Witz und Politik: Twäng und Klangwerk 306 im E-Werk 4Event | 20.02.2023 | Pascal Lienhard

Twäng im E-Werk Stimmgewalt und Glitzer: Twäng im ausverkauften E-Werk

Wer sich in Freiburg für Chöre begeistert, kommt um sie nicht herum. Der Pop-Chor Twäng hat seit seiner Gründung vor neun Jahren Preise abgestaubt und ein Album veröffentlicht. Aber Platte hin oder her, einen Chor sollte man live erleben. Das haben sich am Wochenende viele gedacht. Gleich zweimal haben Twäng gemeinsam mit dem Berliner Klangwerk 306 das E-Werk ausverkauft. Das chilli war am Freitag dabei.

Twäng sind in der Chorszene schon lange keine Unbekannten mehr. Gegründet wurde die Gruppe 2014 von drei Sänger*innen. Inzwischen sind rund 40 Künstler*innen dabei. Und die überzeugen: 2018 holten Twäng den zweiten Platz beim Deutschen Chorwettbewerb. Vergangenes Jahr sicherten sie sich den ersten Platz in der Kategorie „Chor“ des Aarhus Vocal Festival in Dänemark – einem der größten und renommiertesten A-Cappella-Festivals Europas.

Was Twäng bei vielen Hörer*innen anschlussfähig macht, sind die spannenden Interpretationen von Popsongs. Die Arrangements werden zu einem großen Teil von Adrian Goldner, einem der beiden Chorleiter, geschrieben. Mit stimmgewaltigen Performances von Songs wie „Change on the Rise“ (Avi Kaplan) oder „Blinding Lights“ (The Weeknd) begeistert die Kombo auch im E-Werk.

Twäng im E-Werk

Preisgekrönt: Twäng überzeugen nicht nur in Freiburg, sondern auch in Dänemark

Dabei sind es nicht nur Gesang und Beatboxing, die Twäng ausmachen, sondern auch die Performance. Unter dem Motto „Bringing that Glitter to your Stage“ glitzern auf der Bühne viele Outfits und Gesichter, die Bühnenmoves sitzen. Ein besonderes Schmankerl ist der Rausschmeißer „Wenn Du tanzt“ (Von wegen Lisbeth). Chorleiter Julian Knörzer inszeniert die Nummer als Remix: Einem DJ gleich dirigiert er den Chor und „mischt“ verschiedene Parts des Songs.

Ein Highlight der Show ist „Baraye“. Der Track des Künstlers Shervin Hajipour ist zur Hymne der iranischen Protestbewegung geworden. Der Text besteht aus Online-Kommentaren, in denen Menschen begründen, weshalb sie protestieren – „baraye“ ist persisch für „Wegen“. Der Song wurde von den iranischen Machthabern verboten, hat sich aber rasend schnell verbreitet. Den Song performen Twäng bei gedimmtem Licht im Publikum – gemeinsam mit den rund 30 Musiker*innen von Klangwerk 306.

Der Berliner Chor überzeugt bei seinem ersten Konzert seit Corona nicht minder als die Freiburger Kolleg*innen. Unter Leitung von Lili Sommerfeld bieten auch sie einen Streifzug durch die Popmusik. Mit ausdrucksstarken Stimmen, Beatbox und gelegentlicher Klavierbegleitung gibt es Songs von Künstlern wie Muse, Billie Eilish oder Clueso auf die Ohren.

Klangwerk 306 im E-Werk

Hier noch Gäste, bald Gastgeber: Klangwerk 306 aus Berlin

Den einen oder anderen Lacher gibt es zum Ende des Sets von Klangwerk 306: In einem Medley interpretieren die Sänger*innen „Dragostea din tei“ von „O-Zone“. Klingelt nicht? „Mai-ia-hi, mai-ia-hu, mai-ia-ha, mai-ia-ha-ha“. Eine Jugendsünde, die kaum jemand von einem Chor erwarten dürfte. Dennoch zündet das Stück im E-Werk. Für ihre Einladung in den Breisgau werden sich Klangwerk 306 bald revanchieren: Am 18. März treten sie mit Twäng in Berlin auf.

Fotos: © Pascal Lienhard

Knisternde Stimmen: Freiburger Popchor „Twäng!“ legt Debütalbum vor