Diamanten dabei – Estrichleger sind selten, aber unverzichtbar Job & Karriere | 15.12.2019 | Till Neumann

Er ist fast überall, aber kaum einer weiß es. Böden in Häusern, Sporthallen oder Fabriken brauchen eine gerade und stabile Fläche. Die Grundlage dafür ist Estrich. Maximilian Viesel hat ihn zum Beruf gemacht. Er ist bester Estrichleger Baden-Württembergs und wünscht sich mehr Anerkennung für seinen Beruf.

Mit Diamanten hantieren nur Juweliere? Denkste. Auch Maximilian hat auf seinen Baustellen Edelsteine dabei. Der 24-Jährige verkauft sie aber nicht an zahlungskräftige Kunden. Er schleift damit den frisch verlegten Estrichboden so glatt, dass man meinen könnte, es sei Glas.

So auch auf einer Baustelle in Waldkirch. Dort war der Junghandwerker im November im Einsatz. Er hat für seinen Familienbetrieb „Alexander Viesel“ in der Garage und Wohnung eines Familienhauses den Boden neu gemacht. Das Besondere daran: Im Gegensatz zu vielen anderen Varianten kommt auf den Estrich dort kein weiterer Belag. Also keine Fliesen oder Laminat.

Dieser Estrich namens Creafloor® ist eine Spezialmischung seines Betriebs. Nicht billig, aber empfehlenswert, sagt Maximilian zu dem Design-Material. Es halte lange und verändere sich optisch über die Jahre, sodass man sich nicht daran sattsehen könne.

Nur 22 Estrichleger gab es im Ausbildungsjahrgang von Maximilian. Bundesweit. „Maler gibt’s in jedem Dorf zwei, Estrichleger in einer ganzen Region oft nur einen“, sagt er. Der Vorteil: Solche Fachkräfte sind gefragt, die Zukunftsperspektiven rosig. Der Nachteil bei der Ausbildung: Die Wege sind manchmal weit. Bis nach Schweinfurt (Bayern) musste Maximilian für den Theorie­unterricht fahren.

Wie er zu dem seltenen Beruf gekommen ist? Sein Vater hat in den 70er-Jahren den eigenen Betrieb gegründet. Schon in jungen Jahren half er hier und da mal aus. „Irgendwann hat es mir richtig Spaß gemacht“, erzählt Maximilian. Er habe auch in andere Bereiche reingeschnuppert, KfZ-Mechatroniker zum Beispiel. Aber nichts hat ihm besser gefallen als Estrichleger. Heute leitet sein Bruder die Firma, er ist dort angestellt.

Von der Ausbildung im Betrieb der eigenen Familie haben ihm einige abgeraten. Er hat sich dennoch dafür entschieden und es nicht bereut. Das Gute daran: „Wenn mal etwas nicht klappt, wird Tacheles geredet“, erzählt Maximilian.

Ein weiteres Plus seines Jobs, den kaum einer kennt: Er hält fit. Locker 15 Tonnen Sand könne man an einem einzigen Tag mit der Schaufel bewegen, erzählt Maximilian. „Die Ausbildung als Estrichleger ist besser als jedes Work-out“, schreibt das Portal www.ausbildung.de. Der Südbadener bestätigt das. Und noch ein Vorteil: Der Verdienst ist überdurchschnittlich. Bis zu 1340 Euro brutto kann man monatlich im dritten Lehrjahr laut ausbildung.de verdienen.

Für Maximilian führt seine Branche dennoch ein Schattendasein: „Da meistens Boden über den Estrich kommt, weiß fast keiner, dass es uns gibt.“ Er findet das schade, schließlich ist Estrich vielerorts vonnöten.

Leute wie er sind daher unverzichtbar. Zumal der Freiburger Landessieger in seinem Ausbildungsberuf geworden ist. Die Konkurrenz ist zwar nicht riesig, aber etwas stolz ist er dennoch. „Es war von Anfang an mein Ziel, der Beste zu werden.“

Abgeschlossen hat er die Ausbildung im Februar. Ein Jahr möchte er jetzt Berufserfahrung sammeln. Und dabei nicht ständig nach Schweinfurt fahren. Dann will er einen Meister machen.

Foto: © Till Neumann