So geht Kopfkino: „Der Herr der Ringe & Der Hobbit – Das Konzert“ im Konzerthaus 4Event | 19.02.2024 | Pascal Lienhard

Herr der Ringe in Freiburg Entführen nach Mittelerde: Die Cinema Festival Symphonics im Freiburger Konzerthaus

Der Weg nach Bruchtal, Beutelsend und sogar zur Brücke von Khazad-dûm ist an diesem Abend nicht weit. Mit den Cinema Festival Symphonics hat Mittelerde vergangenen Freitag Einzug ins Freiburger Konzerthaus gehalten. Rund 50 Musiker*innen haben den preisgekrönten Soundtrack vom Herrn der Ringe auf die Bühne gebracht, auch Fans vom Hobbit kamen auf ihre Kosten.

Selten war eine Filmreihe so erfolgreich: Für 30 Oscars wurden die Macher*innen der Herr-der-Ringe-Trilogie nominiert, 17 hat das Team um den neuseeländischen Regisseur Peter Jackson mit nach Hause genommen. Drei Trophäen gab es alleine für die Musik. Da ist es wenig überraschend, dass der charakteristische Soundtrack regelmäßig auf den Bühnen der Welt erklingt.

Mit rund 50 Musiker*innen entführen die Cinema Festival Symphonics in die vom britischen Autor J. R. R. Tolkien erdachte Welt. Der Saal ist gut gefüllt, auch wenn einige Plätze frei bleiben. Im Publikum sitzt Jung neben Alt. Einige könnten Anfang der 1970er schon die erste deutschsprachige Fassung der Romane gelesen haben. Andere waren 2001 beim Erscheinen des ersten Films „Die Gefährten“ noch nicht geboren.

Während das Orchester die größtenteils vom kanadischen Komponisten Howard Shore geschriebenen Stücke aufführt, laufen auf einer Leinwand Filmszenen. Nur leider haben die wenig mit den Filmen zu tun. Klar, die Rechte dürften nicht einfach zu bekommen sein, aber die sich ständig wiederholenden Aufnahmen von Schwertern auf einem Stein oder von einem x-beliebigen Gebirge sind auf Dauer ermüdend. Die Einspielungen wechseln mit der Übertragung der Musiker*innen auf der Bühne. Einerseits ergibt das bei den vielen Künstler*innen durchaus Sinn. So können die Gäste die jeweils zentralen Akteur*innen verfolgen. Allerdings sind Ton und Bild irritierenderweise zeitversetzt.

Musikalisch ist der Produktion kein Vorwurf zu machen. Bekannte Melodien wie „The Shire“, „Many Meetings“, „The Riders of Rohan“ oder „The Uruk-hai“ erklingen ziemlich originalgetreu. Vor dem inneren Auge kurvt Gandalf durch Beutelsend, hechten Aragorn, Gimli und Legolas durch Rohan, erschafft Saruman seine Armee aus Uruk-hai. Hier passt der abgedroschene Begriff des Kopfkinos wie der eine Ring auf Frodos Finger. Die Musik überflutet die Gäste geradezu, Trompeten und Trommeln kreieren eine wahrlich epische Soundkulisse. Besonders bekannte Melodien werden immer wieder eingeflochten.

Neben den Instrumentalist*innen überzeugen der Chor und drei Solist*innen. Diese singen sowohl auf Englisch als auch in der Fantasiesprache Elbisch. Mit dem oscarprämierten „Into the West“ von Shore, Fran Walsh und Annie Lenox oder den im Original von der irischen Sängerin Enya interpretierten „May it be“ und ganz besonders dem atmosphärischen „Aníron“ überzeugen sie das Freiburger Publikum. Auch wenn Sänger Grzegorz Rozkwitalski (Bass) eher an Elvis in Memphis als an Halblinge auf dem Weg zum Schicksalsberg denken lässt.

Zusätzlich zu den Songs des Herrn der Ringe werden auch Stücke aus der Hobbit-Trilogie aufgeführt. Mit dem finalen „I see Fire“ vollführen die Künstler*innen einen Stilbruch. Zwar klingt der von Ed Sheeran für „Smaugs Einöde“ eingespielte Song bei den Cinema Festival Symphonics so gar nicht nach dem britischen Popstar. In ihrer Bearbeitung wird die Nummer eher zum Gospel. Dennoch ist der Sound weit weg vom pompösen Klassiksound, der das Konzerthaus bis dahin dominiert hat. Auch das kommt an. Sogar bei Mittelerde-Fans, die sonst wenig von Sheeran halten. „Sogar die Nummer fand ich klasse“, sagt ein Besucher nach der Show.

Nach dem Track senkt sich der Vorhang über das Kopfkino. Vor dem Konzerthaus warten weder das Auenland, noch die Weiten Rohans. Doch manch einer wird in den kommenden Tagen beim Spaziergang durch die Natur das friedliche „The Shire“ summen, bei der Radfahrt die heldenhaften „Riders of Rohan“ im Kopf oder bei Gehaltsverhandlungen das dramatische „The Bridge of Khazad Dum“ im Ohr haben.

Foto: © Pascal Lienhard