Venezianische Maskenspiele: Italiens Karneval in Rosheim Kultur | 01.02.2024 | Reinhold Wagner

Venedig Karneval Weibliche weise Maske mit rotem Kleid

Prachtvolle Kostüme und Masken vor der Kulisse historischer Paläste und in schaukelnden Gondeln, das kann es nur in Venedig geben? Nicht ganz! Für zwei Tage holen die Elsässer den venezianischen Karneval zu sich nach Rosheim. In diesem Jahr ist das kleine Städtchen am Wochenende des 2. und 3. März die Bühne für ein mystisch-elegantes Spektakel.

Rund vier Monate haben sich die 120 Aktiven Zeit genommen, um ihre Kostüme und Masken so detailgetreu und hochwertig wie nur möglich von Hand anzufertigen. Da wird keineswegs vom Vorjahr bereits Vorhandenes aufgehübscht und umgeändert. Nein, Jahr für Jahr und Karneval für Karneval entwerfen, schneidern und gestalten die Mitwirkenden von der Kopfbedeckung bis zum Schuh ihr venezianisches Outfit wieder ganz neu. Das weiß keiner besser als Christophe Ichtertz, Präsident des Fest-Komitees, das die Veranstaltung organisiert: „Traditionell wird jedes Kostüm, das zu gut 90 Pro­zent selbst gefertigt ist, nur für eine einzige Saison getragen. Es muss elegant und schön sein und dem jeweiligen Motto entsprechen, das jedes Jahr neu vorgegeben wird. Und es darf keine Haut zeigen, denn man soll nicht erkennen können, ob der Träger alt oder jung, Mann oder Frau ist.“

„Casanovas“ sorgen für Sicherheit

Regeln gibt es nicht nur für die Kostümgestaltung, sondern auch für das Verhalten während des Spektakels. „Die Kostümierten dürfen nicht sprechen“, erzählt Ichtertz. Die einzigen, die diese Regel übertreten dürfen, sind die in schwarze Umhänge, weiße Masken und dreieckige Hüte gewandeten „Casanovas“: „Die 30 Casanovas sorgen für Verständigung und Sicherheit vor Ort“, klärt der Präsident auf. Diese Polizei des Karnevals achtet auch auf die Einhaltung des Rauchverbots zum Schutz der Kostümträger.„Außerdem herrscht Konfetti-Verbot“, erzählt Ichtertz.

Sehen und gesehen werden

Los geht es am Samstag, 2. März um 15 Uhr: Geordnet nach Themengruppen flanieren die Teilnehmenden zwischen Tausenden von Schaulustigen durch die Gassen der für den Verkehr gesperrten Innenstadt von Rosheim. Da sind Vertreter aus der Märchenwelt ­neben Figuren aus „Mary Poppins“ oder Könige und Königinnen ­ferner exotischer Länder zu ent­decken. Bunte Roben, prächtige Masken, wippende Pfauenfedern, goldene Fächer – hier gilt „sehen und gesehen werden“. Kameras und Handys werden im Sekundentakt gezückt, und viele der Kostümierten posieren bereitwillig für Selfies mit den Besuchern.

Venedig Karneval Kostümierte in blau weisen verkleidungen.

Kostümierte lassen sich gerne vor der historischen Kulisse von Rosheim ablichten.

Dazu besonders geeignet sind die beiden Kulissen, für die eigens Großbildleinwände aufgestellt wurden: zum einen ein zehn Mal acht Meter großes Poster von der Piazza San Marco in Venedig am umgestalteten und in „Place Saint-Marc“ umbenannten Rathausplatz. Hier gibt es zudem einen venezianischen Markt, auf dem unter anderem Masken, Schmuck und Federn, aber auch Glaswaren aus Murano erworben werden können. Vieles davon kommt original aus Venedig, wie Ichtertz betont. Zum anderen gibt es in einer zweiten Zone einen italienischen Markt mit kulinarischen Spezialitäten des Gastlandes. Und hier befindet sich auch die zweite Kulisse für täuschend echte Fotomotive: eine Gondel, vor und in der man sich zusammen mit dem einen oder anderen Kostümträger ablichten lassen kann.

Nach einem Konzert in der Kirche Saint-Étienne um 17 Uhr geht es zur Präsentation aller Kostüm-­Gruppen vor die altehrwürdigen Gemäuer der Kirche Saints-Pierre-et-Paul. Hier startet um 19 Uhr eine fulminante Show mit Licht- und Ton-Effekten, die den Höhepunkt des ersten Tages bildet.

Am Sonntag, 3. März können die wundervoll farbenprächtigen und detailverliebt angefertigten Kostüme dann noch ein weiteres Mal ab 10 Uhr bewundert werden, wenn die Teilnehmer in einer Art Umzug gemächlich durch die Gassen flanieren.

Info

Carnaval vénitien de Rosheim 2024
Samstag, 2. und Sonntag, 3. März
Samstag, 19 Uhr: 5 Euro Eintritt
Kostenlose Shuttlebusse
vom Bahnhof und den Parkplätzen

Fotos: © Reinhold Wagner