"Überschüsse unabdingbar": Stadtbau erwirtschaftet erneut Millionen-Gewinn STADTGEPLAUDER | 13.06.2017

Der Freiburger Stadtbauverbund hat im vergangenen Jahr 93 Millionen Euro umgesetzt und 7,5 Millionen Euro Gewinn gemacht. Mithin 5,7 Millionen Euro weniger als 2015. Weil es kaum Erlöse aus dem Bauträgergeschäft gab.

Bei der Freiburger Stadtbau GmbH (FSB) blieb bei einem Umsatz von 68,5 Millionen Euro (knapp 60 Millionen entfallen dabei auf die Mieten) unterm Strich ein Plus von 6,8 Millionen Euro. Davon stammen 2,1 Millionen Euro aus den Mieten, 4,5 Millionen brachten der Betrieb von Solaranlagen und die Verwaltung von 1600 fremden Wohnungen, 200.000 Euro das Bauträgergeschäft.

Die Eigenkapitalquote stieg im Vergleich zum Vorjahr um 1,4 Punkte auf 34 Prozent. Mindestens 35 Prozent sind das Ziel der Geschäftsführer Ralf Klausmann und Magdalena Szablewska. Ein hohes Eigenkapital sei die Voraussetzung für die Finanzierung neuer und Sanierung alter Wohnungen. „Jahresüberschüsse sind unabdingbar“, so Klausmann.

Winkelhäuser Gutleutmatten: Hier baut die FSB 33 Eigentums- und 30 Mietwohnungen.

Die Durchschnittsmiete in den eigenen 9220 Wohnungen lag 2016 bei 6,24 Euro und damit 1,51 Euro unter dem Mietspiegel. Von den 6,24 werden 3,87 für Zinsen und Abschreibungen verwendet, 1,58 Euro für die Instandhaltung, 59 Cent für die Verwaltung und 20 für Leerstand oder Mieter, die nicht zahlen. Da im laufenden Jahr der Mietspiegel auf 8,25 steigt, die eigene Durchschnittsmiete aber gleich bleibe, läge sie sogar zwei Euro unterm stadtweiten Schnitt.

Um den für die FSB defizitären, geförderten Wohnungsbau zu leisten, brauche die Stadttochter Gewinne auch aus der Vermietung, bekräftigte Klausmann. Die FSB hat ein strammes Investitionsprogramm vor sich: Bis 2021 will sie etwa 230 Millionen Euro in 870 neue Mietwohnungen sowie bis 2023 gut 58 Millionen in die Sanierung von 560 alten stecken. Zudem steht bis 2021 der Bau von 560 Eigentumswohnungen für 206 Millionen Euro auf der Agenda.

Erst vor wenigen Wochen hatte die FSB zudem 223 Wohnungen von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) gekauft: für 25,5 Millionen Euro – oder auch rund 1600 Euro auf den Quadratmeter. Ein – tatkräftig durch Oberbürgermeister Dieter Salomon ermöglichtes – Schnäppchen, vor allem, wenn man weiß, dass die FSB als Generalmieterin der LBBW zuletzt jährlich 500.000 Euro mehr zahlen musste, als sie selbst einnahm. Drei Millionen will die Stadtbau in diesen neuen Bestand stecken. Für die Mieter werde sich nichts ändern. Außer, dass bis zu zwei Dutzend von ihnen bald Eigentümer werden könnten. „Wir wollen die Quartiere“, so Finanzbürgermeister Otto Neideck, „durch Eigentumsmaßnahmen stabilisieren.“

Text: bar / Visualisierung: © FSB

Kommentar

Weniger Gewinn, weniger Spielraum

Die Freiburger Stadtbau hat nach 9,3 Millionen Euro in 2015 im vergangenen Jahr 6,8 Millionen Gewinn gemacht. Darüber könnten sich alle freuen, schließlich hat sie bis Mitte der 90er Jahre zuverlässig Millionenverluste eingefahren. Weil aber die Chefetage auch regelmäßig die Mieten erhöht – erst jetzt im Juni für 1800 Wohnungen–, gibt es regelmäßig auch Ärger.

Die Linke Liste kritisiert eine „Politik der sozialen Kälte“ und fordert mit der SPD schon lange, dass der gemeinderätliche Beschluss, die Mieten peu à peu dem Mietspiegel anzunähern, aus dem Fenster geworfen wird. Müsste er gar nicht. Wohl aber ein gleichlautender des Aufsichtsrats. Dort gab es bisher keine Mehrheit für eine Mietpreisbremse. Wer eine solche fordert, fordert weniger Gewinn.

Nun hat im Mietenstreit zwar der OB die Fraktionen für den 3. Juli zum Gespräch geladen. Der Aufsichtsrat sollte aber so entscheiden, dass die FSB auch künftig in der Lage ist, im großen Stil sozialen Wohnungsbau zu stemmen und gleichzeitig Millionen in den Bestand zu packen – oder mal eben 25 Millionen Euro auf den Tisch zu legen, um 223 günstige Wohnungen kaufen zu können.

Das stets vorgetragene Argument, das Mietshäusersyndikat beweise, dass geförderter Wohnraum gar nicht defizitär sei, läuft bei der FSB ins Leere. Die Menge des Eigenkapitals ist hier der entscheidende Unterschied. Wenn allerdings die FSB ihre Durchschnittsmiete mit 6,24 Euro angibt und sich dann auf den stadtweiten Mietspiegel bezieht (aktuell 8,25), lässt sich das durchaus kritisieren. Weil die Vielzahl der Stadtbau-Wohnungen sich in billigeren Stadtteilen ballt.

Text: Lars Bargmann