Schlagkräftige Wahlverwandtschaften: Ökothriller „Gegen den Strom“ im Kino Kinonews | 12.12.2018 | ewei

Halla liebt es, die isländischen Berge zu durchstreifen. Mit Pfeil und Bogen, einem geräumigen Rucksack und wetterfester erdfarbener Kleidung unternimmt sie regelmäßig einsame Touren in die kaum besiedelte Gegend.

Doch sie tut dies nicht etwa als Ausgleich zu einem öden und bewegungsarmen Job. Sie ist auch nicht auf der Jagd nach ­erlegbaren Wildtieren, sondern auf dem Kriegspfad: Gleich einer Amazone bewegt sie sich durch die ­Wildnis, kämpft sie unerbittlich gegen die ausbeuterischen und umweltzerstörerischen Machenschaften von Politik und Wirtschaft. Und um ihnen ihre Kommunikations- und Produktionswege abzuschneiden, kappt sie mithilfe ihrer Armbrust eine Stromleitung nach der anderen, bringt sie selbst die mächtigsten Masten dazu, umzukippen wie angetippte Dominosteine.

Mit ihren Sabotage-Aktionen will Halla, die im ganz normalen Alltag als stets freundliche, sehr charmante und den Menschen zugewandte Chorleiterin arbeitet, „den Krieg gegen die Mutter Natur stoppen“. Das erklärt sie zumindest in einem Manifest, das sie mit „die Bergfrau“ unterzeichnet irgendwann an einem ­Tatort hinterlässt. Das bringt die entschlossene Guerrilla-Kämpferin, die immer mehr riskiert und deren Anschläge immer gefährlicher werden, jedoch bald in die Bredouille: Anhand des Schreibens, auf das sich auch noch ein Tropfen Blut verirrt hatte, nehmen auf Menschenjagd spezialisierte Hunde ihre Fährte auf.

Bald wird sie von Hubschraubern und Drohnen verfolgt, doch sie kann bis zuletzt entkommen. Ihre genaue Ortskenntnis und ihre auf extreme Outdoor-Bedingungen trainierte Körperverfassung helfen ihr dabei. Und ein schrulliger Schafzüchter, dem sie zufällig über den Weg läuft, der sich ihr aber sofort verwandt fühlt und sie immer wieder rettet. Und der schließlich, mitsamt seinem Hund namens „Frau“, zu einem schlagkräftigen Unterstützer all ihrer Unternehmungen wird. Selbst dann noch, als sie längst im Knast sitzt.

Aberwitziger Ökothriller mit viel schrägem, staubtrockenem Humor. 

Gegen den Strom
Island 2018
Regie: Benedikt Erlingsson
Mit: Halldóra Geirharðsdóttir, Jóhann Sigurðarson u.a.
Verleih: Pandora Film
Laufzeit: 100 Minuten
Start: 13. Dezember 2018
Trailer:

Foto: © Pandora Film