Flexible Betriebe – Firmen mit fehlenden Azubis stellen Jugendliche mit Erstem Schulabschluss ein Jobstarter | 11.10.2025 | Anett Friedrich/BiBB
Menschen ohne Abitur haben gute Chancen auf dem Ausbildungsmarkt.
Betriebe stellen häufig Mindestanforderungen an den Schulabschluss neuer Auszubildender. Das trägt dazu bei, dass Jugendliche mit Erstem Schulabschluss (Hauptschulabschluss) Schwierigkeiten haben, Ausbildungsplätze zu finden. Eine Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zeigt den Zusammenhang zwischen Schulabschluss und Betrieben.
Die Ergebnisse zeigen, dass Betriebe ihre Anforderungen an den Schulabschluss von Ausbildungsplatzsuchenden insbesondere dann lockern, wenn sie Schwierigkeiten bei der Rekrutierung haben. So ist der Anteil der neu eingestellten Auszubildenden mit maximal Erstem Schulabschluss in Betrieben deutlich höher, wenn Ausbildungsplätze frei bleiben.
„Das ist erfreulich, weil es zeigt, dass Betriebe flexibel reagieren, wenn sie nicht genügend gut qualifizierte Schulabgängerinnen und Schulabgänger finden“, sagt Hubert Ertl. Er ist Forschungsdirektor und stellvertretender BIBB-Präsident. „Dass Betriebe Zugeständnisse beim Schulabschluss machen, ist in Deutschland zentral. Die Integration von Jugendlichen mit maximal Erstem Schulabschluss ist eine wichtige Daueraufgabe für das Berufsbildungssystem“, betont Ertl.
Die Studie zeigt zudem, dass die Qualifikationsstruktur von Betrieben ein zentraler Faktor ist: So stellen Betriebe mehr Auszubildende mit Abitur ein, wenn ihre Belegschaft insgesamt höher qualifiziert ist. Die Untersuchung zeigt aber auch, dass dabei die Anzahl der Bewerber*innen mit Abitur eine Rolle spielt. Überraschenderweise stellen Betriebe mit einem höheren Anteil an Bewerber*innen mit Abitur zudem mehr Auszubildende mit maximal Erstem Schulabschluss ein. „Ausbildungsplatzsuchende mit Abitur und mit maximal Hauptschulabschluss stehen also nicht zwingend in Konkurrenz“, heißt es in der Studie. Für zukünftige Untersuchungen ist nun von Interesse, wie die Unterschiede zwischen den verschiedenen Branchen und Regionen sind.
Für die Studie „School-leaving certificates and vocational education and training – the role of firms as gatekeepers in Germany“ hat die Studie insgesamt 2004 Ausbildungsbetriebe in Deutschland unter die Lupe genommen.
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