Revolutionärer Rohstoff: Eisen veränderte die Gesellschaft am südlichen Oberrhein STADTGEPLAUDER | 07.08.2017

Mit der Ausstellung „Eisen – Macht – Reichtum. Kelten am südlichen Oberrhein“ hat das Archäologische Museum Colombischlössle seine bestehende Dauerpräsentation jetzt um zwei neue Räume erweitert. Es zeigt herausragende archäologische Funde aus der Eisenzeit und verdeutlicht, wie technische und soziale Entwicklungen zusammenhingen.

Im Erdgeschoss erwartet den Besucher ein chronologischer Rundgang durch die Stein-, Bronze- und Eisenzeit. Die nunmehr fünf Räume der Dauerausstellung sind hell und offen gestaltet. Im Mittelpunkt steht die Interaktion mit dem Besucher: Kurze Videoclips und Bildtafeln machen die Ausstellung greifbar. An vielen Stationen ist sogar An­fassen und Ausprobieren ­erwünscht. „Uns ist es wichtig, dass sich möglichst viele verschiedene Gruppen angesprochen fühlen“, erklärt Museumsdirektorin Helena Pastor Borgoñón. Ebenso wichtig sei auch der Bezug zur Region, den das Museum verfolge – alle Exponate stammen vom südlichen Oberrhein.

Die Erweiterung der Ausstellung rückt die drei Themen Bestattung, Handelsbeziehungen und Stadtentwicklung in den Fokus. Mit Einsetzen der Eisenzeit veränderten sich die gesellschaftlichen Strukturen. Durch den aufwendigen Herstellungsprozess und die damit verbundenen Spe­zialkenntnisse verstärkte sich die Arbeits­teilung. Wie heute, galt auch damals schon: Wissen ist Macht. Kenntnisse über die Herstellung von Eisen verhalfen einzelnen Personen zu enormem Reichtum.

Diese Macht spiegelte sich ebenso in den Grabkammern, in denen zu Beginn der Eisenzeit einzelne Menschen beerdigt wurden, wider. Die Hinterbliebenen statteten die aus Eichenholz gebauten Kammern mit kostbaren Beigaben aus Bronze und Eisen aus und schütteten darüber große Grabhügel auf.

Im Archäologischen Museum haben die Besucher die Möglichkeit, eine begehbare Grabkammer hautnah zu erleben. Detailgetreu wurde in einem der Ausstellungsräume das Prunkgrab von Kappel am Rhein nachgebaut. In den gläsernen Vitrinen liegen die kostbaren Beigaben der Bestattung um 620 v. Chr. Darunter ein bronzener Halsring, ein verzierter Dolch, Lanzenspitzen aus Eisen, sowie vier Wagenräder und Trinkgeschirr aus Bronze.

Der letzte Raum der Aus­stellung thematisiert die Handelsbeziehungen und die Stadtentwicklung während der Eisenzeit. Höhepunkt und auch wertvollstes Stück der Ausstellung ist die älteste Glasschale, die je nördlich der Alpen gefunden wurde. Sie wurde in einem Grab bei Ihringen am Kaiserstuhl entdeckt und beweist den regen Handel in Europa. Denn zur damaligen Zeit konnte man am Oberrhein noch kein Glas herstellen. „Wir sind privilegiert, dass wir so etwas in Freiburg ausstellen dürfen“, betont die Museumschefin.

Zahlen und Fakten

Ausstellungsdauer: 15 bis 20 Jahre
Kosten: rund 100.000 Euro
85% der Exponate sind Dauerleihgaben des Landes
15% in städtischem Besitz

Aktionstage:
Keramik der Eisenzeit – Klassisch schön
Mi., 13., 20. & 27.9. 18.30-21 Uhr
Eisen macht erfinderisch
Sonntag 24. 9., 11-16 Uhr

Archäologisches Museum Colombischlössle, Freiburg
www.freiburg.de/museen
Öffnungszeiten: Di-So, 10-17 Uhr

Text: Valérie Baumanns / Fotos: © Axel Kilian