Offensichtlich: Rund 200 Künstler öffnen ihre Ateliers Kultur | 13.10.2020 | Arwen Stock

Atelier Celso Martínez Naves Einblicke in ihre Ateliers bieten dieses Jahr mehr als 200 Künstler.

So viele Künstler waren noch nie dabei. Und in diesem Jahr ist es auch Premiere, dass am Samstag nur die städtischen Häuser öffnen und am Sonntag nur die Einzelateliers. Sonst ist das Grundprinzip der „Offensichtlich“-Reihe gleich: An einem Wochenende (17. und 18. Oktober) sind alle Ateliers für Besucher geöffnet.

„Normalerweise beteiligen sich zwischen 110 und 120 Künstler, diesmal sind es rund 200“, berichtet der BBK-Vorsitzende und Künstler Michael Ott. Der Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) Südbaden ist es auch, der seit rund zehn Jahren die offenen Ateliers organisiert. Ein Jahr im Voraus werden dafür rund 500 professionelle Künstler in Freiburg und Umgebung angeschrieben. Wer sich meldet, ist dabei.

Viele Maler, auch Bildhauer und sogar ein Kunsttheoretiker geben diesmal Einblick in ihre Arbeit. Zum Auftakt gibt es am Freitag (16. Oktober, 18 Uhr) ein Eröffnungsfest im Neuen Wiehrebahnhof – wegen Corona vermutlich im ganz kleinen Kreis. Der Freiburger Künstler Dietrich Schön hat den Titelmotiv-Wettbewerb gewonnen, zu dem es rund 30 Einreichungen gab. Freiburgs Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach wird die Laudatio halten und den mit 500 Euro dotierten Preis überreichen.

STEPHAN-LUX Kunstausstellung

Auf dem Mundenhof präsentiert auch „Kunstgehegler“ Stephan Lux seine Skulpturen.

Mal alle Ateliers, dann die im Osten einen Tag, am anderen Tag die im Westen, dann je nach Farbkodierung geöffnet: In den rund 20 Jahren seiner Existenz gab es viele Versuche, das Freiburger Kunst-Event zu strukturieren. Diesmal zeigen nun zuerst die 70 bis 80 Künstler, die in städtischen Häusern arbeiten, ihre Werke und Arbeitsplätze. „Die bewerben dann auch die Kollegen, die am Sonntag ihre Einzelateliers öffnen“, beschreibt Ott das Konzept und verweist darauf, dass sich die Künstler so auch gegenseitig besuchen können.

Rund 10.000 Kunst-Interessierte haben in den vergangenen Jahren die Offensichtlich-Reihe jeweils besucht. Ob der BBK auch diesmal ähnlich viele Gäste erwartet? Ott ist es vor allem wichtig, dass sich die vielen Besucher auf dem „Riesen-Raum“ verteilen: „Wir haben kein Interesse daran, dass sich die Veranstaltung zu einem Corona-Hotspot entwickelt.“

Lebendige und vielfältige Szene

Einheitliche Regelungen gibt es nicht, jeder Künstler muss die geltenden Vorschriften auf seine Räumlichkeiten anwenden und durchsetzen. Während beispielsweise die Bildhauer im Kunstgehege am Mundenhof großräumig ihre Arbeiten zeigen können, sind im T66 nicht mehr als zwei bis drei Personen pro Raum zugelassen. Es kann zu Wartezeiten kommen – jedoch auch zu ungestörtem Kunstgenuss.

„Wir arbeiten daran, dass wir eine Karte auf die Internetseite stellen mit einer Visualisierung der teilnehmenden Ateliers“, berichtet Ott. Wer an Malerei interessiert ist, soll sich dort eine Tour zusammenstellen können. Da die meisten Atelierräume zu klein für viele Besucher sind, dient das Internet als Ausweichmöglichkeit. Ott selbst wird sich eine Tour überlegen, denn der BBK begleitet die Veranstaltung auf Facebook und Instagram. Außerdem soll die Seite auch nach der Veranstaltung online bleiben, damit Interessierte im Nachgang noch einen individuellen Atelierbesuch mit den Künstlern vereinbaren können. Für alle, die es lieber haptisch mögen, gibt es den druckfrischen Flyer mit allen Ateliers sowie einer Stadt- und Umgebungskarte.

Dietrich Schoen Titelmotiv offensichtlich

Dietrich Schön hat mit dieser Grafik den Titelmotiv-Wettbewerb zur „Offensichtlich: 20“ gewonnen.

Von Umkirch bis Kirchzarten, von Vörstetten bis Wittnau – der Offensichtlich-Radius ist weit gespannt, jedoch manchem nicht weit genug. Ott erklärt die Hintergründe: „Nach Staufen oder in andere Nachbargemeinden expandieren wir nicht, da das zu weit verstreut wäre und unsere Zuschüsse auch für Freiburg gelten.“ Zudem würden andere Städte ihre eigenen offenen Ateliers ausrichten.

14.000 Euro kostet das Kunst-Event unterm Strich – ohne die Aufwendungen, die die Künstler für die Vorbereitungen tätigen. Für die Organisation kommen 3500 Euro vom Kulturamt der Stadt Freiburg, weitere Unterstützung von der Freiburger Sparkasse, vom Regierungspräsidium, dem Kulturwerk, von Sponsoren sowie aus Crowdfunding-Mitteln. Die Gesamtsumme ist laut Ott jedoch „noch nicht ganz zusammen“.

Dass auch im Corona-Jahr die Offensichtlich::20 am Wochenende vor den Herbstferien stattfindet, freut den BBK-Vorsitzenden: „In Freiburg gibt es eine unheimlich lebendige und vielfältige Kunstszene, aber man nimmt die Szene wenig wahr, weil viele Künstler ihr Geld außerhalb verdienen.“ Dieses kreative Potenzial wolle man der Öffentlichkeit zeigen: „Die Ateliers sollen ‚offensichtlich’ werden.“

Freischaffende Künstler haben es in Krisenzeiten besonders schwer. Daher rät Ott den Besuchern, mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen und gerne an seinem Lieblingsbild einen roten Punkt zu kleben. „Kunst kostet Geld, ist aber schwierig zu verkaufen“, weiß er aus Erfahrung. Die Klassiker-Fragen an Künstler kennt er: Wie hast du das gemacht? Woher hast du die ganzen Ideen? Kannst du davon überhaupt leben? Die Antwort: „Natürlich nicht, aber ohne kann ich auch nicht leben.

Info

www.bbksuedbaden.de/offeneateliers/

Fotos: © Atelier Celso Martínez Naves, STEPHAN LUX, Dietrich Schön