Schwindling im Schwarzwald: Lesereise Schwarzwald Kultur | 26.11.2019 | chilli

Schwarzwald

Noch eine Kurve, noch eine Serpentine, noch eine Biegung, noch ein röhrendes Motorrad. Irgendwann reicht es mal. Man sieht ja den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, man wird schwindlig. Rechts ranfahren, beruhigen. Und dann: Diese Wahnsinnsaussicht.

Tomo Mirko Pavlovic hat sich in den Schwarzwald auf eine „Lesereise“ begeben. Noch so ein Buch über die Region, mag der Skeptiker denken. Da gibt es doch schon so viel, und leider auch so viel anbiedernden, marktschreierischen Schrott. Doch Entwarnung: Pavlovic versucht eben nicht wie viele andere Autoren, möglichst viel Information auf möglichst wenige Seiten zu pressen. Er beschränkt sich in seinen mit feinsinniger Ironie gestrickten Essays. So beschreibt er die Kurven und Kehren auf der B500, der Schwarzwaldhochstraße, und die der Sauschwänzlebahn.

Er speist in Baiersbronn, wandert dort im Nationalpark, spürt dem Erfinder der Dauerwelle nach, ist bei „Tatort“-Dreharbeiten in der Fasnachtshochburg Elzach dabei, besucht eine Kuckucksuhrenmanufaktur und eine Bollenhutmacherin – und tappt dabei nicht in die Klischeefalle. Besonders schön die Episode in Baden-Baden, wo er mit putzwütigen Besserverdienern einen Schuhputzkurs besucht und die „Männer, die auf Leder stehen“ porträtiert. Oden an den Schwarzwald müssen nicht in Heimatduselei enden. Gut so.

Cover Lesereise

von Tomo Mirko Pavlovic
Verlag: Picus Verlag,
Wien 2019
130 Seiten, gebunden
Preis: 15 Euro

 

 

 

Foto: @ pixabay.de