Coole Mitmachorte: Ein Ausflug in die spannende Welt der Museen Museumsführer | 02.04.2018 | Erika Weisser
Es hat sich längst herumgesprochen: Museen sind weder verstaubt noch langweilig. Im Gegenteil: Viele der zahlreichen und vielfältigen Museen der Region am Oberrhein haben ausgeklügelte Mitmach-Angebote, bei denen Anfassen nicht nur erlaubt, sondern gar erwünscht ist – denn interaktiv und mit allen Sinnen vermitteltes Wissen hält länger.
Immer im Bewegungsmodus
„Wer rastet, der rostet!“ ist das Motto einer Sonderausstellung im Anatomischen Museum der Universität Basel, die eigentlich schon zu Ende wäre, aber wegen großer Nachfrage bis 18. Februar 2018 verlängert wurde. Um Bewegung geht es hier, um das Zusammenspiel von Muskeln, Sehnen und Faszien. Dieses noch weitgehend unerforschte Bindegewebe, von dem ein Erwachsener etwa 20 Kilo mit sich herumschleppt, ist wichtig für die Arbeit der 650 verschiedenen Muskeln eines Menschen.
Und diese hat er nicht nur zum Fußballspielen oder zum Vorzeigen; ohne sie wäre auch das Essen, Lachen, Sprechen oder Atmen unmöglich. Oder das Denken: Wer sich viel bewegt und seine Muskeln trainiert, bleibt nicht nur körperlich, sondern auch geistig fit, bleibt stark und schlau. Und kriegt manchmal Herzklopfen: Die Tätigkeit der anderen Muskeln regt den Herzmuskel an, ohne den wir nicht einmal leben könnten. Eine Ausstellung, die zum Nachdenken über das Selbstverständliche anregt.
Infos: www.anatomie.unibas.ch
Von der Mathematik der Steine
Der Name des MiMa-Museums in Oberwolfach kommt nicht von Mitmachen, sondern von Mineralien und Mathematik. Mitmachen kann man dennoch in diesem Museum, das außer einer riesigen Sammlung an Mineralien und Bergbauerzeugnissen aus dem gesamten Schwarzwald auch immer wieder aktualisierte Exponate des Mathematischen Forschungszentrums Oberwolfach beherbergt. Denn bei interaktiven Simulationen kann man feststellen, dass sich Mathe und Mineralogie gar nicht so fern und fremd sind, wie man vielleicht denkt: Struktur und Aufbau der Mineralien richten sich haargenau nach den Vorgaben geometrischer Formen. Und diese lassen sich, wie wir alle im Schulunterricht lernen und gelernt haben, mit mathematischen Formeln berechnen.
Außer dieser museumsweit einmaligen Schnittstelle zweier Forschungsgebiete gibt es im MiMa-Museum auch ein maßstabgetreues und sehr anschauliches Modell des einzigen noch im Betrieb befindlichen Schwarzwälder Bergwerks: die Grube „Clara“ in Wolfach-Kirnbach.
Infos: www.mima.museum
Pfengschpflitteri und Neubaugebiet
Die diesjährige, wie immer vom Naturgeist Pfengschpflitterli angeführte traditionelle Pfingstprozession im Ecomusée d’Alsace führt möglicherweise durch ein Neubaugebiet. Außer all den schönen alten Häusern, Werkstätten, Läden und Bauernhöfen des Museumsdorfs nahe Ungersheim gibt es am alten Ortsrand heuer nämlich viele „Bàuistella“: So ist das Festival für experimentelles Bauen benannt, das sich innerhalb eines neuen Museumsbereichs dem Wohnen im 21. Jahrhundert widmet.
Ab 1. Juni werden dort in Form von offenen Baustellen drei neue Häuser nach der Methode der „(de-)montierbaren Architektur“ entstehen. Diese Architektur ist charakteristisch für die elsässischen Häuser, die demontierbar sind und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden können. Und somit vielleicht auch eine Antwort auf Fragestellungen der heutigen Zeit – wie etwa das Thema Mobilität – liefern können. Damit wird das Museum seinem Anspruch gerecht, ein Ort des begreifbaren Dialogs zwischen traditioneller und moderner Lebensweise zu sein.
Infos:www.ecomusee.alsace
Mit Duftspuren zum Silberschatz?
Ein geheimnisvoller Brunnenschacht führt in einen gruseligen Abwasserkanal. Wer traut sich da hinunter? Auf einem verwitterten Grabstein ist eine Inschrift zwar zu erkennen, doch nicht mehr zu entziffern. Wer folgt dem namenlosen Gespenst, das dort keine Ruhe findet, auf seinem Rundgang durch die antike Stadt? Und hilft ihm anhand verschiedener Duftspuren, ein dunkles Rätsel zu lösen? Irgendwo auf dem Gelände ist der größte Silberschatz der Antike verborgen. Wer findet ihn?
Solche und noch viel mehr spannende Geschichten zum Erleben und Anfassen bietet Augusta Raurica, die museale Römerstadt in der Nähe von Basel. Da kann man außerdem in Familien-Workshops alte Gefäße restaurieren, im Holzofen Brot backen, Salben und Öle der Antike herstellen oder eine Gladiatorenschule besuchen. Da gibt es im Juni und Juli jeden Sonntag römische Spielenachmittage und da gibt es die Möglichkeit, auf den Stufen des riesigen Amphitheaters zu picknicken. Und viele spannende Informationen zu Forschung, Ausgrabungen und zur Geschichte der Römer nördlich der Alpen.
Infos: www.augusta-raurica.ch
Rund um die Biene
Bienen einmal ganz nah kommen kann man diesen Sommer im Straßburger Mitmachmuseum Le Vaisseau – natürlich gut geschützt in einem Imkeranzug. Am 11. und 18. Juni erfahren Familien so hautnah allerlei Interessantes über das Leben und Arbeiten der fleißigen Tiere. Zudem können sich die Besucher selbst im Umgang mit Stockmeißel und Smoker üben.
Doch damit nicht genug: Auch am 1. und 2. Juli dreht sich beim „Bzzz-Bienenwochenende“ alles um die kleinen Insekten. Die Bienen im Vaisseau-Garten haben fleißig Nektar gesammelt, und so können die Besucher nun den Wissenschaftsvermittlern beim Honigschleudern über die Schulter schauen. Natürlich darf die süße Ernte auch probiert werden. Der 3D-Film „Honigtag“ vervollständigt das Programm.
Infos: www.levaisseau.com
Villa Urbana aus Lego-Steinen
Im Römermuseum „Villa Urbana“ in Heitersheim lässt sich in Workshops nicht nur lernen, wie man auf Wachstafeln schreibt, römische Mosaike legt, Fibeln anfertigt oder auf der Panflöte spielt. In diesem Sommer gibt es dort außer Fundstücken und rekonstruierten Teilen des ehemaligen Wohnhauses in einer einmaligen Ausstellung auch dessen ganz aus Lego-Steinen aufgebautes Modell, das angefasst werden darf und für Kinder bespielbar gestaltet ist. Montag ist Ruhetag. Für die Workshops ist eine Anmeldung erforderlich.
Infos: www.heitersheim.de/roemermuseum-villa-urbana.html
Fotos: © igor yaruta/Fotolia.com; Natalia Davydova/Fotolia.com