Film-Tipp: Der Passfälscher 4Film | 12.10.2022 | Erika Weisser

Filmausschnitt: Der Passfälscher

Samson „Cioma“ Schönhaus ist noch keine 20 Jahre alt, als seine Eltern und die Großmutter im Juni 1942 in das Vernichtungslager Majdanek deportiert werden. Eigentlich war für ihn der gleiche Weg vorgesehen, da er aber in einem Nazi-Kriegsrelevanten Rüstungsbetrieb arbeitet, wird seine „Verschickung“ vorerst aufgeschoben. 

Der junge Mann, der eigentlich Grafiker werden will, seine Ausbildung an einer Kunstgewerbeschule in Berlin wegen seiner jüdischen Wurzeln jedoch nach einem Jahr abbrechen musste, steht dort täglich pünktlich an der Werkbank: Nur nicht auffallen, nur nicht den Unmut des Schichtführers erregen, ist seine Devise. Er weiß, was ihn ansonsten erwartet – von seiner Familie hat er nie wieder gehört.

Dass er verzweifelt ist und Angst hat, lässt er sich nicht anmerken. Im Gegenteil: In der Überzeugung, „dass die besten Verstecke dort sind, wo alle hinsehen“, begibt er sich mitten ins Leben und unter Menschen. Wagemutig und durch Mimikry getarnt – mit Nazifrisur, zackigem Auftreten und Parteiabzeichen statt Judenstern – fährt er mit der Straßenbahn, hält er sich auf öffentlichen Plätzen auf. Und er geht mit seinem besten Freund Det, dem er in der inzwischen beschlag­nahmten Familienwohnung Unterschlupf gewährt, in Restaurants und zu Tanzveranstaltungen.

Filmausschnitt: Der Passfälscher

Die Lebensmittelmarken, die er dafür braucht – auch, um die dort anzutreffenden jungen Frauen bei Laune zu halten –, verdient der grafisch begabte Schönhaus sich mit dem Fälschen von echten Dokumenten. Die Aufträge erhält er vom Juristen Franz Kaufmann, der mit Mitgliedern der Bekennenden Kirche zusammenarbeitet. Zur Rettung untergetauchter Juden sammelt dieser Helferkreis als gestohlen gemeldete Kenn­karten und Pässe, in denen er dann die Fotos austauscht und kunstvoll die Stem­pel überträgt.

Bald taucht auch er selbst unter, fälscht immer neue Ausweise, wird jedoch bald von der Gestapo gesucht. Dennoch verhält er sich nicht eben konspirativ, begibt sich trotz aller Warnungen ständig in Lebensgefahr – nicht aus jugendlichem Leichtsinn, sondern aus der Erkenntnis, dass er ohnehin nichts zu verlieren hat. Als der illegale Fälscherring aufzufliegen droht, tritt er erneut die Flucht nach vorne an – mit Überlebenswillen, Charme, einem Fahrrad und unerwarteten Unterstützer·innen.

Ein spannender, fast schelmenartiger Film über einen wichtigen Teil des Lebens von Cioma Schönhaus, der etwa 400 Menschen rettete, es mit falschen Wehr­macht­spapieren bis Basel schaffte und dort bis zu seinem 93. Lebensjahr lebte.

Filmcover: Der Passfälscher

Der Passfälscher
Deutschland 2022
Regie: Maggie Peren
Mit: Louis Hofmann, Luna Wedler, Jonathan Berlin, Nina Gummich, Marc Limpach u. a.
Verleih: X-Verleih
Laufzeit: 116 Minuten
Start: 13. Oktober 2022

Fotos: © X-Verleih