Voll sein Ding: Fotograf Alexander Ratzing setzt Regio in Szene Kultur | 02.02.2020 | Till Neumann

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Seit drei Jahren fotografiert Alexander Ratzing. Seine Naturaufnahmen sind wild und atmosphärisch. Ein Studium hat der 21-Jährige für seinen Traumberuf aufgegeben. Bei einem Morgengrauen-Fototrip am Schlossberg erzählt er seine Geschichte.

Kiloweise Ausrüstung braucht Alexander Ratzing nicht. Einen stabilen Rucksack hat er an diesem Freitagmorgen dabei. Das Wichtigste darin: Seine Sony A7M2. Dazu ein paar Objektive. Außerdem im Gepäck ist etwas Müdigkeit. „Alexa“ hat ihn am Morgen bei minus vier Grad in Elzach geweckt. Doch beim Gang auf den Schlossberg kommt der Mann mit der schwarzen Kappe auf Temperatur. Mit der Kamera in der Hand ist die Müdigkeit schnell vergessen. Sekundenlang durch den Sucher zu fokussieren, ist dabei selten der Fall.

„Ich versuche, wenig auf Technik zu schauen, ich will mit den Bildern vor allem eine schöne Geschichte erzählen und Emotionen wecken“, sagt Ratzing. Ewig planen muss er dafür nicht. Gutes Licht sei für schöne Bilder das Wichtigste. Die Technik hat er im Griff. Sonne braucht er dafür nicht zwingend: „Ein schönes Bild geht auch an verregneten Tagen, wenn es neblig ist.“

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Nach einem Gewitter scheint die Sonne auf die Burg Waldkirch.

Sein Abi hat er in Freiburg-Landwasser gemacht. Schon zu Schulzeiten fotografierte er mit dem Smartphone. Startschuss für seine Leidenschaft war ein Foto im Sommer 2015 auf dem Moosweier. Dort hielt er Wassertropfen mit dem Smartphone fest. Dann knipste er mit einer Allround-Einwegkamera Quick-Snap. Er merkte: „Das Fotografie-Ding macht voll Spaß.“

Erste Versuche gab’s auf dem Balkon seines Elternhauses in Waldkirch. „Gefühlt die ersten 1000 Fotos sind Sonnenaufgänge von da aus“, sagt Ratzing und lacht. Doch schon bald wuchs der Aktionsradius. Er knipste unter anderem auf dem Kandel. Noch heute ist das sein Lieblingsort zum Fotografieren. Mit der Familie ist er mittlerweile nach Elzach gezogen.

Erste Fotoausstellung während des FSJs

Die erste Ausstellung mit Outdoor-Bildern hatte er im Rahmen seines Freiwilligen Sozialen Jahres in Waldkirch. Dennoch entschied er sich für ein Studium in Geowissenschaften an der Universität Freiburg. Doch schon nach einigen Monaten schmiss er hin und widmete sich voll und ganz der Fotografie. Seine Ausrüstung kann er mit Aufträgen finanzieren, den Lebensunterhalt noch nicht. Seit April hat Ratzing eine bessere Kamera mit mehreren Objektiven. Die eignet sich gut für Porträts mit offener Blende. Rund 3000 Euro kostet sein Equipment. Für einen Profifotografen ein überschaubarer Betrag.

„Je mehr ich mich damit beschäftige, desto mehr Spaß macht es“, sagt Ratzing zur Fotografie. Das meiste hat er sich über YouTube-Tutorials selbst beigebracht oder mit Freunden erarbeitet. Ein Autodidakt reinsten Wassers. Die Aufträge nehmen langsam zu. Er fotografiert auf Hochzeiten oder für das Streetware-Klamotten-Label Freiburgs Finest.

Kürzlich war er mit einer Kollegin in Brandenburg in der Sächsischen Schweiz. Der regionale Tourismusverband zahlte die Unterkunft und bekam dafür Fotos von beiden. Das ist nichts, was Ratzings Kassen füllt, aber er sammelt spannende Eindrücke am anderen Ende der Republik und macht sich einen Namen.

Sein Ziel ist, mit Fotos seinen Lebensunterhalt zu verdienen. „Full Professional“ nennt er das. Nur auf Outdoor-Shootings möchte er sich aber nicht beschränken. Auch Porträtbilder und Stadtfotografie sind Teil seiner Arbeit. „Vielleicht mache ich in zehn Jahren Architekturaufnahmen in New York“, sagt Ratzing und lacht.

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Alexander Ratzing mit seiner Sony A7M2 Kamera.

In Island war er schon für einen Fototrip mit Freunden. Sein El Dorado wäre die Westküste Kanadas – wegen der fantastischen Landschaften. Auch auf den Feldberg zieht es ihn regelmäßig. Bei Wanderungen durch den Schwarzwald hat er die Kamera immer dabei. Die eigenen Aufnahmen in Sozialen Netzwerken zu präsentieren, ist bei Fotografen Standard. Dennoch betont Ratzing: „Ich fotografiere nicht für Instagram.“ Wie zum Beweis holt er eine Analogkamera aus dem Rucksack. Eine alte Nikon seines Vaters. Baujahr 1985. Auch Analoges sei bei Outdoorfotografen gefragt, sagt Ratzing. Geschichten erzählen könne man damit genauso gut.

Info

www.alexanderratzing.de
Instagram: alexanderratzing

Fotos: © Alexander Ratzing, tln