„Langweilig wird’s nicht“: die neue Kulturamtsleiterin Felicia Maier Kultur | 14.03.2019 | Stella Schewe

Stattfest

Seit Anfang Januar ist Felicia Maier die neue Freiburger Kulturamtsleiterin, sie folgt auf Achim Könneke. Auf die Kulturwissenschaftlerin warten jede Menge Herausforderungen: der Doppelhaushalt, das Stadtjubiläum oder die Neuauflage des Kulturkonzepts.

Der erste Eindruck: Maier sieht aus wie Audrey Tautou in dem Film „Die fabelhafte Welt der Amélie“. Zierlich, schwarzer Pagenkopf, dunkle, lebendige Augen und ein ansteckendes Lachen. Die 38-Jährige lacht oft und gerne. Zum Beispiel, wenn man sie danach fragt, wie und warum sie Leiterin des Freiburger Kulturamts wurde. „Nach dem Studium war für mich klar: Ich mache alles, aber ich gehe niemals in die Verwaltung und schleppe Akten herum.“ Und so stand sie „immer auf der anderen Seite der öffentlichen Kulturförderung“, arbeitete in verschiedenen Kultureinrichtungen.

Etwa bei einer Züricher Agentur, dem Festspielhaus Baden-Baden oder der Schola Cantorum Basiliensis, der Basler Musik-Akademie – womit ihre beruflichen Stationen ebenso vielfältig waren wie ihre Studienorte Hildesheim, Finnland und Zürich. In Basel wurde sie 2014 vom Leiter des Kulturdepartements, dem Schweizer Pendant des Kulturamts, gefragt, ob sie nicht Teil seines Teams werden wolle. „Das war der Wechsel“, erinnert sie sich. „Ich dachte mir, das ist eine Chance, Einblick in diesen Bereich zu bekommen.“ Den sie anschließend, als Leiterin des Fachbereichs Bildende Kunst, Musik und Wissenschaft im Karlsruher Kulturamt, noch vertiefte: „Es war ganz schön spannend!“

Was es so spannend macht? Da muss Maier nicht lange überlegen: „Dass man die Möglichkeit hat, Konzepte aufzustellen, sich über Förderstrategien Gedanken zu machen. Kulturpolitik für die Bürger, aber auch für die Kulturschaffenden zu machen, beiden Seiten gerecht zu werden, das ist eine Herausforderung.“ Und bestimmt auch manchmal ein Spagat, räumt sie ein. Etwa wenn die finanziellen Mittel fehlen für Ideen, die man gerne verwirklichen würde. „Doch das ist in Freiburg momentan zum Glück nicht so. Wir können uns über einen kulturzugewandten Haushalt freuen.“

Sieht Kultur als „freiwillige Pflichtaufgabe“: die neue Kulturamtsleiterin Felicia Maier.

Gemeint ist der Doppelhaushalt 2019/20, den der Gemeinderat im April verabschieden soll. Der Entwurf der Bürgermeister stand bereits fest, als sie kam, aktuell bringen die Fraktionen ihre Anträge ein. Als „tolles Signal“ wertet die neue Amtsleiterin die Entscheidung des Gemeinderates vom Februar, die Zuschüsse für freie Kultureinrichtungen zu „dynamisieren“, sprich jedes Jahr um zwei Prozent zu erhöhen.

Auch in anderen Bereichen sehe es gut aus: Sie gehe davon aus, Zuschüsse für Einrichtungen etwa im Bereich Bildende Kunst erhöhen und das Personal im Kulturamt aufstocken zu können. Aktuell sind dort 80 Menschen beschäftigt.

Noch ist sie dabei, sich einen Überblick über „die vielen engagierten Akteure“ der Freiburger Kulturszene zu verschaffen. Und sich in die aktuellen Themen des Kulturamts einzuarbeiten: in die Planungen für den Neubau des Stadtarchivs an der Messe oder die Vorbereitungen der 2020 anstehenden 900-Jahr-Feier Freiburgs. Die vielen Projektideen, die dafür eingereicht wurden, „müssen jetzt aufgegleist und betreut werden“. Auch das beschäftigt das Kulturamt, das in der Projektgruppe Stadtjubiläum unter Leitung von Holger Thiemann eingebunden ist. „Langweilig wird es uns nicht“, sagt Maier fröhlich.

Beim „Lirum Larum Lesefest“ im Oktober herrscht immer gute Stimmung.

Schließlich steht in nicht allzu ferner Zukunft auch eine Neuauflage des Freiburger Kulturkonzepts an, mit dem 2008 die kulturpolitischen Leitziele der Stadt festlegt wurden. „Aber das werden wir Stück für Stück angehen und angesichts des Stadtjubiläums nicht im nächsten halben Jahr schaffen.“

Und welche Bereiche liegen ihr besonders am Herzen? Auf jeden Fall die Populärkultur: „Die in Deutschland übliche Segmentierung zwischen Unter­haltungs- und Hochkultur finde ich nicht mehr zeitgemäß.“ Und die Jugendkultur. Begeistert erzählt sie von einem großen Jugendkulturfestival in Basel. Den „Blick über den Tellerrand“ findet sie wichtig.

Welche Eigenschaften sie mitgebracht hat? Da lacht sie wieder. „Gute Nerven“ habe ihr die Karlsruher Kulturamtsleiterin Susanne Asche zum Abschied gewünscht. Ausdauer und Beharrlichkeit seien sicher auch nicht schlecht. Aber die Freude überwiege. „Für Kunst und Kultur arbeiten zu können, ist eine tolle Sache. Weil man gestalten und positive Akzente für das Leben setzen kann.“

Ein Thema allerdings lässt ihr keine Ruhe: „Angesichts des Rechtsrucks und zunehmender nationaler Strömungen sind eine freie Kunst und Meinungsäußerung umso wichtiger.“ Es heiße immer, Kultur sei keine Pflicht-, sondern eine freiwillige Aufgabe. Das sieht Felicia Maier anders: „Aus meiner Sicht ist es eine freiwillige Pflichtaufgabe. Denn sie trägt dazu bei, Meinungsfreiheit und Demokratie zu leben und dafür die Fahne hochzuhalten.“

Fotos: © Alexandra Heneka, ste