Zechen mit Stil: Ausstellung „Schöner trinken“ in Basel Kultur | 29.08.2022 | Erika Weisser

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Bis zum 29. Januar 2023 zeigt das Historische Museum Basel im Gebäude der Barfüsserkirche eine Ausstellung, die den Besuchern die Tafel- und Trinksitten anschaulich macht, die vor rund 300 Jahren in wohlhabenden Häusern herrschten. Zu sehen sind rund 200 barocke Silberobjekte aus einer privaten Basler Sammlung.

Um eine reichlich gedeckte Tafel sind Frauen mit Hauben und faltenreichen Gewändern sowie offenbar wohlhabende Männer mit Goldschmuck und Hüten versammelt. Sie werden von einem Mund-schenk bedient, der ihnen roten Wein in silbernen Bechern kredenzt. Auf einer silbernen Platte in der Mitte des Tischs ist ein Braten angerichtet, darum herum stehen Teller und Becher, offenbar aus demselben Material. Vor der Reproduktion dieses aus dem 17. Jahrhundert stammenden Gemäldes ist eine Vitrine mit kunstvoll verzierten Humpen, Pokalen und Trinkbechern so aufgestellt, dass sie wie eine Verlängerung der Tafel wirkt. Nur eben mit echten Gegenständen.

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Winzerfiguren, Scherzbecher mit Windmühlen und Blasröhrchen gehöhren zu den Ausstellungsstücken.

Diese stammen „aus einer der bedeutendsten Privatsammlungen barocker Silberobjekte in der Schweiz“, wie dem Ausstellungsflyer zu entnehmen ist. Und dass sie zum ersten Mal in der Öffentlichkeit zu sehen sind. Nähere Informationen zu den Besitzern gibt es nicht. Außer, dass die fein ziselierten oder üppig mit allerhand Zierrat versehenen Faustbecher, Weinwunderpokale, Winzerfiguren, Scherzbecher mit Windmühlen, Blasröhrchen, die fahrbaren, segelschiffförmigen Weinbehälter mit Flaschenhals und all die anderen kostbaren Objekte zu einer Basler Kollektion gehören. Die Werke, ist weiter zu erfahren, stammen überwiegend aus dem deutschsprachigen Raum, aus den großen Goldschmiedezentren Nürnberg und Augsburg, aber auch aus entlegeneren Produktionsstätten in Europa.
Besonders auffallend ist ein großer, bis zu zweieinhalb Liter fassender Deckelhumpen in einer der Ausstellungsvitrinen; darin wurde vor 300 Jahren warmes Bier zum Abendessen rundum gereicht. Doch die Ausstellung eröffnet nicht nur Einblicke in derlei gesellige Gepflogenheiten. Die manchmal zierlichen, manchmal eher handfesten Silbergefäße – darunter einige hochkarätige Einzelstücke des Barock – geben viel Auskunft über die damalige Trinkkultur, die bei aller Unterschiedlichkeit durchaus Parallelen zur heutigen aufweist. Denn Becher und andere Trinkgefäße waren – in wohlhabenden Haushalten – keine reinen Gebrauchsgegenstände, sondern hatten auch eine Bedeutung und Funktion als Repräsentationsstücke. Und sie sollten, wie heute etwa kostbare geschliffene Kristallgläser, mit ihrer Eleganz den Trinkgenuss heben.
In Workshops, Führungen und Ausstellungsgesprächen ist zudem fast alles über Gestaltung und Herstellung der Silbergefäße zu erfahren. An bestimmten Sonntagen ist auch ein Silberschmied vor Ort, um verschiedene Herstellungsprozesse zu erklären und zu demonstrieren.

Info

Schöner trinken –
Barockes Silber aus einer
Basler Sammlung
Historisches Museum Basel
Sonderausstellung in
der Barfüsserkirche
Di.–So. 10–17 Uhr
www.hmb.ch

Fotos: © Historisches Museum Basel