„Spitze des Eisbergs“: Katharina Domschke über Depressionen und Mittel dagegen KARRIERE & CAMPUS | 29.04.2018 | Till Neumann

Immer mehr Studierende sind depressiv, zeigt der Barmer Arztreport 2018. Ist das wirklich so? „Nein“, sagt Professorin Katharina Domschke, Leiterin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Freiburger Uniklinik.

chilli: Frau Domschke, sind immer mehr Studenten depressiv?
Domschke: Es gibt keine Zahlen, die das belegen. Fakt ist: Die Zahl der Diagnosen nimmt zu. Das zeigt aber zunächst nur, dass mehr Bewusstsein da ist, die Krankheit häufiger erkannt wird. Die Spitze des sichtbaren Eisbergs an Depressionen wird größer.

Katharina Domschke: Leitet das Freiburger Bündnis gegen Depression

chilli: Depressionen sind weniger tabu als früher?
Domschke: Ja, die Gesellschaft geht unverkrampfter damit um. Selbst Per Mertesacker sagt: Ich bin schwach. Jeder, der sich so fühlt, sollte das ansprechen.

chilli: Wann muss ich zum Arzt gehen?
Domschke: Wenn mehr als zwei Wochen mindestens zwei der folgenden Symptome auftreten: Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Interessensverlust, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit… Erst sollte ich mich an den Hausarzt wenden. Kontakte gibt es auch beim Freiburger Bündnis gegen Depression. Hilfe suchen lohnt sich: Depressionen sind exzellent behandelbar.

chilli: Kann man sich davor schützen?
Domschke: Wichtig ist Entschleunigung. Ein Studium ist die Rush Hour des Lebens. Man ist jung, auf sich allein gestellt, alles wird schneller. Hilfreich ist, nur eine Sache zu machen: Das Smartphone beim Lernen ausschalten, nicht gleichzeitig fernsehen und arbeiten. Gut ist ein Wechsel aus Arbeit und Freizeit sowie sich körperlich zu betätigen.

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