung auch dazu passendes Essen: „Beim ‚Kalten Herz‘ gibt es beispielsweise Köhlervesper und ein Glas Herzblut (Traubensaft, Anm. d. Red.).“ Die Speisen sind aus ihren Stücken abgeleitet.

Kunst und Kultur im Klavierdepot: Schauspielerin Petra Gack

Das Konzept Kunst und Knabbereien habe sich nicht nur bei Schulklassen bewährt. Vor wem Gack letztendlich auftritt, sei zweitrangig – nur mit ihrer Kunst müsse die Veranstaltung vereinbar sein. „Ich biete kulturelle Erfahrungen im Low-Budget-Bereich. Jeder soll es sich leisten können, verpflegt und unterhalten zu werden“, betont sie. Für ein erwachsenes Publikum habe sie ein eigenes Programm im petto.

Das Jahr 2020 habe die Künstlerin den Umständen entsprechend gemeistert: „Ich bin gut durchgekommen“, resümiert sie. Trotzdem sei Gack an Grenzen gestoßen. Die Situation habe sie letztendlich nutzen können, um sich zu besinnen: „Ich habe mich mit philosophischen und ethischen Werten wie Zuversicht, Hoffnung und Lebensmut auseinandergesetzt.“

„Von null anfangen“

Die aktuelle Situation habe die Schauspielerin stark an ihre Anfangszeit am Theater erinnert:  „Damals musste ich hier auch von null anfangen.“ Im Sommer waren Veranstaltungen mit abgespecktem Publikum und unter strengem Hygienekonzept möglich. Gack spielte in dieser Zeit vier Wochen lang jeden Abend vor rund 20 Plätzen ihre „Imperia“. Auch sonntags. Bei Normalbetrieb gäbe es jährlich zehn öffentliche Veranstaltungen vor jeweils 70 Personen. Der Besuch an Schulen sei noch bis Anfang Dezember möglich gewesen, dann war auch damit Schluss.

Doch sie wolle sich nicht beklagen: „Ich bin jetzt sechzig und sehr dankbar, dass ich noch so fit bin.“ Gack ist bereit, sofort wieder loszuspielen. Ein Konzept stehe, Nachfrage gebe es ebenfalls. „Ich bekomme viele Mails und Anrufe von Kunden, die sichergehen wollen, dass ich trotz der Krise nach wie vor für sie spielen möchte.“ Das Virus verhindere das, aber: „Meine Partner und ich scharren bereits mit den Hufen.“

Fotos: © Hans-Georg Gack, Olaf Herzog