Ein fast alltäglicher Beruf: Lisa Senftle lernt den Beruf der Bestatterin Jobstarter | 07.04.2022 | Pascal Lienhard

Sandra Müller und Lisa Senftle

Ein dunkel gekleideter Typ mit Zylinder, bleich und unheilverkündend – so stellt sich manch einer einen Bestatter vor. Darüber können Sandra Müller und Auszubildende Lisa Senftle von „Müller Bestattungen“ in Freiburg nur lachen. Sie erzählen von viel Abwechslung und großer Leidenschaft.

Sandra Müller ist Geschäftsführerin und Trauerbegleiterin beim Freiburger Familien­unternehmen „Müller Bestattungen“. Lisa Senftle macht dort eine Ausbildung zur Bestattungsfachkraft. Begeistert berichten die jungen Frauen von einem Job, über den die wenigsten wirklich Bescheid wissen. Einen Bestatter oder eine Bestatterin trifft man ja auch nicht alle Tage. Da sind viele neugierig. „Sie löchern mich geradezu mit Fragen“, erzählt die 33-jährige Müller.

Eigentlich hatte sie gar nicht geplant, Vater und Großvater in deren Gewerbe zu folgen. Sie studierte Marketing und Event­management, arbeitete im Agenturwesen. Schließlich zog die Berufung ihrer Familie sie doch in den Bann. „Ich habe erkannt, welch abwechslungsreicher und faszinierender Beruf das ist.“ Seit 2019 führt sie die Geschäfte des Unternehmens mit Hauptsitz an der Tennenbacherstraße in Freiburg und einer Filiale in Gundelfingen.

Eine Urne auf einem Altar vom Bestattungsinstitut Müller

Ganz ähnlich hat die 19-jährige Lisa in die Branche gefunden. Ihre Familie leitet ein kleines Familienunternehmen. Entgegen ihren ursprünglichen Plänen half sie im Betrieb aus, absolvierte ein Praktikum bei „Müller Bestattungen“ und begann dort im September ihre Ausbildung. „Je mehr ich mich mit dem Beruf befasst habe, desto mehr habe ich erkannt, was dahintersteckt“, sagt sie.

Wenn sie von ihrer Arbeit erzählt, hört Lisa oft diesen einen Satz: „Schön, dass du das machst – ich könnte es nicht.“ Ist es nicht bedrückend, täglich mit Tod und Trauer konfrontiert zu sein? „Es ist ja nicht so, dass wir den ganzen Tag traurig im Büro sitzen“, erklärt Senftle. Irgendwann werde die Arbeit zu etwas ganz Normalem.

Viele der 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von „Müller Bestattungen“ sind Quereinsteiger. Neben Bestattern und Trauerbegleitern beschäftigt das Unternehmen administrative Kräfte, Trauerredner und einen Hospizbegleiter. Außerdem gibt es Stellen für die Bestattungsvorsorge, Grab­arbeiten oder Maßnahmen in der Werkstatt. Auch an Nachwuchs mangelt es nicht: Es gibt mehr Bewerbungen für eine Ausbildung als freie Plätze, berichtet Müller. Sie sieht hierfür viele Gründe: Der Beruf sei abwechslungsreich, vielseitig, erfüllend, aufregend, sicher und sinnstiftend.

Kleiner Baum im Topf, neben dran verschiedene Urnen

Ausstellungsraum bei „Müller Bestattungen“

Das bestätigt auch Lisa: „Kein Tag ist wie der andere.“ Zu ihren Aufgaben gehört es unter anderem, Trauerfeiern zu gestalten, Verstorbene anzukleiden, Trauerkarten und Anzeigen zu gestalten und Trauergespräche zu führen.

Gerade der Kontakt zu Hinterbliebenen ist Müller und ihren Kolleginnen und Kollegen wichtig. Die Pandemie erschwere das. „Für uns ist es ein Spagat zwischen Abstand und Nähe“, sagt Müller. Teile der Gespräche werden schon mal aufs Telefon verlegt, auf den persönlichen Kontakt verzichten kann und will das Unternehmen aber nicht.

Auch ihre Branche folgt Trends: Müller beobachtet, dass Kunden zunehmend freiere und individuellere Bestattungen wünschten, Beispiele sind Luft- und Seebestattung sowie Ruhewälder. Ein Sektempfang oder Heavy Metal auf der Trauerfeier? Alles keine Seltenheit. Nur unheilverkündende Herren mit Zylinder sind hier noch nicht gesehen worden.

Fotos: © Bestattungsinstitut Müller