Teures Vergnügen – Philipp Männer macht eine Ausbildung zum Fahrlehrer Jobstarter | 04.05.2022 | Maja Bruder

Philipp Männer am Steuer Sitzt ausnahmsweise mal selbst am Steuer: Philipp Männer

Der Ausbildungsberuf ist ungewöhnlich und weit ab von seiner ursprünglichen Zukunftsplanung: Philipp Männer macht in March bei Freiburg eine Grundausbildung zum Fahrlehrer. Sie ist mit hohen Kosten und viel Lernen verbunden. Ein Traumjob ist es für ihn dennoch.

Philipp Männer hat Architektur studiert. Bei der Arbeit in Architektur- und Ingenieur-Büros hat der 24-Jährige aber gemerkt: Er braucht mehr Leben im Beruf. Im Mai 2021 machte der Auszubildende seinen Motorradführerschein nach. Im Gespräch mit seiner Fahrlehrerin kam dann die Idee, selbst Ausbilder auf vier Rädern zu werden: „So hab ich alles an den Nagel gehängt und bin jetzt’e hier“, erzählt er im Verkehrspädagogischen Zentrum (VPZ) Freiburg.

Um Fahrlehrer·in zu werden, wird ein Abitur oder eine abgeschlossene Berufsausbildung vorausgesetzt. Außerdem müssen Anwärter·innen mindestens 21 Jahre alt sein und seit mindestens drei Jahren den Führerschein der Klasse B besitzen. Zudem sollte eine „weiße Weste“ vorhanden sein, was Straftaten und allzu viele Punkte in Flensburg betrifft. Die Ausbildung dauert circa ein Jahr und ist kostspielig: Männer muss mit ungefähr 15.000 Euro rechnen. Die Hälfte davon übernimmt in seinem Fall das Bafög-Amt.

Die Perspektiven sind rosig: Alle Auszubildenden würden bei der Fahrschule Fiek oder anderen Fahrschulen in der Umgebung übernommen. „Es ist halt überall so, dass Fahrschüler ohne Ende da sind und Fahrlehrermangel herrscht“, erzählt er. Das Durchschnittsalter der Fahrlehrer·innen liegt bei 53,3 Jahren. Das Kraftfahrt-Bundesamt geht davon aus, dass in den kommenden zehn Jahren knapp die Hälfte aller Fahrlehrer·innen wegfallen.

Für Männer rührt der Mangel vor allem daher, dass das keine typische Ausbildung ist. Die meisten würden eher zufällig in den Beruf hineinrutschen. Männer mag seine Arbeit: „Jeden Tag neue Personen kennenlernen, sich alle 90 Minuten komplett umstellen, das hat mir in meinem alten Beruf so wahnsinnig gefehlt.“ 

Sein Tipp: Man sollte nicht Fahrlehrer werden, weil man gerne Auto fährt: „Ich lehre das Autofahren und fahre nicht selbst Auto. Ich werde kein Rennfahrer.“ Der Hauptteil der Arbeit fokussiere sich auf die Pädagogik. Das Autofahren stehe an zweiter Stelle, „auch wenn wir das den ganzen Tag machen“.

Über steigende Spritpreise und Co. macht sich der Südbadener keine Sorgen: „Die Zukunft wird das autonome Fahren sein. Und dann werden wir halt keine Fahrlehrer mehr sein, sondern Driver Instructors.“ Es brauche neue, junge Leute: „Die Menschen wollen Fahrlehrer, die pädagogisch etwas auf dem Kasten haben.“ 

Laut Kraftfahrt-Bundesamt waren 2018 lediglich 9,9 Prozent der Fahrlehrer·innen weiblich. Männer berichtet, dass seine Klasse jedoch zur Hälfte aus Frauen besteht: „Diese Zeit von den Fahrlehrern, die geschrien und gegrabscht haben, ist jetzt vorbei.“ Kolleginnen hätten diese Erfahrungen gemacht. Sie hätten den Job gewählt, um genau das zu ändern.

Info

Fünf Ausbildungsstätten
Laut Fahrlehrerverband Baden-Württemberg gibt es fünf Ausbildungsstätten im Land. Das Verkehrspädagogische Zentrum (VPZ) Freiburg hat im November 2021 eröffnet und bietet Fahrlehrerausbildungen und Weiterbildungen an. Es ist eine Ausgründung der ACADEMY Fahrschule Fiek aus Freiburg.