Auf den Spuren von Bill Gates – Wie ein Freiburger an der Elite-Uni Harvard klarkommt Schule & Lernen | 22.09.2023 | Till Neumann

Uni Harvard Für viele ein Traum: Die Universität Harvard im US-amerikanischen Boston gilt als eine der besten Unis der Welt. Ein Freiburger mischt dort mit.

Die Harvard University gilt als eine der besten Talentschmieden der Welt. Facebook-Erfinder Mark Zuckerberg war dort, Microsoft-Gründer Bill Gates ebenso. Auch der Freiburger Hugo Hinze hat es an die Elite-Uni im US-amerikanischen Boston geschafft. Wie der 20-Jährige dort klarkommt und warum Partys dort echt komisch sein können, erzählt er im f79.

Hugo Hinze

Hat den Sprung geschafft: Hugo Hinze aus Freiburg

Den Namen Harvard kennt fast jeder. Aber wie man an einer der bekanntesten Unis der Welt studiert, das weiß kaum einer. Hugo Hinze schon. Oder zumindest ein bisschen. Der 20 Jahre alte Freiburger ist seit einem Jahr dort. „Das ist natürlich ein bisschen ein krasses Umfeld“, erzählt er am Telefon. Viele seiner Kommiliton*innen hätten ihr Leben jahrelang strategisch danach ausgerichtet, nach Harvard zu kommen. Die Haltung sei dann oft: „Ich muss die oder der Beste sein und alles muss auf den ersten Versuch perfekt klappen.“

Dennoch fühlt er sich nicht umgeben von Brains. „Man merkt schon total, dass man in so einer Blase ist, von lauter Leuten, die hochgebildet sind.“ Dass in Vorlesungen deswegen nur Genie-Anmerkungen von Studierenden zu hören sind, das sei nicht so. „Die meisten Sachen sind relativ banale Statements – in große Wörter verpackt.“ Zumal es auch viele gebe, die es deutlich entspannter angehen. Gerade die internationalen Student*innen, mit denen er viel Zeit verbringt.

Der Freiburger muss sich nicht verstecken. Mit einem 1,0-Abitur am Droste-Gymnasium und jede Menge Engagement hat er den Sprung nach Harvard geschafft. Dafür musste er neben dem Zeugnis auch zwei Essays einreichen und darlegen, wie er sich in der Gesellschaft eingebracht hat. „Ich war kein Bundesmeister in irgendwas oder so, I don‘t know“, sagt Hugo. Dafür war er  Schülersprecher, leitete ein Zirkusprojekt an einer Grundschule und mischte bei Jugend musiziert mit. Zusätzlich zu seiner Bewerbung hatte er ein Kennenlerngespräch mit einem deutschen Harvard-Absolventen. Danach kam direkt die Zusage.

Ist damit ein Traum wahr geworden? „Tatsächlich nicht“, sagt Hugo. In der zehnten Klasse war er für einen Austausch in den USA. Dort lernte er Leute kennen, die dort studieren. Seitdem hatte er das als Idee im Hinterkopf. Vor dem Abi hat er sich dann „relativ spontan“ beworben. Sein Gedanke: „Ich hab’ eh nichts zu verlieren.“ Ohne die Kontakte dorthin hätte er das nicht gemacht. „Wenn man sich da als internationaler Bewerber blind bewirbt, ist es einfach deutlich schwieriger, weil man dieses System gar nicht versteht.“

Sein Unileben ist intensiv: „Es ist auf jeden Fall ganz anders, als was ich von meinen Freunden höre, die hier in Deutschland studieren.“ Zum einen, weil alle auf dem Campusgelände wohnen. „Eigentlich leben alle zusammen in so einer Blase und die verlässt man relativ selten“, erklärt er. Die Kurse seien meist machbar. Die Menge des Stoffs aber eine Herausforderung. Als Spätaufsteher belegt Hugo keinen Kurs vor 10.30 Uhr. Dafür arbeitet er oft mit anderen bis 2 Uhr in die Nacht hinein.

Viel zu tun ist definitiv. „Aber dadurch, dass man zusammen auf dem Campus wohnt, ist es gleichzeitig ein total soziales Umfeld“, berichtet Hugo. Auch am Wochenende muss er lernen. Zeit für Partys ist dennoch. Doch die sind überraschend anders: „Deutlich schlechter“, sagt Hugo. Alkohol dürfe man erst ab 21 Jahren kaufen. Das interessiere die 18-Jährigen auf dem Campus aber wenig. „Die denken, sie sind von allen Fesseln befreit und können richtig loslegen.“ Viele stürzten dann total ab. Um Mitternacht sei Sense.

Auch sonst ist das Leben dort eine Umstellung: „Es ist so eine andere Welt.“ Alles sei sehr schnell und komfortorientiert. Statt der U-Bahn nehmen die meisten lieber Uber. Nachhaltigkeit sei kein großes Thema. „Bitter“ findet Hugo das. In solchen Momenten trauert er Freiburg nach. Die Berge und die Natur fehlen ihm genau wie das langsamere und bewusstere Leben im Breisgau.

Sicher ist für Hugo auch: Ein zweiter Bill Gates oder Mark Zuckerberg will er nicht werden. Im nächsten Semester wird er sich nach der Orientierungsphase für einen Studiengang entscheiden. Wahrscheinlich werden es Sozialwissenschaften und Philosophie. Allein das sei keine Kombination für eine Tech-Traum-Karriere. Hugo sieht es entspannt. Nach dem Bachelor zieht es ihn wohl zurück nach Europa. Was genau er werden möchte, entscheidet sich erst in einigen Jahren.

Info

Wer sich für Harvard interessiert, kann Hugo per Instagram über das Profil @hugo.hinze oder per Mail an hugohinze@college.harvard.edu kontaktieren.

Fotos: iStock.com/Marcio Silva; privat