Zehn Jahre chilli-Seminare: Türöffner für Texter STADTGEPLAUDER | 18.04.2016

Schon in die elfte Runde geht in diesem Jahr die Zusammenarbeit zwischen dem chilli-Stadtmagazin und dem Zentrum für Schlüsselqualifikationen (ZfS) der Uni Freiburg. Bei Seminaren für Studierende vermitteln die chillisten, wie man als Magazinjournalist arbeitet. Ehemalige Teilnehmer erinnern sich an Salatköpfe, Praxisnähe und Feedback. Uni-Freiburg-Rektor Hans-Jochen Schiewer ist begeistert und Kabarettist Florian Schroeder erklärt, warum er dem chilli treu geblieben ist.

Chilli Magazin

 Das chilli fliegt durch die Freiburger Szene – und blickt hinter die Fassaden.

Für Uni-Rektor Hans-Jochen Schiewer ist die Kooperation zwischen dem Zentrum für Schlüsselqualifikationen und dem chilli-Magazin ein schöner Erfolg.

Rektor Hans-Jochen Schiewer»Der Erwerb von praxisorientierten Kompetenzen im Medienbereich ist ein Schwerpunkt im Angebot des Zentrums für Schlüsselqualifikationen der Universität Freiburg. Die Studierenden schätzen und nutzen diese Möglichkeit. Wesentlicher Bestandteil des Kompetenzerwerbs im Medienbereich ist das Angebot des Freiburger Stadtmagazins chilli, das nun schon seit zehn Jahren unser Programm in besonderer Weise bereichert. Besonders freut es mich, dass viele Teilnehmer von einst inzwischen Berufe im Medienbereich ausüben. Das ist ein schöner Erfolg.«

Lars Bargmann, Chefredakteur des Freiburger Stadtmagazins chilli, leitete 2006 den ersten chilli-BOK-Kurs »Einführung in den Magazinjournalismus «. »Ich hatte sehr motivierte Teilnehmer, die aber von Journalismus noch wenig Ahnung hatten. Nur eins wollten sie alle: Geschichten schreiben. Am Ende hatten wir etwa eine Reportage über die unterirdische Universität (also unter Straßenniveau), eine Hintergrundgeschichte über den Frequenzkrieg zwischen den freien Radios oder ein Portrait des legendären Physik-Professors Volker Schmidt«, erinnert sich Bargmann.

Seit mittlerweile zehn Jahren gibt es das Angebot in Zusammenarbeit mit dem Freiburger Zentrum für Schlüsselqualifikationen (ZfS) der Uni Freiburg. Es besteht aus zwei Kursen: »Einführung in den Magazinjournalismus« und darauf aufbauend »Magazinjournalismus in der Praxis«. Die Teilnehmer lernen journalistische Grundtechniken, finden Themen, recherchieren und verfassen Magazinbeiträge. Diese werden in einer chilli-Sonderbeilage veröffentlicht.

So manchem ebnete der BOK-Kurs den Weg zum Beruf des Journalisten. Zum Beispiel Steve Przybilla. Der 30-Jährige war Teilnehmer des ersten chilli-BOK-Kurses. Heute arbeitet er als freier Journalist unter anderem für die Süddeutsche Zeitung, die Neue Zürcher Zeitung, Spiegel online und regionale Medien wie das chilli. Er erinnert sich gut an den Kurs: »Meine erste Aufgabe: Schreibe eine Reportage über die Mensa – und interviewe dabei einen Salatkopf.« Noch heute denkt er an das »Interview« zurück, wenn ihm zu einem Thema partout kein Zugang einfallen will: »Einfach mal querdenken, chillig eben!«, sagt Przybilla.

Steve Przybilla, Saskia Schuh und Julia Angstenberger

Überzeugt: Steve Przybilla, Saskia Schuh und Julia Angstenberger

Auch Saskia Schuh machte einst den chilli-BOK-Kurs: »Mir hat gefallen, dass der sehr praxisorientiert war. Wir haben Interviews und Umfragen geführt oder waren für eine Reportage unterwegs. Das wurden tolle Arbeitsproben für die spätere Volontariats-Bewerbung. « Nach dem Kurs schrieb die 31-Jährige als freie Mitarbeiterin fürs chilli. Mittlerweile arbeitet Saskia Schuh als Redakteurin beim Freiburger Wochenbericht.

Auch für Julia Angstenberger hat sich die Teilnahme gelohnt. Die 30-Jährige ist heute Communications Manager am UWC Robert Bosch College in Freiburg. »Das chilli lag an der Uni aus. Ich habe es öfters gekauft und fand den Stil und die Geschichten spannend.« Das Seminar fand sie vielseitig und kreativ. »›Hands-on‹ ist vielleicht der Begriff, der mir am besten dazu einfällt. Als Teilnehmer lernte man schnell, Eigeninitiative zu entwickeln, dazu gab es konstruktives Feedback«, sagt Angstenberger.

Kabarettist und chilli-Kolumnist Florian Schroeder schreibt schon seit Jahren die „Nachgewürzt“-Glosse fürs chilli.

 Florian Schröder

»Ich schreibe fürs chilli aus Dankbarkeit, weil meine Medienkarriere in Freiburg begonnen hat. Wo wäre ich ohne das Patientenradio der Uniklinik, wo ich den sowieso schon geplagten Patienten AC/DC vorspielte, weil ich die Roy-Black-CD versteckt hatte und leider vergessen hatte, wo?


Angstenberger hat im
Kurs viel über Freiburg gelernt, auch Dinge, die sonst vielleicht nicht aufgefallen wären. Es entstanden Kontakte zu Journalisten und Personen aus dem Pressebereich. Davon profitiert sie noch heute am Freiburger United World College. »So sitze ich zwar nun auf der anderen Seite, im Bereich PR, doch profitiere nach wie vor von den erlernten Fähigkeiten.« Das chilli liest sie immer noch gerne. Das Zentrum für Schlüsselqualifikationen schätzt die Kooperation: »Magazinjournalismus ist Infotainjournalismus seminarment pur«, betont Wolfgang Krause, Leiter des Fachbereichs Medien.

»Wie werden aus Meldungen Reportagen, Berichte und Hintergrund-Storys? Hier erlernen Studierende die Grundlagen unterhaltender Informationsvermittlung und produzieren selber mit.« Davon profitierten nicht nur am Journalismus Interessierte, sondern alle, die eigene Inhalte interessant präsentieren wollen. Eine heute in vielen Berufen geforderte Medienkompetenz.

Einen Bericht zur Kooperation gibt’s auch bei uniCross: Journalismus lernen

BOK-Kurs

Der nächste BOK-Kurs »Einführung in den Magazinjournalismus am Beispiel des Freiburger Stadtmagazins chilli« findet im Juni statt. chilli- Verlagsleiterin Michaela Moser und chilli-Redakteur Till Neumann, der selbst erste journalistische Erfahrungen bei BOK-Kursen der Uni Freiburg sammelte, leiten den Kurs. Studierende können sich beim ZfS anmelden.

Text: Till Neumann

Bilder: Till Neumann, Silvia Gehrke, Iris Rothe, KS-Fotoatelier, privat