„Inhaltlich unterstützenswert”: Freiburger Schulleiter lobt und kritisiert streikende Schüler f79 – das Jugendmagazin | 05.03.2019 | Till Neumann

Schulpflicht ist Schulpflicht, sagt Martin Rupp. Der Leiter des Droste-Hülshoff-Gymnasiums (DHG) in Freiburg ist gleichzeitig geschäftsführender Direktor der Freiburger Gymnasien. Im Interview mit f79-Redaktionsleiter Till Neumann spricht der 56-Jährige über Anerkennung, Strafen und den Versuch einer Kooperation.

Steht zum rechtlichen Rahmen: Martin Rupp

f79 // Herr Rupp, wie sehen Sie die Streiks?

Rupp // Sie sind inhaltlich unterstützenswert. Wir behandeln Umweltschutz schulisch in vielen Bereichen, sensibilisieren mit Aktionen und AGs. Es ist sehr bedauerlich, dass dennoch Schulen bestreikt werden. Das ist eigentlich der Ort, um über solche Themen zu reden.

f79 // Streik während der Schulzeit ist verboten?

Rupp // Ja, das bleibt unentschuldigtes Fehlen, rechtlich ist es anders nicht möglich. Die Idee der Initiatorin Greta Thunberg ist, Regeln der Erwachsenen zu brechen und das ist Schule nun mal. Die Grundidee, sich von diesen Regeln zu befreien, ist falsch. Wenn die Streiks weitergehen, müssen wir uns Gedanken machen, wie wir damit umgehen.

f79 // Wie waren die Konsequenzen beim ersten Streik am DHG?

Rupp // Wir haben notiert, wer untentschuldigt gefehlt hat. Es hat keiner „eine übergebraten“ bekommen, wie in der Presse zu lesen war. Wenn weiter gestreikt wird, müssen wir uns überlegen, was die Konsequenzen sein könnten. Ein Aufsatz zum Thema wäre zum Beispiel möglich, eine pädagogische Maßnahme.

f79 // Wie viele Ihrer Schüler haben gestreikt? 

Rupp // Viele waren beim Streik, sicher eine dreistellige Zahl (am DHG sind 780 Schüler). Aus der Ober- und Unterstufe. Das Gros waren aber Schüler ab Klasse 8.

f79 // Fühlen Sie sich in einer Buhman-Rolle? 

Rupp // Ich stehe zum rechtlichen Rahmen. Die Neutralitätspflicht der Schule ist richtig. Wenn wir hier abweichen, müssten wir Schüler auch bei anderen Anliegen freistellen. 

f79 // Was wünschen Sie sich von den Streikenden?

Rupp // Ich weiß nicht, ob es überhaupt ein Streik sein muss. Ich habe den Veranstaltern angeboten, dass wir uns zusammensetzen. Eine Kooperation ist möglich. Warum sollte man nicht gemeinsam eine politische Aktion am Wochen-ende draus machen? Das wäre ein noch stärkeres Signal für die Öffentlichkeit.

Mehr dazu

Den gesamten f79-Bericht zum nächsten Fridays for Future-Streik gibt es im gedruckten f79-Magazin und dem E-Reader. Das Heft liegt mit einer Auflage von 50.000 in Schulen, Jugendzentren und Gemeindehäusern in Freiburg und Umgebung aus.

Fotos: © Till Neumann, privat