Nackt im Museum: „Olympia in Love“ als Buch-Tipp Kultur | 01.04.2019 | ewei

„Moderne Olympia“ lautet Catherine Meurisses großartige Graphic Novel zum Pariser Musée d’Orsay im Original. In der gelungenen Übersetzung des Freiburger Comic-­Spezialisten Ulrich Pröfrock wurde „Olympia in Love“ daraus – und ein Untertitel zugefügt: „Eine Komödie in 50 Gemälden“.

Der Begriff „Komödie“ ist indes ein wenig harmlos für die Tour, auf die Meurisse die junge Frau schickt, die dem Maler Édouard Manet vor gut 150 Jahren für seine „Olympia“ auf einem Divan Modell lag.

Sie begibt sich vielmehr auf einen aberwitzigen Bildersturm-Ritt durch die Gemälde des Pariser Musée d’Orsay, deren Figuren plötzlich so lebendig werden wie die im Kinofilm „Nachts im Museum“. Mit nichts am Körper als einer schwarzen Samtschleife um den Hals und einer roten Blume im Haar verlässt sie das Bild, in dem sie sonst ruht – auf der Suche nach einem Filmproduzenten, der sie Romeos Julia spielen lässt.

Sie rast durch Bildlandschaften, verliebt sich in Romain, gerät in abs­truse Konkurrenz- und Eifersuchtsgemetzel mit den anderen Bildschönheiten und fetzt sich mit Venus, dem Star der Orsay-Studios. Um eben diesen Romain. Welch treffliche Idee, das Musée d’Orsay und seine Bilder in einer derart verrückten und überbordenden Love-Story zu präsentieren. Das macht sogar Lust auf einen Besuch.

Olympia in Love
von Catherine Meurisse
Übersetzung: Ulrich Pröfrock
Verlag: Reprodukt, 2018
72 Seiten, gebunden
Preis: 18 Euro