Trotz Dieselgate: Diesel-Autos boomen KARRIERE & CAMPUS | 09.08.2016

Tricksereien bei den Abgaswerten, Milliardenklagen, ein angekratztes Image – gerade bei den deutschen Herstellern: Man könnte meinen, die Kunden würden dem Diesel gegenüber heute eher distanziert sein. Das Gegenteil ist der Fall: Noch nie wurden hierzulande so viele Diesel-Autos in einem ersten Halbjahr verkauft wie im vergangenen. Der deutsche Autoverband VDA rechnet nun sogar mit einem Rekordjahr.

Diesel-Auto

Boom trotz Skandal: Kunden kaufen mehr Diesel-Autos

812.000 Diesel-Fahrzeuge wechselten bis Ende Juni den Besitzer. Der VDA geht mittlerweile von mehr als 3,3 Millionen Neuzulassungen in 2016 aus. So viele Neuwagen wurden in Deutschland zuletzt vor zehn Jahren zugelassen – das Abwrackprämienjahr 2009 mal außen vor gelassen. Auch in Westeuropa, in China und den USA zeigen sich die Automärkte sehr mobil. Weltweit könnten 2016 erstmals mehr als 80 Millionen Fahrzeuge den Besitzer wechseln.

Auch die regionalen Händler spüren nach dem Abgasskandal keine Auswirkungen. „Wir haben nicht weniger Diesel verkauft als in anderen Jahren“, sagt Marcus Sütterlin vom gleichnamigen Autohaus, in dem es Škoda und Honda gibt. Auf die persönliche Kaufentscheidung hatte der Skandal bei ihm keine Auswirkungen. „Unsere Kunden zeigen sich unbeeindruckt“, erzählt auch Ralph Kollinger von der gleichnamigen Gruppe, die Fiat, Mitsubishi, Alfa Romeo, Volvo, Jaguar, Land Rover und Range Rover vertreibt. Gerade Businesskunden würden wegen des Verbrauchs weiter auf den Diesel setzen. Und wenn der Automarkt insgesamt gut läuft, laufe eben auch der Diesel gut.

Interessant sei, dass Volvo seit einigen Jahren sehr stark auf Vierzylindermotoren setzt und es dagegen durchaus Vorbehalte gab, diese sich aber in diesen Tagen in Luft auflösen. „Die Kunden verstehen immer mehr, dass man gute Co2-Werte nicht mit hubraumstarken Motoren erreichen kann.“

Dennis Chust, Geschäftsleiter der bhg baden Autohandelsgesellschaft mbH, berichtet, dass gerade im gewerblichen Bereich der Diesel dann weiterhin stark nachgefragt ist, wenn es um Laufleistungen oberhalb von 15.000 Kilometern im Jahr geht. Dennoch seien bestimmte Benziner leicht im Kommen. Vergleichszahlen kann Chust nicht melden, weil die bhg ja erst im Oktober Baden Auto gerettet hatte.

In Zeiten günstiger Kraftstoffpreise ist der Benziner generell stärker im Interesse. Wenn die Preise wieder hochgehen, reckt der Diesel seine Nase wieder vor.

Text: Lars Bargmann / Foto: © Julia Gnann