Wenn die Wörter stolpern – Selma hat ihre liebe zur Sprache zum Beruf gemacht Jobstarter | 11.06.2025 | Anke Dankers (dpa)

Dem Sprechen auf die Sprünge helfen: Ob bei Kindern oder Erwachsenen sind Logopäden Helfer in der Not und führen genaue Diagnosen und Therapien durch.
Selma Klee ist eine von ihnen. Gut ausgebildete Logopädinnen wie die 26-Jährige werden händeringend gesucht. Doch eine verhältnismäßig schlechte Bezahlung und die fehlende Anerkennung im Gesundheitssystem machen ihnen zu schaffen. Im Job-Protokoll erzählt Selma, warum sie sich dennoch für den Beruf entschieden hat.
Der Weg in den Beruf
„Sprache hat mich schon immer interessiert und so machte ich ein Orientierungspraktikum in einer Logopädiepraxis. Es war genau das, was ich mir erhofft hatte. Nach dem Abitur habe ich dann eine logopädische Ausbildung und parallel ein Bachelor-Studium im Fach Logopädie begonnen.
Der Berufsalltag
Ich behandele Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen, myofunktionellen Störungen (motorische und/oder sensorische Auffälligkeiten der Muskelfunktionen im Mund-Gesichts-Bereich), Stottern oder auch Erwachsene mit Stimmstörungen oder neurologischen Erkrankungen. Jede Therapiestunde wird individuell nach dem Störungsbild der Patienten mit Übungssequenzen ausgerichtet. Dafür muss ich die an das Alter und die Fähigkeiten des jeweiligen Patienten angepassten Übungen im Vorfeld nach den Therapieverfahren vorstrukturieren und das entsprechende Material bereitstellen.
Das kann bei einem Vorschulkind mit einer Aussprachestörung wie die Ersetzung von „sch“ durch „s“ so aussehen, dass man das auditive Differenzieren der Laute „sch“ und „s“ trainiert und dann das „sch“ in Übungen festigt, etwa mit Bildkarten. Bei Erwachsenen mit Stimmstörungen werden je nach Störungsschwerpunkt Übungen zu einer physiologischen Atmung, einem glatten Stimmlippenschluss oder zu einem guten Stimmeinsatz für den Alltag oder Beruf angewandt.
Daneben gibt es viele organisatorische Aufgaben zu erledigen: Terminabsprachen und die Kommunikationmit Patienten, die Prüfung der Verordnungen und Rücksprache mit den Ärzten, das Schreiben von Berichten oder die Verwaltung der Patientendaten. Auch die Therapievorbereitung und deren Nachbereitung gehören zum Berufsalltag.
Verschiedene Seiten
Die Arbeit mit den Menschen macht mir großen Spaß. Jeder Tag ist anders. Auch fachlich ist die Arbeit immer wieder herausfordernd, was ich sehr schätze. Die Vielfältigkeit des Berufsalltags und der Patienten motiviert mich. Außerdem erfährt man sehr viel Dankbarkeit der Patienten.
Die unmittelbare Arbeit mit den Menschen kann aber auch sehr energiezehrend sein. Wir erfahren sehr wenig Anerkennung im Gesundheitssystem, und unsere breit gefächerten Fachkompetenzen sowie unsere berufliche Verantwortung stehen leider nicht im Verhältnis zu unserer Bezahlung.
Die Herausforderungen
Vor allem die Abhängigkeit von Ärzten stellt eine große Herausforderung dar. Patienten können ausschließlich durch ärztliche Verordnung in unsere Praxis kommen. Oder die Absetzungen eingereichter Verordnungen durch die Krankenkassen.
Auch fehlerhafte Angaben der Ärzte auf den Verordnungen werden uns Logopäden angelastet, sodass sie mit hohen Gebühren erneut eingereicht werden müssen. Nicht selten werden erbrachte logopädische Leistungen deshalb auch nur teilweise oder gar nicht bezahlt.
Auch die Kommunikation mit anderen Fachpersonen im Gesundheitswesen empfinde ich als erschwert. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit wird von den Krankenkassen nicht vergütet, weshalb dafür neben der bezahlten Arbeit häufig keine Zeit bleibt.“
Info
Verdienst: Laut Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit liegt das mittlere Bruttoentgelt für den Beruf bei 3163 Euro im Monat. Viele Logopädinnen und Logopäden arbeiten auch freiberuflich, hier liegen keine repräsentativen Daten vor.
Fotos: © Klaus-Dietmar Gabbert (dpa), Africa Studio stock.adobe.com