Allen Zweifeln zum Trotz: Influencerin Anna-Lena Hochuli wirbt fürs Handwerk Jobstarter | 18.03.2022 | Till Neumann

Anna-Lena bei der Arbeit Mit der Ausbildung zur Elektrikerin hat Anna-Lena Hochuli ihren Traumjob gefunden – und zeigt das auf ihrem Instagram-Kanal.

Der Frauenanteil im Handwerk steigt nur langsam. Auch im Elektrobereich sind Frauen unterrepräsentiert. Das möchte Anna-Lena Hochuli aus Vörstetten ändern. Auf ihrem Instagram-Kanal zeigt die 19-jährige angehende Elektrikerin mehr als 10.000 Followern die schönen Seiten ihres Berufs. Dem f79 berichtet die Handwerks-Influencerin, was sie antreibt.

f79 // Anna-Lena, was war dein Beweggrund, ins Handwerk zu gehen?
Anna-Lena // Das war eher eine zufällige Story. Ich habe meinen jetzigen Chef auf unserem Dorffest getroffen. Er ist ein Freund meiner Eltern und kümmert sich bei uns zu Hause immer um die Elektrik. Damals war ich in der 10. Klasse und er fragte mich, was ich nach der Schule vorhätte. Ich erzählte ihm, dass ich vorhabe, entweder Grundschullehramt zu studieren oder zur Polizei zu gehen. Daraufhin fragte er mich, ob ich nicht ins Handwerk kommen mag und bei ihm eine Ausbildung zur Elektrikerin machen will. Da habe ich ihm erst mal den Vogel gezeigt. Physik und Mathe waren nie meine Lieblingsfächer und Elektrik hat mich nicht wirklich interessiert. Ich hatte bis dahin nie darüber nachgedacht, ins Handwerk zu gehen. Aber ich fand die Idee doch irgendwie ganz lustig und habe dann aus Witz ein Praktikum bei ihm gemacht. Das hat mir dann so gut gefallen, dass ich danach ein längeres drangehängt habe und schließlich in die Ausbildung zur Elektrikerin gestartet bin. Ich habe sogar drei Monate vor offiziellem Ausbildungsbeginn bei ihm angefangen, weil ich einfach so viel Spaß an der Arbeit hatte. Und das war auch für mich der Hauptgrund, ins Handwerk zu gehen: der Spaß an der Arbeit.

f79 // Auf Instagram folgen dir mehr als 10.000 Leute. Was war der Anstoß, andere an deinem Arbeits- und Lebensalltag teilhaben zu lassen?
Anna-Lena // Die Idee zum Instagram-Kanal kommt aus der Zeit, in der ich selbst überlegt habe, ob ich ins Handwerk gehen sollte. Der Gedanke ist für ein Mädchen ja doch relativ untypisch. Ich wusste nicht, wie anspruchsvoll das Ganze schulisch werden würde. Davor hatte ich tatsächlich am meisten Angst, dass ich das nicht schaffe. Um mehr über den schulischen Teil der Ausbildung rauszufinden, habe ich viel in Social Media – vor allem auf Instagram – nach Leuten geschaut, die Dinge aus ihrem Alltag als Elektriker teilen. Einige Leute habe ich auch gefunden, aber keiner von denen hat mir die Eindrücke vermittelt, die ich mir zu dem Zeitpunkt gewünscht hätte. Auch wenn ich nicht sicher war, ob es mit der Schule klappt, habe ich trotzdem die Ausbildung angefangen. Später dachte ich dann: „Vielleicht bin ich ja genau die Person, die ich damals gesucht habe.“ Und mein Chef hat mich noch dazu ermutigt, selbst einen Kanal zu starten. So habe ich mich entschlossen, meinen Arbeitsalltag auf Instagram zu teilen.

f79 // Wie sind die Reaktionen?
Anna-Lena // Nach kurzer Zeit kamen immer mehr junge Frauen auf mich zu, die darüber nachdachten, eine Ausbildung anzufangen und meinen Rat dazu hören wollten. Sie haben mir von ihren Ängsten erzählt, und wir haben darüber gesprochen. So kam es schnell zu einer recht großen Community. Immerhin haben sich schon eine Handvoll Mädels aufgrund meines Accounts dazu entschieden, die Ausbildung zu machen. Das finde ich total schön. Und genau das ist mein Ziel. Ich will das Handwerk authentisch rüberbringen, sodass sich besonders Mädels ein realistisches Bild von dem Beruf machen können. Ich will zeigen, dass Handwerk nicht nur was für Jungs ist – und will erreichen, dass auch Mädchen das Handwerk als Berufsoption erkennen. 

 

Instagram

Anna-Lena aus Vörstetten postet auf Instagram als @elektrikerin_2020

Foto: © privat