Furiose Farbwelten: Eine Sammlungsgeschichte der Familie Burda Kultur | 11.07.2020 | Hans-Dieter Fronz

Farbwelten Wandmalerei Austellung im Museum Frieder Burda

„Die Bilder der Brüder“ heißt die aktuelle Ausstellung im Baden-Badener Museum Frieder Burda. Zu sehen sind expressionistische Werke aus den Sammlungen von Franz Eugen, Frieder und Hubert Burda. Ihre -Begeisterung wurde ihnen in die Wiege gelegt.

Drei gut gelaunte, soignierte Herren mittleren Alters empfangen die Ausstellungsbesucher: Andy Warhols Siebdruckporträt der Brüder Franz Eugen, Frieder und Hubert Burda in poppig-bunten Farben trägt den Titel „The Three Gentlemen“ und entstand 1982. Knapp zehn Jahre zuvor hatte Hubert Burda, der jüngste der drei Brüder – heute Medienunternehmer und Konzernchef in Offenburg –, eine Idee. Als er geschäftehalber in den USA weilte, beauftragte er den amerikanischen Superstar mit einem Porträt des Vaters zu dessen 70. Geburtstag.

Warhol ließ sich nicht lange bitten, flog über den großen Teich und besuchte den Verleger Franz Burda in Offenburg. Neben etlichen Siebdruckporträts von ihm schuf er zugleich Bildnisse von dessen Frau Aenne Burda sowie der drei Söhne. Später realisierte er aus eigenen Stücken drei Gruppenporträts der Brüder – für jeden eines, jeweils in einer farblichen Variante. In der Schau „Die Bilder der Brüder“ im Museum Frieder Burda in Baden-Baden markiert jeweils eines der drei Pop-Art-Werke in jeder Etage den Beginn des Parcours.

Die Schau präsentiert Werke aus der Frühphase der Kunstsammlungen der Brüder Franz Eugen, Hubert und Frieder Burda – darunter Gemälde, die bereits in der elterlichen Wohnung hingen und die Brüder seit ihrer Kindheit begleiteten. Franz und Aenne Burda hatten in den 1950er-Jahren begonnen, Kunst zu sammeln. Franz Burda, der als Verleger und Drucker zu Reichtum gelangt war, begeisterte sich früh für Kunst der deutschen Expressionisten. Etwa für August Mackes Gemälde „Kleiner zoologischer Garten in Braun und Gelb“ – oder für Ernst Ludwig Kirchners „Zwei Akte mit Badetub und Ofen“. Beide Bilder sind jetzt ausgestellt.

Andy Warhol Portraits

Auf Augenhöhe: Andy Warhols Porträts der Burda-Brüder (o.) eröffnen den Ausstellungsparcours, der im oberen Stockwerk die expressionistischen Meisterwerke in niedriger Hängung präsentiert (siehe Beitragsbild) – um auch Kinder für die Kunst zu begeistern – eine Idee Warhols.

Charakteristisch für Werke der Expressionisten ist die besondere Bedeutung der Farbe. In der Moderne beginnt Farbe sich vom Gegenstand zu lösen. Sie gewinnt Eigenwert als unmittelbarer Ausdruck emotionaler Gestimmtheit. Die Farbintervention des von dem Museum beauftragten amerikanischen Künstlers Carl Ostendarp bezieht sich auf eben diesen Umschwung in der Malerei: Die Wände der Ausstellungsräume im Museumsbau an der Lichtentaler Allee bemalte Ostendarp mit je zwei intensiven Farben. Die kurvig bewegte Trennlinie der beiden Farbbereiche lässt an eine Meeresoberfläche mit Seegang denken.

Fast buchstäblich taucht der Besucher in Farbe ein. Die Wirkung der ausdrucksstarken und farbenfrohen Bilder wird dadurch noch gesteigert: Besonders gut funktioniert das  etwa bei Ludwig Kirchners „Frauenkopf vor Sonnenblumen“, einem frühen Meisterwerk von 1906. Auch Max Pechsteins Gemälde „Nidden“ und „Fischerboote am Ufer“ gewinnen vor dem poppigen Hintergrund an Farbintensität. Gleiches gilt für Karl Schmidt-Rottluffs „Maggiatal“; Gabriele Münters Gemälde „Dorfstraße“ und „Bootsfahrt mit Kandinsky“ von 1909 leuchten intensiv bunt. Etwas abgetönter ist die Farbpalette in den Gemälden Max Beckmanns – wie in „Nordsee III“ (1937).

Die Werke sind streng chronologisch nach ihrer Entstehungszeit gehängt. Eine Zuordnung zur jeweiligen Sammlung nimmt die Ausstellung nicht vor. Dazu erklärt Patrizia Kamp, die Stieftochter Frieder Burdas, die gemeinsam mit dem namhaften Museumsmann Udo Kittelmann die Ausstellung kuratiert hat: „Wir wollten den Leistungsgedanken – im Sinne von: Wer hat die besten Bilder – draußen halten. Es ging uns darum, die Werke vielmehr möglichst neutral und als die Einheit, die sie ja ursprünglich in der elterlichen Sammlung waren, zu vermitteln. Wichtig war uns, die Nähe und Gleichwertigkeit der Sammlungen zu betonen.“

Museum Frieder Burda
Lichtentaler Allee 8b, Baden-Baden
Öffnungszeiten: bis 4. Oktober, Di.–So., 10–18 Uhr
Zeitfenster-Tickets online buchbar
www.museum-frieder-burda.de

Foto: © Pechstein – Hamburg-Tîkendorf, The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, ARS, New York