Stürmen und Drängen in Rom: Römische Tage Kultur | 15.09.2019 | dob

Goethe war auch schon mal da, 15 Monate lang. Auch er brauchte eine Auszeit, auch ihn plagten damals, Ende des 18. Jahrhunderts, Selbstzweifel. Nun also steht Simon Strauß, Anfang 30 und Sohn des Dramatikers Botho Strauß, vor der Casa di Goethe in Rom, nicht weit von der Piazza del Populo und räsoniert über das Leben und die Liebe, sucht etwas, was er dann doch nicht findet, stürmt und drängt.

Doch Strauß, so vermessen ist er nicht, will gar nicht auf den Spuren des Dichterfürsten wandeln. Er steht am Anfang und hat ja auch erst etliche Artikel fürs das Feuilleton der FAZ und einen, zugebenermaßen inspirierenden, Roman („Sieben Nächte“) verfasst – worauf ihn einige linke, ungerechte Kritiker in die Nähe von Oswald Spengler, der Konservativen Revolution der Weimarer Republik und den heutigen neuen Rechten gestellt haben.

Im Rom nun lässt sich der von der Moderne erschöpfte Zivilisationskritiker Strauß treiben, sieht Ratten und eine Schöne am Ufer des Tiber, geht zu illegalen Migranten in Blechhütten und auf dekadente Feste. Rom! Die Stadt der Sehnsüchte. Strauß, ein recht eitler, mitunter schwülstiger Schreiber, gibt zu Papier: „An Rom immer nur zu denken, ist, wie eine Geliebte im Süden zu haben, zu der der Weg zu weit ist, ist, wie nachts für alle Fälle das Licht im Bad anzulassen oder Streichhölzer zu werfen in den nassen Schnee. Hier sein. Hier sein. Nur hier sein, und hier bleiben.“

Römische Tage CoverRömische Tage
von Simon Strauß
Verlag: Tropen, 2019
142 Seiten, gebunden
Taschenbuch
Preis: 18 Euro