Kleine Welt, großer Erfolg: Second-Hand bei Little Tibet f79 – das Jugendmagazin | 12.08.2020 | Julian Meinke

Schon auf den ersten Blick wirkt der Laden mit dem bunt gestalteten Schaufenster nahe der Johanneskirche geschäftig. Er läuft gut, berichtet der Beitreiber „Phu“. Am 8. November hat er den Vintage-Laden „Little Tibet“ aufgemacht. chilli-Autor Julian Meinke hat in dem etwas anderen Second-Hand-Geschäft vorbeigeschaut.

Der gebürtige Tibeter „Phu“ heißt eigentlich Dorjee. Bei seinen Freunden und Kunden hat sich Phu aber als Spitzname etabliert. Auf nur 50 Quadratmetern hat er in Freiburg einen Laden eingerichtet, der mehr sein soll als ein Geschäft. „Es ist ein Treffpunkt“, sagt der 21-Jährige. Viele Kunden seien Schüler, die nach dem Unterricht kämen.

Phu plaudert gerne mit seinen Kunden. In seinem „kleinen Tibet“ kommt man schon aus Platzgründen schnell ins Gespräch. „Ich glaube, ich kenne jeden einzelnen Kunden“, sagt Phu. Für den regen Andrang ist er dankbar: „Ohne die Studenten und die Schüler könnte ich den ganzen Laden hier nicht führen.“ In den Regalen Pullover, Hosen, Hemden oder Tücher. Die Bandbreite geht von Wollpullover bis Trainingsjacke, tibetische Kleidung findet man dort nicht.

Bunte Gebetsfahnen über dem Schaufenster: Das Geschäft nahe der Johanneskirche

Täglich kämen Dutzende, um nach gebrauchten Kleidungsstücken aus Amerika, Neuseeland, Spanien, Niederlande und Deutschland zu schauen. Phu berichtet von Kunden aus ganz Deutschland und aus der Schweiz. Während des Gesprächs sind auch zwei Berliner da: „Ich wohn‘ in Berlin und du suchst dich dumm und dämlich, bevor du mal so ne gute Auswahl findest wie hier“, schwärmt der junge Mann. Die Ware aus den exotischen Ländern bekommt er von Großhändlern für Second-Hand-Klamotten. Ähnlich wie Cafés Kaffeebohnen bei Metro besorgen, kauft Phu Kleidung bei verschiedensten Händlern. 

Pullis kosten um die 25 Euro, T-Shirts meist 10 bis 15 Euro. An Nachschub mangelt’s nicht: „Ich hab jeden Tag 70, 80 neue Kleidungsstücke. Damit den Kunden nicht langweilig wird.“ Manche kämen zwei- bis dreimal in der Woche, um sein Sortiment zu durchstöbern. Zu jedem Einkauf verschenkt er, je nach Bedarf, seine selbst produzierten Taschen mit dem aufgedruckten Potala-Palast aus Tibet.

Normalerweise viel los: Die Gänge sind eng in dem kleinen Laden.

Für die Zukunft gibt es mehrere Ideen: Phu möchte einen Online-Shop eröffnen. Bisher verkaufte er seine Klamotten online nur improvisiert über Kleiderkreisel oder per Instagram. Zusätzlich zu den Soforthilfen des Staates habe er sich damit während der Corona-Krise über Wasser gehalten. „Die Corona-Zeit war schon hart“. Dafür läuft es jetzt besser denn je: „Nach der Krise gab es eine Schlange von 18 Leuten draußen vor meinem Laden“, erzählt Phu. Inzwischen träumt er von „einem größeren Laden mit einem kleinen Cafe“.

Der Second-Hand Laden ist Phu`s Ersatz für ein Modedesign-Studium. Wegen seines schlechten Deutsches und dem Kostenaufwand fiel das ins Wasser. „Ich liebe Kleidung“, sie mache ihn glücklich. Wobei ihn nicht die Marken eines Kleidungsstücks reizen, es geht ihm um einen „schönen Schnitt und schöne Farben“.

Mit der Gestaltung seines Ladens trifft er bei jungen Menschen einen Nerv. Vielleicht auch weil er mit seinen 21 Jahren selbst ein Teil davon ist. Die lockere und persönliche Atmosphäre spricht seine Kunden an. „Family Members“, nennt er sie. Es gibt sie auch im Netz: 4000 Follower hat sein Instagram-Account little_tibet_vintage.

Info

Der Second-Hand-Laden „Litte Tibet“ liegt an der Basler Straße 18, nicht weit von der Johanneskirche. Mehr Infos gibt es auf Facebook und Instagram.

Foto: © Julian Meinke