FRezi: Adornos Erben – Vielstimmiger Denkraum 4Literatur & Kolumnen | 11.08.2024 | Erika Weisser
1949 kehrte der Philosoph Theodor W. Adorno aus dem Exil in seine Geburtsstadt Frankfurt zurück. 1933 hatten die Nazis ihn dort wegen seiner jüdischen Familiengeschichte mit Lehrverbot belegt und sein marxistisch ausgerichtetes Institut für Sozialforschung (IfS) aufgelöst.
Nach Jahren der Weiterführung ihrer „Frankfurter Schule“ in den USA brachten er und Institutsgründer Max Horkheimer sie nun zurück an ihren Stammort in der gerade gegründeten Bundesrepublik. Bis zu seinem Tod 1969 war Adorno Direktor des IfS, das sich der Kritischen Theorie verschrieben hatte – einer Denkrichtung zur Überwindung der Widersprüche der kapitalistischen Gesellschaft. Adorno wurde durch Radiosendungen bald populär – und zur Ikone für die sich nach ihrer Zerschlagung neu formierende politische Linke. Ebenso für viele Studierende, die nach Erklärungen für Faschismus & Co. suchten.
Der Freiburger Historiker Jörg Später folgt 13 ehemaligen Adorno-Schülern auf ihren weiteren wissenschaftlichen Wegen und schildert, wie und in welchen sozialen Bewegungen sie sein Erbe bewahrten und veränderten. Damit schreibt er die Geschichte der Kritischen Theorie neu – als vielstimmige Erzählung der Zeit und des Denkraums zwischen Nachkrieg und Wiedervereinigung.
Adornos Erben
von Jörg Später
Verlag: Suhrkamp, 2024
760 Seiten, Hardcover
Preis: 40 Euro