Buch-Tipp: "Was ich liebe und was nicht" Kultur | 08.12.2016

 
Die auf dem Cover abgebildete Birne gehört eindeutig zu den Favoriten eines der bedeutendsten Autoren der Gegenwart: Ortheil liebt diese süßherben „herbstlichen Rauchzartgewächse“, zieht sie den „faserigen, geschmacklosen“ Äpfeln allemal vor, singt ihnen, die höchstens noch von der Vollkommenheit der Himbeeren übertroffen werden, ein wahres Loblied.
 
Außer Obst- und – geradezu erotischen – Gemüsesorten beschreibt der mehrfach preisgekrönte Autor äußerst wortgewandt auch diverse „Petitessen des sozialen Lebens“, wie etwa Galeristen- und Künstleransprachen bei Ausstellungseröffnungen. Oder die Unterhaltungen der zu solchen Anlässen Geladenen. Und es bedarf keines besonderen Scharfsinns, um zu erkennen, ob solche Zusammenkünfte zu den Dingen gehören, die er liebt – oder eben nicht. Da er sie jedoch mit viel Liebenswürdigkeit und Selbstironie schildert, ist es ein Vergnügen, lesend daran teilzunehmen.
 
Vergnügen bereiten in diesem Spiegelkabinett eines Lebens auch die Empfehlungen für gute Liebesromane – darunter der Vorschlag, mögliche Ereignisse zwischen einer amerikanischen Erbin und einem Frei­burger Heidegger-Schüler auf der gleichnamigen Hütte bei Todtnauberg genauer zu untersuchen. Mehr davon gibt es sicher bei Ortheils musikalischer Lesung am 18. November ab 20 Uhr im Freiburger Theater.
 
Text: Erika Weisser
 
 

 
 
 
 
Was ich liebe und was nicht
Von Hanns-Josef Ortheil
Verlag: Luchterhand, 2016
366 Seiten, gebunden
Preis: 16,99 Euro