Am Puls der Zeit  – f79-Volontär Pascal erklärt, wie man Redakteur·in wird Jobstarter | 15.12.2021 | Pascal Lienhard

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Journalisten sind aus dem öffentlichen Leben nicht wegzudenken. Sie recherchieren, informieren, decken auch mal Missstände auf. Doch wie kommt man in den Beruf? Pascal Lienhard ist Volontär beim Magazin f79 und berichtet von seinen Erfahrungen im Print-Journalismus.

Volontariat: Ausbildung in der Redaktion

Eines vorweg: Um Artikel zu schreiben oder zu veröffentlichen, muss man noch kein ausgebildeter Journalist sein. Viele Personen, die Beiträge in Zeitungen oder Magazinen schreiben, haben keine journalistische Ausbildung. Wenn du den Beruf des Redakteurs hauptberuflich ausüben willst, führt aber kein Weg an einer Ausbildung vorbei. 

Ich selbst bin beispielsweise noch kein ausgebildeter Redakteur. Aber die ersten Schritte sind getan, und zwar mit dem Volontariat. Das ist eine meist zweijährige Berufsausbildung. Ich mache sie seit Oktober 2021. Das „Volo“ lässt sich mit dem Referendariat bei Lehrer*innen vergleichen. Es ist eine Ausbildung in der Redaktion nach dem Studium. Ich arbeite Vollzeit mit ausgebildeten Kolleginnen und Kollegen zusammen, bekomme Feedback und lerne den Alltag in einer Redaktion kennen.

Wichtig: Studium und freie Mitarbeit

Voraussetzung für ein Volontariat ist in den allermeisten Fällen ein Studium. Rund 90 Prozent der Volontärinnen und Volontäre haben studiert, schwerpunktmäßig in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Der Großteil hat zudem Erfahrungen durch freie Mitarbeit gesammelt.

So ist auch mein Weg verlaufen. Ich habe einen Bachelor und Master in Geschichte gemacht und seit der Oberstufe des Gymnasiums als freier Mitarbeiter für verschiedene Presseorgane gearbeitet. Das bedeutet, dass mir von der jeweiligen Redaktion Themen angeboten werden beziehungsweise ich selbst Ideen einbringe. Wird daraus ein Beitrag, werde ich dafür bezahlt, meist nach Anzahl der geschriebenen Zeilen.

Tolle Möglichkeiten

Eine freie Mitarbeit ist unerlässlich, um herauszufinden, ob der Beruf des Redakteurs der richtige ist. Außerdem lernt man interessante Menschen kennen und bekommt Einblicke, die man sonst nicht erhalten würde. So habe ich schon früh einen Bürgermeister interviewt sowie mit einem der beliebtesten Imitatoren von Johnny Cash gesprochen.

Auch wenn nicht jeder Termin gleich spannend ist, gibt es immer wieder Gelegenheiten, in denen einem der Beruf tolle Möglichkeiten bietet: Geschäftlich auf ein Konzert, ein Theaterstück oder eine Filmvorführung gehen und dafür Geld bekommen? Ich persönlich kann mir deutlich Schlimmeres vorstellen. Vor meinem Volontariat habe ich zudem ein vierwöchiges Praktikum bei f79 und chilli absolviert, um zu schauen, ob die Chemie passt.

In die Provinz oder in die Metropole?

Wie sind die Chancen, ein Volontariat bei Presse, Rundfunk oder in einer Nachrichtenagentur zu bekommen? Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) ist die Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten. Laut Hendrik Zörner, Pressesprecher des DJV, sind die Bedingungen unterschiedlich. „Einige Kollegen berichten uns, dass es Redaktionen in der Provinz inzwischen schwer haben, geeignete Bewerber auf offene Stellen zu finden“, erklärt er. In den Metropolen hingegen sei der Andrang auf freie Stellen groß. 

Auch hier vor Ort ist die Lage nicht einfach: Bei der „Badischen Zeitung“ unterzukommen ist selbst mit einiger Berufserfahrung schwierig. Etwas getan hat sich in der Geschlechterverteilung: Nach Zörner seien Volontärinnen aktuell mit circa 55 bis 60 Prozent in der Mehrheit.

Und nach dem Volontariat?

Fakt ist aber leider auch: Ein abgeschlossenes Volontariat ist kein Garant für eine Festanstellung. Am Ende der Ausbildung stehen oft Zeit- oder Pauschalverträge, laut DJV werden höchstens ein Drittel der Volontäre im Betrieb übernommen. Das heißt, dass sich eine Mehrheit nach der Ausbildung nach anderen Stellen umschauen muss.

Zudem hört man immer wieder von einer Krise des Journalismus – allerdings schon seit langer Zeit. „Richtig ist, dass der Journalistenberuf infolge der Digitalisierung einem rasanten Wandel unterworfen ist“, so Zörner. Er ist überzeugt: „Wer sich davor nicht fürchtet und den Wandel eher als Chance denn als Risiko begreift, findet im Journalismus einen tollen und spannenden Beruf.“ 

Klar ist also: Es braucht Herzblut und Flexibilität. Als Journalisten arbeiten wir oft dann, wenn andere Freizeit haben. Das ist nicht für alle etwas, die Leidenschaft muss da sein. Und klar: Reich werde ich mit dem Beruf erst mal nicht. Dennoch habe ich das Gefühl, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Denn einen abwechslungsreicheren Alltag als im Journalismus kann ich mir kaum vorstellen.

Foto: © Till Neumann